Extrem erschöpft und pflichtbewusst: Berufliches oder privates „Ausgebranntsein“ stellt ein gesellschaftliches Phänomen der Leistungsgesellschaft dar – darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) hin. Demnach ist jeder Mensch für sein eigenes Glück und für seinen eigenen Erfolg im Beruf selbst verantwortlich. Infolgedessen wächst der Druck, immer effizienter werden zu müssen, und mit dem andauernden Stress auch das Risiko für einen Burnout.
Generell handelt es sich bei einem sogenannten Burnout-Syndrom um einen Zustand der tiefen Erschöpfung auf psychischer, körperlicher, emotionaler und sozialer Ebene. Eine einheitliche Definition und Diagnose für einen Burnout gibt es nicht, dafür aber eine große Vielfalt an Symptomen – von anfänglich oft noch unmerklichen Kennzeichen über gravierende Auswirkungen im fortgeschrittenen Verlauf bis hin zu lang anhaltenden Spätfolgen für Körper und Psyche. Wie sich ein Burnout anfühlt, wie er sich psychosomatisch bemerkbar machen kann und wie wir rechtzeitig dem Ausgebranntsein entkommen, erfährst Du im Folgenden.
Symptome des Burnout-Syndroms
Im Anfangsstadium eines Burnouts bemerken Angehörige und nahestehende Menschen zuerst eine erhöhte Reizbarkeit bei Betroffenen. Leidtragende selbst beschleicht zunächst ein diffuses, ängstliches Gefühl. Sie fühlen, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist, können die Ursache oder den Grund dafür aber noch nicht wirklich erkennen. Mit der Zeit entstehen dann konkretere erste Anzeichen und Warnsignale für den Beginn des Burnout-Syndroms. Im Arbeitsumfeld zeigt sich das typischerweise in Form von einem gesteigerten Einsatz und pausenlosem Arbeiten. Überstunden werden ohne Bezahlung hingenommen, die ersehnte Dankbarkeit, Wertschätzung und Belohnung bleiben jedoch aus.
Bei Betroffenen besteht das subjektive Empfinden, dass sie unentbehrlich für alle Anforderungen und Aufgaben sind. Dadurch entsteht aber auch das Gefühl, keine Zeit mehr für eigene Bedürfnisse zu haben. Soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten werden immer mehr eingeschränkt. Charakteristisch in dieser Phase ist es, dass Betroffene den Zustand noch ignorieren und ihre Bedürfnisse verdrängen. Dadurch spitzt sich die Lage immer mehr zu.
Im fortgeschrittenen Stadium treten Emotionen wie Ärger, Unzufriedenheit und Reizbarkeit immer deutlicher zutage. Betroffene fühlen sich von anderen Menschen ausgenutzt und hintergangen. Neben einer chronischen Müdigkeit und Erschöpfung fühlen sie sich zunehmend ruhelos, frustriert und niedergeschlagen. Nun nehmen auch die körperlichen Symptome zu. Schlafstörungen, Kopf- und Rückenschmerzen, Muskelverspannungen, Tinnitus, Herzrasen und Bauchschmerzen sowie sexuelle Probleme können u. a. in Erscheinung treten.
Im weiteren Verlauf treten im Spätstadium vermehrt Gefühle von eigenem Versagen und Misstrauen auf. Ein Burnout geht oft mit den Symptomen einer Depression einher und hat zudem das Potenzial, eine Depression auszulösen. Das Leben wird immer mehr als sinnlos empfunden und Betroffene ziehen sich immer mehr zurück. Es kann zu einem totalen Zusammenbruch kommen, der sofortiger Hilfe bedarf.
Wann aber ist der Zeitpunkt erreicht, um sich selbst einzugestehen, dass die Grenze der körperlichen und psychischen Belastbarkeit überschritten ist, man zu hohe Erwartungen in die eigene Leistungsfähigkeit gesetzt hat und nicht alle Ziele erreichen kann? In verschiedenen Phasenmodellen werden mögliche Stadien und Verläufe des Burnout-Syndroms beschrieben. Sie dienen der Selbstreflexion. Anhand der ausführlich dargestellten Phasen können Betroffene eigene Symptome besser überprüfen, wahrnehmen und begreifen. Hier bekommst Du ausführliche Informationen zu den einzelnen Burnout-Phasen.
Die Symptome eines Burnouts lassen sich in drei Kategorien einteilen: in emotionale, depressive und körperliche Symptome.

Emotionale Symptome
Erste Anzeichen für ein Burnout-Syndrom sind Reizbarkeit und ein Rückzug aus dem sozialen Umfeld. Sport, Hobbys und andere Bedürfnisse werden von Menschen mit drohendem Burnout vernachlässigt. Häufig sind perfektionistische Menschen von einem Burnout betroffen, die eine Tendenz zu Überengagement zeigen und ein großes Verantwortungsbewusstsein haben. Sie lassen sich daher gerne für Aufgaben einspannen.
Irgendwann führen die hohen Ansprüche an sich selbst, die Anforderungen bei der Arbeit oder im Privatleben zu einer Überlastung. Stress und Zeitdruck entstehen, Zeit für Pausen und Entspannung bleiben aus. Wird der hohe Einsatz nicht belohnt und wertgeschätzt, entsteht eine Frustration, die im weiteren Verlauf immer stärker wird. Negative Gefühle wie Ärger, Enttäuschung, Wut oder Ohnmacht machen sich bemerkbar. Betroffene distanzieren sich von ihren Aufgaben und in zwischenmenschlichen Beziehungen wirken sie zunehmend unfreundlich, zynisch und empathielos.
Depressive Symptome
Ein Burnout-Syndrom geht mit depressiven Symptomen wie Niedergeschlagenheit, einer tiefen Traurigkeit, Antriebslosigkeit und Hoffnungslosigkeit einher. Es besteht ein Gefühl der inneren Leere, Hilflosigkeit und Ohnmacht. Das Leben erscheint sinnlos. Die chronische Müdigkeit und geistige Erschöpfung wirken sich negativ auf die Konzentrationsfähigkeit aus. Dadurch lässt auch die Leistungsfähigkeit nach. Bei Menschen mit drohendem Burnout ist charakteristisch, dass sie häufig unter einem mangelnden Selbstwertgefühl leiden und sich von ihrem sozialen Umfeld zurückziehen.
Körperliche Symptome und psychosomatische Beschwerden
Ein typisches Symptom bei einem Burnout ist neben einer körperlichen Erschöpfung auch eine chronische Müdigkeit. Schlafstörungen können ein erstes Anzeichen für ein Burnout-Syndrom sein. Betroffene wachen entweder morgens zu früh auf oder können abends nicht einschlafen. Aufgrund des Schlafmangels erholen sie sich nicht mehr, die Leistungsfähigkeit ist reduzierter und es muss mehr Energie aufgebracht werden, um die Aufgaben im Beruf und Alltag zu bewältigen.
Psychosomatische Beschwerden treten oft begleitend zu anderen Burnout-Symptomen auf. Typische Folgen auf körperlicher Ebene sind Magen-Darm-Probleme wie Bauchschmerzen, chronische Rücken- und Kopfschmerzen sowie Nackenverspannungen. Symptomatisch ist auch eine erhöhte Infektanfälligkeit, die sich dadurch zeigt, dass die Betroffenen ständig erkältet sind. Auch sexuelle Probleme können sich manifestieren.
Burnout-Symptome im Überblick
Ob psychische Erkrankungen oder körperliche Beschwerden – Burnout-Symptome können auf vielfältige Weise in Erscheinung treten. Ein allgemeiner Überblick:
- Tiefe Erschöpfung, Energielosigkeit und Erholungsunfähigkeit.
- Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme, Entscheidungsunfähigkeit.
- Leistungs- und Antriebsschwäche.
- Versagensängste und andere Ängste.
- Emotionale Erschöpfung, innere Leere, Desillusionierung, Gleichgültigkeit, Verzweiflung, Bitterkeit und geringe Frustrationstoleranz.
- Depressive Symptome wie Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Antriebslosigkeit, Selbstzweifel.
- Ruhelosigkeit, Nervosität und innere Unruhe.
- Kopfschmerzen und Migräne.
- Zahnbeschwerden durch nächtliches Zähneknirschen.
- Schlafstörungen (Ein- und Durchschlafstörungen), chronische Müdigkeit.
- Gefühl mangelnder Anerkennung.
- Chronische Schmerzen, z. B. Rückenschmerzen, Nackenschmerzen.
- Unterleibsschmerzen, Zyklusstörungen.
- Magen-Darm-Beschwerden, z. B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Völlegefühl, Verstopfung, Reizmagen, Reizdarm.
- Herz-Kreislauf-Beschwerden, z. B. Bluthochdruck, funktionelle Herzbeschwerden (Herzklopfen, Herzstolpern) ohne organische Ursachen.
- Atembeschwerden mit Engegefühl in der Brust.
- Tinnitus und Schwindel.
- Vermehrter Konsum von Alkohol, Kaffee, Nikotin und anderen Drogen.
Verdacht auf Burnout: Wann zum Arzt?
Professionelle Hilfe bei einem Hausarzt oder einer Hausärztin wäre zu suchen, wenn aufgeführte Symptome nach einer gewissen Zeit nicht wieder von alleine verschwinden und über einen langen Zeitraum auftreten.
Findest Du nach stressigen Phasen - trotz Urlaub und Freizeitvergnügen - keine Erholung und Entspannung, solltest Du Dir ärztliche Unterstützung suchen. In einer Hausarztpraxis werden erste Gespräche und Untersuchungen für eine Diagnose durchgeführt. Möglicherweise werden weitere Schritte nötig. Dann erhältst Du eine Überweisung an Fachärzt:innen, z. B. für psychosomatische Medizin oder für eine Psychotherapie.
Eine möglichst frühzeitige Therapie ist sehr wichtig, da im weiteren Verlauf des Burnout-Syndroms die Übergänge zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Schmerzsyndromen fließend sind.
Warum die Unterscheidung zwischen Burnout und Depression so wichtig ist
Eine klare Grenze zwischen einem Burnout-Syndrom und einer Depression zu ziehen, ist auf den ersten Blick manchmal gar nicht möglich – zu ähnlich können die Symptome beider Erkrankungen sein.
Ob Burnout oder Depression: Eine fachkundige Diagnose ist die Basis einer jeden Behandlung. Eine Fehldiagnose kann gravierende Folgen für Patient:innen haben, weil sich daraus falsche Therapiemaßnahmen ergeben.
Wie werden Burnout Symptome behandelt?
Je nach Ausprägung der Symptome suchen Menschen mit einem Burnout-Syndrom meistens ambulante Hilfe in einer psychotherapeutischen Praxis oder begeben sich in stationäre Behandlung in eine Klinik.
Das Ziel einer Burnout-Behandlung ist die körperliche und psychische Entspannung. Betroffene lernen, den Ernst ihrer Lage, ihre eigenen Ressourcen und Schwächen zu erkennen und realistisch einzuschätzen, ihre Bedürfnisse besser wahrzunehmen und eine bessere Work-Life-Balance umzusetzen. Patient:innen sollen in Zukunft wieder mehr Freude an der eigenen Leistung und im Leben finden und Rückfälle vorbeugen.
Bisher gibt es nicht die eine Therapie, die konkret auf das Krankheitsbild Burnout abgestimmt ist. Daher können verschiedene Therapie-Bausteine zum Einsatz kommen. Dazu gehören verschiedene psychotherapeutische Maßnahmen (z. B. kognitive Verhaltenstherapie, Achtsamkeitstraining), Entspannungsmethoden gegen Stress (Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Yoga, Meditation) und in seltenen Fällen kommen auch Medikamente (z. B. Antidepressiva wie Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, SRI) zum Einsatz. Auch eine Körpertherapie in Form von Bewegung und sportliche Aktivität ist fester Bestandteil eines Therapieplans und soll sowohl den Körper aktivieren als auch die körperliche Fitness steigern.

Burnout Symptomen vorbeugen: 5 hilfreiche Tipps gegen Stress im Job und Alltag
Wie kannst Du ein Burnout-Syndrom vorbeugen? Folgende fünf Tipps können hilfreich sein:
- Mehr Zeit für soziale Kontakte nehmen: Achte möglichst darauf, Deine freundschaftlichen Kontakte und zwischenmenschlichen Beziehungen zu pflegen. Freund:innen und andere nahestehende Menschen sind wichtig, um vertrauensvolle Gespräche zu führen und einen Ausgleich zur Arbeit oder zum Alltag zu schaffen. Auch Freizeitaktivitäten und Hobbys tragen zu mehr Freude im Leben bei.
- Körperliche Entspannung und Wohlempfinden ermöglichen: Unterstütze Deinen Körper bei der Regeneration. Nach Stress und anstrengenden Tätigkeiten wirken sich entspannende Bäder, Wechselduschen oder regelmäßige Saunagänge wohltuend auf Deinen Körper und Deine Seele aus. Tipp: Mit einem Saunabesuch kannst Du nicht nur die Entspannung fördern, sondern gleichzeitig Dein Immunsystem stärken.
- Entspannungsverfahren gegen Stress lernen: Wie bereits unter Therapien beschrieben, hat sich das Erlernen von Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Yoga, Achtsamkeit, Progressive Muskelentspannung oder MBSR gegen Stress und drohendem Burnout bewährt.
- Gesunden Lebensstil pflegen: Achte möglichst auf eine ausgeglichene, gesunde Lebensweise. Dazu gehören Maßnahmen wie eine gute Schlafhygiene mit ausreichend Schlaf und einem geregelten Schlafrhythmus, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft (z. B. Spaziergänge, Radfahren, Gartenarbeit) und eine ausgewogene, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung. Alkohol, Kaffee und Zigaretten sollten möglichst nur in Maßen konsumiert werden.
- Stresssituationen erkennen: Chronischer, negativ empfundener Stress (Distress) beeinträchtigt unsere körperliche und psychische Gesundheit. Achte daher auf Deine persönlichen Bedürfnisse und erkenne Situationen, die belastend sind. Analysiere auch Deine Ansprüche an dich selbst und erforsche, welche Situationen Du als besonders belastend empfindest. Lerne in bestimmten Situationen auch das Nein-Sagen, um Deinen Einsatz besser zu dosieren und einer chronischen Überforderung entgegenzuwirken.
Darüber hinaus können Menschen mit Burnout und auch die Angehörigen sich an Selbsthilfegruppen wenden, um das Gespräch mit anderen Burnout-Patient:innen zu suchen und sich auszutauschen.
Weitere ausführliche Informationen zum Thema Burnout erhältst Du in folgenden Beiträgen:
- Burnout-Syndrom (Ursachen, Risikofaktoren, Diagnose, Therapie, Prävention)
- Anzeichen eines Burnouts
- Phasen des Burnout-Syndroms