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„Biologisch jung geblieben“: Wie Vitamin C die Zellen frisch hält
Die Telomerlänge der Chromosomen spiegelt das replikative Potenzial des Erbguts und damit die Langlebigkeit der Zelle wider. Es wird angenommen, dass sie auch mit altersbedingten Erkrankungen in Zusammenhang steht (z. B. kardio- und zerebrovaskuläre Erkrankungen sowie M. Alzheimer). Die Telomere werden bei der Zellteilung immer dann kürzer, wenn die Zelle attackiert wird. Ab einer bestimmten Kürze teilt sich die Zelle nicht mehr.
Gleichzeitig scheint das als Antioxidans und Fänger freier Radikale bekannte Vitamin C die Zellen nicht nur von oxidativem Stress befreien zu können. Auch die Telomerlänge soll durch Ascorbinsäure länger erhalten bleiben. Vitamin C würde damit einen Anti-Aging-Effekt auf Zellen ausüben. Bisherige Studien dazu basierten auf zu wenigen Fallzahlen. Nun wurden Daten vom National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES, USA) aus den Jahren 1999 bis 2002 ausgewertet.1
Telomerlänge in Leukozyten bestimmt
Es lagen Daten von 7.094 Männern (48,2 %) und Frauen (51,8 %) vor. Die Aufnahme von Vitamin C wurde mittels Telefoninterviews abgeschätzt, bei denen die Nahrungsaufnahme der vergangenen 24 Stunden erfragt wurde. Aus den erhobenen Daten wurden dann drei Gruppen von Menschen gebildet, die entweder weniger als 41,5 mg Vitamin C pro Tag, mehr als 107,75 mg täglich oder eine Menge, die zwischen diesen beiden Werten liegt, verzehrten. Die Telomerlänge wurde in Leukozyten bestimmt. Dazu wurde sich der Methode der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) bedient.
Positiver Zusammenhang entdeckt
Die Aufnahme von Vitamin C korrelierte positiv mit der Telomer-Länge. Je mehr Vitamin C verzehrt wurde, desto länger waren die Telomere (p=0,003). Könnte Vitamin C also ein Jungbrunnen für die sich schnell teilenden Zellen sein? Dazu wäre die Aufklärung der Mechanismen interessant. Die Studienautor:innen vermuten mehrere Wege der Vitamin-C-Aktivität.
Booster für die Telomerase
So wurde zuvor schon gezeigt, dass Vitamin C die Telomerase-Aktivität steigern kann. Telomerase ist eine reverse Transkriptase. Sie kann also Telomere wieder verlängern. Vitamin C hemmt somit nicht nur den Abbau der Telomere, sondern fördert auch deren Regeneration – zumindest bis zu einem gewissen Grad. Dies wurde in Zellen mit einem hohen Level an Proliferation und Differenzierung gezeigt. In Zellen, die sich in moderater Geschwindigkeit replizieren, ist von Natur aus wenig Telomerase vorhanden. Hier dürfte der Effekt von Vitamin C nicht so groß ausfallen. Welche Rolle die Antioxidation und Vitamin C als Radikalfänger spielen, ist nicht geklärt. Auch bleibt offen, welche Stoffwechselwege Vitamin C nutzt, um die Telomerase aktiv zu halten.
Weitere Studien erforderlich
Die NHANES-Daten waren nicht darauf ausgelegt, weitere, für diese Fragestellung wichtige Parameter zu erheben. Ebenso gab es keine Intervention: Es wurde nicht untersucht, ob sich die Telomere bei Patient:innen mit einer geringen Vitamin-C-Versorgung verlängern, wenn diese das Vitamin supplementieren. Die Zufuhrempfehlung für Vitamin C bei Erwachsenen liegt bei 110 mg täglich für Männer und bei 95 mg am Tag für Frauen.2 Somit war ohnehin nur der Teil der Proband:innen gut versorgt, der mit der Vitamin-C-Versorgung in derdritten Gruppe über 107,75 mg täglich lag. Könnte mehr Vitamin C noch ein Plus für das biologische Alter bringen? Es sind nun einige Fragen offen, die es wert sind, geklärt zu werden – auch in Hinblick auf die Vermeidung altersabhängiger Erkrankungen.
Quellen:
[1] Cai Y, Zhong Y, Zhang H, et al. Association between dietary vitamin C and telomere length: A cross-sectional study. Front Nutr 2023; 10:10259363018.
[2] https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/faq/vitamin-c/#c3057, zuletzt aufgerufen am 20.07.2023.
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