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Mediterrane Kost kann das Herzinfarktrisiko senken

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weiterhin die führende Todesursache in Industrienationen, wobei sie heute zunehmend auch in ärmeren Ländern zur Mortalität führen. Jedes Jahr werden weltweit mehr als 17 Millionen Todesfälle verzeichnet, und nach den Erwartungen wird sich diese Zahl bis 2030 auf 23,6 Millionen erhöht haben. So sind vielfältige Strategien zur Prognose, Prävention und Behandlung der kardiovaskulären Erkrankungen, einschließlich Lebensstil- oder Ernährungsfaktoren, erforderlich.

Die mediterrane Kost beinhaltet solche Ernährungsfaktoren, durch welche der Entwicklung und dem Fortschreiten einer Atherosklerose entgegengewirkt werden kann.

Hintergrund

Mit dieser aktuellen epidemiologischen Studie sollte die protektive Bedeutung von Ernährungsgewohnheiten und speziell der mediterranen Kost bei Patienten untersucht werden, die einen ersten akuten Herzinfarkt erlitten hatten und in die multizentrische Studie FAMI (First Acute Myocardial Infarction) aufgenommen worden waren.

Methoden und Ergebnisse

In der Studie wurden die Daten einer Fall-Kontroll-Gruppe aus 1.478 Patienten (858 Europäer, 620 Chinesen) analysiert. Die Gesamtgruppe teilte sich auf in 739 Patienten (Fälle) mit einem Herzinfarkt mit sichtbarer ST-Streckenhebung (STEMI, ST-Hebungsinfarkt) und 739 nach Alter und Geschlecht passende gesunde Probanden (Kontrollen). Die Infarktpatienten wiesen in ihrer Vorgeschichte keine koronare Herzkrankheit (KHK) auf und waren innerhalb von 6 Stunden ab Beginn der Symptomatik in eine Notfallambulanz eingeliefert worden. Die Ernährungsgewohnheiten wurden mithilfe eines Fragebogens erfasst. Anhand dieser Daten wurde der Punktwert des „FAMI Mediterranean Diet Score“ berechnet, mit dem das Einhalten einer mediterranen Kost eingestuft wurde. Anhand der erhobenen Punktwerte wurden die Patienten/Probanden in 5 gleiche Untergruppen (Quintile) unterteilt.

Kardiovaskuläre Risikofaktoren waren in beiden ethnischen Gruppen, Europäern und Chinesen, vergleichbar, allerdings war bei den Chinesen der Anteil aktueller Raucher sowohl bei den Patienten (59,7% vs. 47,1%) als auch den Kontrollprobanden (37,4% vs. 14,2%), höher.

Die europäischen Patienten mit STEMI zeigten ein signifikant geringeres Einhalten der mediterranen Kost gegenüber den gesunden europäischen Kontrollpersonen. Die Prävalenz des STEMI war mit steigenden Quintilen bezüglich des Einhaltens der mediterranen Kost signifikant niedriger (p=0,0002). Im europäischen Kollektiv zeigte sich eine progressive STEMI-Risikoreduktion mit ansteigendem FAMI-Punktwert, d. h. mit stärkerem Einhalten der mediterranen Kost (Odds Ratio 0,41, entsprechend einer Risikoreduktion um 59% im höchsten gegenüber dem niedrigsten Quintil p<0,0001).

Bei den Europäern war der Verzehr von mindestens 4 Portionen Obst und Gemüse täglich mit einer signifikanten Reduktion des STEMI-Risikos (Odds Ratio 0,59, entsprechend einer Reduktion von 41% p<0,0001) verbunden.

Bei den chinesischen Studienteilnehmern fand sich ein vergleichbarer signifikanter Zusammenhang zwischen dem FAMI-Punktwert und der STEMI-Prävalenz nicht (p=0,751). Die Aufteilung der wesentlichen Lebensmitteltypen ergab, dass sich der verwendete Fragebogen offenbar nicht als effektives Instrument zur Untersuchung der Ernährungsgewohnheiten in der chinesischen Bevölkerung eignete.

Zusammenfassung

In der europäischen Fall-Kontroll-Gruppe war das stärkere Einhalten der mediterranen Kostform mit einem protektiven Effekt im Hinblick auf das STEMI-Risiko verbunden. Dieser Effekt war unabhängig vom kardiovaskulären Gesamtrisikoprofil. Weiterhin ging ein höherer Verzehr von Ost und Gemüse mit einer signifikanten Reduktion des STEMI-Risikos einher.

Damit wird laut Schlussfolgerung der Autoren die protektive Auswirkung der mediterranen Kost und des hohen Verzehrs von Obst und Gemüse auf das Risiko eines ersten STEMI für die europäischen Patienten/Probanden bestätigt.

 

Quelle:
Scarano P, Magnoni M, Vergani V, et al. Effect of adherence to Mediterranean diet on first ST-elevation myocardial infarction: Insights from multiethnic case-control study. Nutrition 2019;65:185–90.

Bildquelle: © zi3000/stock.adobe.com

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