
Apotipps
Mit Metaphern klappt das Verstehen wie geschmiert
Eine klare und verständliche Kommunikation ist die Basis für ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Apotheker und Kunde. Dabei ist es nicht ganz trivial, medizinische oder pharmazeutische Fakten so zu vermitteln, dass Laien sie verstehen. Veranschaulichungen können dazu beitragen, dass die Botschaften beim Kunden ankommen. Metaphern, Analogien und Beispiele sind geeignete rhetorische Kniffe, um Behandlungsverfahren, Wirkweisen von Medikamenten oder Handlungsanweisungen zu verdeutlichen.
Das Wort Metapher stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Übertragung“. Die Sprachwissenschaftlerin Gisela Brünner definiert Metaphern als „sprachliche Bilder, die auf Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Objekten, Ereignissen oder Konzepten beruhen bzw. solche Ähnlichkeitsbeziehungen herstellen.“1 „Mir raucht der Kopf“, „das klingt gut“, „wir kriegen das in den Griff“ sind Sprachbilder, die wir im Alltag ganz selbstverständlich verwenden. Der Vorteil von Metaphern: Sie lösen innere Bilder aus, machen Abstraktes fassbar und komplexe Informationen leichter verständlich.
Im Rahmen einer Studie verwendeten Onkologen häufig Metaphern und Analogien bei der Patientenaufklärung.2 Einer verglich beispielsweise das Knochenmark mit einem Elefanten, denn „es hat ein sehr gutes Langzeitgedächtnis und kann sich an alles erinnern, was es schon mal gesehen hat“.2 Die Patienten bewerteten die Kommunikation mit ihrem Arzt besser, wenn dieser Sprachbilder einsetzte.2 In einer anderen Untersuchung wurden Gespräche analysiert, in denen Patienten molekularbiologische Tests erklärt wurden, z. B. so: „Stellen Sie sich Ihren Krebs als Bus vor. Bestimmte Gene (‚driver genes‘) steuern den Bus. Wenn wir herausfinden, wer Ihren Bus fährt, können wir etwas gegen den Fahrer unternehmen.“3 85 % der Patienten fanden die Metaphern sehr hilfreich für ein besseres Verständnis der diagnostischen Verfahren.3 Darüber hinaus spielen Metaphern eine wichtige Rolle bei der Erzeugung von Erwartungseffekten. Sprachliche Bilder wie „Wir geben Ihnen ein völlig neues Immunsystem“ oder „Dieses Antibiotikum wird die Bakterien mit einem Holzhammer erledigen“ oder „Das Fischöl wird Ihre Gelenke schmieren“ können positiv auf den Patienten wirken und den Heilungsprozess unterstützen.
Maßgeschneiderte Botschaften
Metaphern können die Welt der Medizin mit der Welt des Apothekenkunden in Beziehung bringen. Das klappt jedoch nur, wenn der Kunde in der Lage ist, die Sprachbilder auch zu verstehen. Ein Apotheker sollte sich daher fragen: „Welche Sprache spricht mein Kunde?“ und „Welche Alltagsmetaphern verwendet er selbst?“4 Je nach Ausbildung, kulturellem oder beruflichem Hintergrund können Metaphern auf ihn zugeschnitten werden.5 So wird sich ein Landwirt eher verstanden fühlen, wenn man Sprachbilder aus seinem Alltag wählt: „So wie Pflanzen Dünger brauchen, benötigt auch Ihr Körper bestimmte Mineralien.“4
Im Idealfall läuft das Gespräch unter Verwendung von Metaphern wie am Schnürchen, und das Verstanden werden klappt wie geschmiert – beste Voraussetzungen für eine partizipative Entscheidungsfindung.
Inspiration finden Sie in unserer Checkliste „Metaphern, Sprachbeispiele und Anregungen“ zum Download.
Quellen
[1] Brünner G, Gülich E. Krankheit verstehen. Bielefeld: Aisthesis-Verlag; 2002.
[2] Casarett D, Pickard A, Fishman JM, et al. Can metaphors and analogies improve communication with seriously ill patients? J Palliat Med 2010;13(3):255–60.
[3] Pinheiro APM, Pocock RH, Dixon MD, et al. Using metaphors to explain molecular testing to cancer patients. Oncologist 2017;22(4):445–9.
[4] Kamps H. Der Patient als Text - Metaphern in der Medizin. Z Allg Med 2004;80(10):438–42.
[5] Heiland R, Duken K, Gutzeit A, et al. Weil Worte wirken. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer; 2018.
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