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Wissensvorsprung

Omega-3-Fettsäuren: Weniger Schmerz(mittel) bei Arthrose?

Die Arthrose Prävalenz steigt in Abhängigkeit vom Lebensalter. Mehr als jede 5. Frau und jeder 10. Mann gaben in einer Befragung an, in den letzten 12 Monaten an Arthrose gelitten zu haben.2 Nun konnten zwei Untersuchungen 1,3 zeigen, dass der entzündungshemmende Effekt von Omega-3-Fettsäuren – allen voran die Eicosapentaensäure (EPA) – Arthrose-Schmerzen lindern kann. Außerdem konnten Patient:innen dadurch ihren Schmerzmittelverbrauch etwas reduzieren.

Konservative Therapie: Abnehmen, Bewegung, Schmerzmittel

Bei den Symptomen stehen die Schmerzen meist an erster Stelle, begleitet von Steifheit und Schwierigkeiten, alltägliche Tätigkeiten zu erledigen.1 Die Gewichtskontrolle ist der erste Baustein der konservativen Arthrose-Therapie. Gleichzeitig dämmt mäßige, aber regelmäßige Bewegung den Funktionsverlust ein. Analgetika und nicht-steroidale Antirheumatika sind gegen die Schmerzen meist gut wirksam. Auf lange Sicht stellen sie aber ein Problem u. a. für den Magen-Darm-Trakt dar. Oft werden Nahrungsergänzungsmittel empfohlen, die Chondroitinsulfat, Glucosaminsulfat, Vitamine, Methylsulfonylmethan und langkettige mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren (z. B. Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure (DHA)) enthalten.1 Jetzt gibt es überzeugende Daten, die für die beiden Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA1 sprechen.

Omega-3-Fettsäuren wirken antiinflammatorisch


So gibt es Hinweise darauf, dass bei Arthrose neben der lokalen Entzündung der Gelenke auch Entzündungen auf systemischer Ebene auftreten. Die Arthrose hat eine multifaktorielle Pathologie: Es kommt zu einem osteo-subchondralen Remodeling, zu Entzündungen des Synovialgewebes und zum Verlust von Gelenkknorpel, begleitet von entzündungsfördernden Zytokinen (Interleukin lb (IL-b) und Tumornekrosefaktor-a (TNF-a)), die die Erkrankung in katabole Bahnen lenken und das Fortschreiten begünstigen. Omega-3-Fettsäuren wirken antiinflammatorisch. Allerdings spielen die Omega-6-Fettsäuren, die häufig mit der Nahrung aufgenommen werden, eine proinflammatorische Rolle. Das Verhältnis der beiden Fettsäuren zueinander kann Einfluss auf das Arthrose-Geschehen haben.

Omega-3-Fettsäuren mindern Arthrose-Schmerz


Die  Studienlage ist aufgrund der Anwendung unterschiedlicher Dosierungen und Fettsäurequellen (Fisch, Muschel) sowie verschiedener Fragestellungen und Messinstrumente recht heterogen. Dennoch konnte in einer Meta-Analyse1 von 6 sorgfältig ausgewählten Interventionsstudien herausgefunden werden, dass Omega-3-Fettsäuren die Eicosanoid-Synthese beeinflussen können. 

So wird durch sie die Synthese von inflammatorisch wirkenden Leukotrienen gesenkt. Gleichzeitig fördert eine hohe Aufnahme von EPA und DHA die Bildung von Resolvin, Protectin und Maresin, die das Ausmaß und die Dauer einer Inflammation sowie die dadurch ausgelöste Gewebeschädigung eindämmen können. EPA und DHA inhibieren darüber hinaus den Nuclear Factor kappa B (NFkB), der die Expression inflammatorischer Gene senkt.1 

Insgesamt konnte durch die zusätzliche Einnahme von Omega-3-Fettsäuren – egal aus welcher Quelle – eine Schmerzlinderung festgestellt werden.1 Die Effekte auf die Funktionalität, Steifheit und Inflammation der Gelenke waren nicht signifikant. Aufgrund der Heterogenität der zugrunde liegenden Studien können auch keine Leitlinienempfehlungen abgegeben werden. Allerdings sprechen die Daten für den dringenden Bedarf an einer guten, prospektiven Innovationsstudie. 

Die Meta-Analyse erlaubte einen Blick auf die Kombination mit Glucosaminsulfat: Hier scheint es einen zusätzlichen schmerzlindernden Effekt zu geben. Auch aus Studien zur rheumatoiden Arthritis ist bekannt, dass durch Omega-3-Fettsäuren Schmerzen und Morgensteifigkeit nachlassen und Schmerzmittel eingespart werden können.

Auch In-vitro-Modelle bestätigen Schmerzlinderung


In-vitro-Modelle stützen die Annahme, dass Omega-3-Fettsäuren schmerzlindernd wirken. So reagierten Rinder-Chondrozyten, die mit Omega-3-Fettsäuren vorinkubiert wurden, weniger auf Interleukin-1-a.Die Expression von Entzündungsmediatoren war geringer. Bei einer Vorinkubation mit Arachidonsäure (Omega-6) gab es diesen Effekt nicht. Im Tiermodell wurde zudem gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren die strukturelle Knorpelschädigung hemmen können. Anders als in Humanuntersuchungen verbesserte sich auch die Dysfunktion der Gelenke und es wurden weniger Schmerzmittel benötigt.3 In Zellkulturen humaner Zelllinien führten Omega-3-Fettsäuren zur Hochregulation von Prostaglandinen und zur Senkung der Marker für oxidativen Stress.3

Fazit

Die Arthrose ist eine häufige Erkrankung im Alter. Die Inzidenz wird voraussichtlich zunehmen (Übergewicht, wachsende Lebenszeit). Die Therapie sollte nicht nur auf einer mechanischen, sondern auch auf einer systemischen Entlastung beruhen. Omega-3-Fettsäuren können bei frühzeitiger Anwendung einen protektiven Effekt ausüben und entzündungshemmend wirken. Durch sie können womöglich Schmerzmittel eingespart werden.

 

Quellen:

1. Bahamondes MA, Valdés C, Moncada G. Effect of omega-3 on painful symptoms of patients with osteoarthritis of the synovial joints: systematic review and meta-analysis. Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol 2021;132(3):297–306
2. Heidemann C, Scheidt-Nave C, Beyer AK, et al. Gesundheitliche Lage von Erwachsenen in Deutschland – Ergebnisse zu ausgewählten Indikatoren der Studie GEDA 2019/2020-EHIS. J Health Monit 2021;6(3): DOI 10.25646/8456
3. Loef M, Schoones JW, Kloppenburg M, et al. Fatty acids and osteoarthritis: different types, different effects. Joint Bone Spine 2019;86(4):451–458
4. Calder PC. Session 3: Joint Nutrition Society and Irish Nutrition and Dietetic Institute Symposium on 'Nutrition and autoimmune disease' PUFA, inflammatory processes and rheumatoid arthritis. Proc Nutr Soc 2008;67(4):409–418

 

Bildquelle: © Graphicroyalty / AdobeStock

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