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Osteoporose: Homocystein-Spiegel aus dem Gleichgewicht
Hohe Homocystein-Spiegel und niedrige B-Vitamin-Serumkonzentrationen stehen mit verminderter Knochenmineraldichte und erhöhtem Knochenverlust in Zusammenhang. Die Supplementierung der Vitamine B12 und Folsäure könnten einen zusätzlichen Ansatz zur Osteoporose-Prävention darstellen.
Hintergrund
Die Osteoporose ist eine altersabhängige Knochenerkrankung, die im Wesentlichen Frauen in der Postmenopause betrifft. Sie ist gekennzeichnet durch eine verminderte Knochenmineraldichte (BMD, bone mineral density) und in der Folge ein erhöhtes Frakturrisiko. Der Spiegel von Homocystein (Hcy), einer schwefelhaltigen Aminosäure, wird durch die Aktivität des Enzyms MTHFR (Methylentetrahydrofolat-Reduktase) und – als Kofaktoren – Vitamin B12 und Folsäure reguliert. Dabei stellt Homocystein einen Risikofaktor für entzündliche Vorgänge dar. In einer noch andauernden Diskussion befinden sich vorliegende Daten aus der Literatur, welche den Zusammenhang zwischen Homocystein und Osteoporose beleuchten.
Methoden und Ergebnisse
Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Beziehung zwischen Hcy und BMD, Entzündungsvorgängen, Vitaminstatus und Knochenumbau bei postmenopausaler Osteoporose zu untersuchen.
Bei 252 Frauen in der Postmenopause (Alter 50 bis 65 Jahre), die ambulant von einem Osteoporosezentrum der Universität L’Aquila (Italien) betreut wurden, wurde die BMD an Oberschenkelhals und Lendenwirbelsäule mittels Dual-Röntgenabsorptiometrie (DXA) bestimmt. Daneben wurden der Serum-Hcy-Spiegel, als Entzündungsmarker die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG; auch Erythrozytensedimentationsrate) und das C-reaktive Protein (CRP) sowie Marker des Knochenauf- und -abbaus (u. a. alkalische Phosphatase, Matrixprotein Osteocalcin) untersucht. Da ein geringer Vitaminstatus (D, B12, Folsäure) und das Auftreten des Polymorphismus C677T der MTHFR zu erhöhtem Hcy-Spiegel im Blut führen können, wurden auch diese Parameter ermittelt.
In der Studiengruppe waren 155 Frauen mit niedriger BMD und 97 Frauen mit einer BMD im Normbereich. Bezüglich des Hcy-Spiegels zeigte die Gruppe mit niedriger BMD einen signifikant höheren Wert als die mit normaler BMD (14,93 µmol/l vs. 8,87 µmol/l; p<0,001; s. Abb.).
Ein vergleichbares Bild mit statistischer Signifikanz ergaben die Werte für BSG und CRP. Im Vergleich zwischen niedriger vs. hoher BMD fand sich eine BSG von 24,7 mm/h vs. 18,1 mm/h und ein CRP-Wert von 8 mg/l vs. 2,2 mg/l (p<0,001; s. Abb.).
Bei Betrachtung der Fälle mit erhöhten Hcy-Spiegeln waren erwartungsgemäß die Entzündungsmarker BSG und CRP und die Prävalenz des MTHFR-Polymorphismus signifikant höher als bei normalen Hcy-Spiegeln (p<0,001). Umgekehrt fanden sich bei normalen Hcy-Spiegeln signifikant höhere Werte für Osteocalcin, Vitamin D und B12 sowie Folatserumspiegel (p<0,001).
Frauen mit niedriger BMD wiesen nicht nur höhere Werte für Hcy, Entzündungs- und Knochenresorptionsmarkern und ein häufigeres Vorkommen des C677T-Polymorphismus der MTHFR auf, sondern auch signifikant geringere Spiegel für Vitamin D, Vitamin B12 und Folsäure.
Fazit
Insgesamt ergibt sich aus dieser Studie, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Homocysteinspiegel und der postmenopausalen Osteoporose vorliegt. So kann eine Dysbalance im Homocysteinstoffwechsel das Knochen-Remodeling stören und zur Entwicklung einer Osteoporose beitragen.
Die Regulierung der Hyperhomocysteinämie und entzündlicher Vorgänge sowie die Optimierung der Vitamin D-, B12- und Folsäure-Spiegel können einen zusätzlichen therapeutischen Ansatz zur Prävention und Kontrolle der Osteoporose bieten.
Quelle:
De Martinis M, Sirufo MM, Nocelli C, et al. Hyperhomocysteinemia is associated with inflammation, bone resorption, vitamin B12 and folate deficiency and MTHFR C677T polymorphism in postmenopausal women with decreased bone mineral density. Int J Environ Res Pub Health 2020;17(12)4260.
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