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Schon gewusst?

Bei Wundheilungsstörungen Protein- und Mikronährstoffbedarf checken

In einer 2005 aufgelegten Studie mit 50 älteren Wund-Patient:innen wurde bereits gezeigt, dass eine Malnutrition und eine schlechte Wundheilung häufig einhergehen.2 Zu Beginn der Untersuchung waren 34 % der Proband:innen moderat unterernährt und 8 % mangelernährt. Alle Studienteilnehmenden erhielten über vier Wochen eine proteinreiche Energiezulage von knapp 250 bzw. knapp 500 Kilokalorien. Diese wurde gut akzeptiert und es zeigten sich Vorteile in Bezug auf die Wundheilung und die kognitive Funktion der über 60-Jährigen.2 Nun gibt es weitere Hinweise darauf, dass eine schlechte Nährstoffversorgung die Wundheilung beeinträchtigt. Die Wundheilung kann aber auch zu einer Unterversorgung mit Nährstoffen führen, insbesondere zu einem Verlust der fettfreien Körpermasse.3

Die Art der Wunde ist entscheidend 

Dabei ist Wunde nicht gleich Wunde. Die Wundheilung ist beispielsweise meist unproblematisch, wenn es sich um solche handelt, bei denen die Wundränder durch eine Naht oder Klammern miteinander verbunden sind. Hier stellen lediglich Infektionen eine Herausforderung dar. Anders ist es bei den Wunden, bei denen sich die Wundränder nicht berühren. Solche Druckulzera oder diabetischen Ulzera heilen durch die Bildung von Granulationsgewebe und Kontraktion.1 Dies erfordert viel Protein und einige Mikronährstoffe, wie die Vitamine A, C und D sowie die Mineralstoffe Zink und Kupfer.4

Die Wundheilung fordert das Immunsystem heraus 

Bei Patient:innen mit Wunden sind die Spiegel an Vitamin C, D und Beta-Carotin sowie an Selen und Präalbumin oft erniedrigt. Das C-reaktive Protein (CRP) ist erhöht. Eine Unterversorgung mit Eiweiß tritt häufig auf. Insgesamt sinkt die Kapazität der Zell- und Gewebeerneuerung. Enzymatische Reaktionen können aufgrund des Nährstoffmangels nur langsamer ablaufen. Dem aktiven Immunsystem fehlt Unterstützung. Insbesondere die antioxidative Kapazität ist bei einem Vitaminmangel beeinträchtigt.3 Der Entzündungsmarker CRP erhöht zudem den Zink-Importer. Das Spurenelement verschwindet aus dem Serum – eine zusätzliche Belastungsprobe für die Wundheilung. 

Auf Proteine achten 

Die Supplementierung von Nährstoffen kann positive Effekte auf die Wundheilung haben.1-4 In erster Linie sollte die Proteinzufuhr erhöht werden. In einem Review wurde zusammengetragen, dass 1 bis 2 g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht täglich zugeführt werden sollten. Bei älteren Patient:innen könnte der Bedarf noch etwas höher sein. Große Wunden erfordern eine Anhebung der Proteinversorgung um das Zweineinhalbfache der Empfehlung für Gesunde. Die Energiezufuhr sollte bei 35 bis 40 Kilokalorien pro kg Körpergewicht liegen. Werden zu wenige Kohlenhydrate verzehrt, können die Fibroblasten nicht proliferieren. Auch Lipide können als Energiequelle dienen. Für die Unterstützung des Immunsystems ist besonders die Supplementierung mit Docosahexaensäure (DHA) bedeutsam. Auch Eicosapentaensäure (EPA) und γ-Linolsäure haben positive Effekte auf inflammatorische Prozesse.4 

Mikronährstoffe supplementieren 

Vitamin A fördert die epidermale Proliferation und die Aufrechterhaltung eines Gleichgewichts zwischen anti- und pro-oxidativen Elementen. Vitamin A hemmt das Enzym Kollagenase. Bei Wunden wird eine Zufuhr von 10.000 bis 25.000 IU Vitamin A täglich empfohlen. Vitamin C hat eine große Bedeutung an vielen Stellen in der Wundheilung. Der Bedarf an dem Vitamin ist deutlich erhöht: 500 mg bis 1.000 mg werden angegeben.4 Die Rolle von Vitamin D im Immunsystem ist unbestritten. Bei Wunden sollten akut 5.000 bis 50.000 IU täglich gegeben werden.4 Zink ist für das Remodeling des Extrazellulärraums nötig. Über einen Zinkspeicher im Körper ist nichts bekannt. Daher muss das Spurenelement täglich zugeführt werden. Allerdings gibt es bisher nur gute Nachweise für eine topische Anwendung von Zink.  Gleiches gilt für Kupfer.  

Fazit für die Praxis 

An eine Nährstoffsupplementierung bei Wunden wird selten gedacht. Dabei führen Wunden zu einem erhöhten Bedarf an Protein, Vitaminen und Mineralstoffen. Eine bestehende Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen kann die Wundheilung verzögern. Wunden selbst können einen Nährstoffmangel verstärken. Es ist daher wichtig, zumindest bei (älteren) versorgungsgefährdeten Menschen mit Wunden einen Ernährungsstatus zu erheben und bei Bedarf zu supplementieren. 

 

Quellen:

[1] Medlin S. Nutrition for wound healing. Br J Nurs. 2012;21(12):11-15. 

[2] Collins CE, Kershaw J, Brockington S. Effect of nutritional supplements on wound healing in home-nursed elderly: a randomized trial. Nutrition 2005;21(2):147-155. 

[3]  Blass SC, Goost H, Burger C, et al. Extracellular micronutrient levels and pro-/antioxidant status in trauma patients with wound healing disorders: results of a cross-sectional study. Nutr J 2013;12(1):157. 

[4] Penny H, Flores R, Pennington E, et al. The role of macronutrients and micronutrients in wound healing: a narrative review. J Wound Care 2022;31(5):14-22. 

 

 

Bildquelle: @Adobe Stock

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