Alltags-Stress kennt jeder und alle wissen genau, was damit gemeint ist: Auslöser können zum Beispiel Hektik, Zeitdruck oder auch psychische Belastungen im Büro oder Privatleben sein. Unter Digital-Stress können sich jedoch nur die wenigsten etwas vorstellen. Liegt das daran, dass nur wenige von diesem vermeintlichen Phänomen betroffen sind, oder ist sogar genau das Gegenteil der Fall? Eine FORSA-Umfrage (von Orthomol beauftragt, Juli 2017) mit rund tausend Teilnehmern gibt Aufschluss.
Ablenkung als Auslöser für Digital-Stress
Etwa die Hälfte der FORSA-Befragten empfinden die eigene Belastung in Beruf und Alltag als eher hoch bzw. sehr hoch. Denn wer Alltags-Stress im Arbeits- oder Privatleben kennt, der weiß, dass er oft auf Zeitmangel, zu vielen Aufgaben und ständigen Unterbrechungen basiert. Besonders Letzteres lässt es selten zu, dass man sich auf eine Sache konzentrieren und sie ohne Ablenkung zu Ende bringen kann. Und Ablenkung ist hier das Stichwort, wenn es um Digital-Stress geht: Er entsteht beispielsweise – meist ganz unbewusst – durch eine ständige Erreichbarkeit via E-Mails, Messenger und Kurznachrichten auf sämtlichen Kanälen.
Das bestätigt auch die FORSA-Umfrage zum Thema: Über 90 Prozent der Teilnehmer mit hoher Belastung nutzen WhatsApp deutlich häufiger als Befragte mit geringer Belastung. Es blinkt, klingelt und vibriert an allen Ecken und Enden. Und was tut man? Man reagiert – und zwar meist sofort. Nicht nur, weil das Zeichen einer eintreffenden Nachricht ablenkt und aus der Konzentration holt, man ist auch neugierig und hat sogar unterbewusst die Sorge, etwas zu verpassen. Auch hierfür gibt es mittlerweile einen feststehenden Begriff: FOMO – Fear of missing out (dt. die Angst, etwas zu verpassen).
Durch digitale Erreichbarkeit in einen Teufelskreis geraten
Lässt man sich im Alltag immer wieder von WhatsApp oder E-Mails ablenken oder macht immer zwei Dinge gleichzeitig, kommt man mit seinen eigentlichen Aufgaben nur schwer voran. Das macht auf Dauer ziemlich unzufrieden und lässt einen Dinge nicht zu Ende bringen oder gar in eine produktive Konzentration einsteigen. Ein Teufelskreis beginnt. Konsequenzen dieses Digital-Stresses können sich bis in die Nachtruhe auswirken: Unruhiger Schlaf durch „Handy-Daddeln“, bis einem die Augen zufallen. Auch hier bestätigt die Umfrage: Bei 53 Prozent liegt das Smartphone nachts neben dem Bett.
Raus aus dem Hamsterrad mit „Digital Detox“
Um die täglichen Herausforderungen zu minimieren und seinen Aufgaben mit mehr Konzentration und Gelassenheit zu begegnen, wäre eine Art „digitale Entgiftung“ eine logische Konsequenz: Digital Detox bedeutet zum Beispiel fixe E-Mail- und Smartphone-Zeiten festzulegen, Push-Benachrichtigungen und Klingeltöne auszustellen, ein kurzes Telefonat zu führen, statt sich ständig über Textnachrichten abzustimmen. Neun von zehn der FORSA-Befragten halten eine digitale Entgiftung für sinnvoll und notwendig, über die Hälfte jedoch für schwierig umzusetzen.
Die Problematik mit dem Überfluss
Die Studie ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends 2019 zeigt, dass die deutsche Bevölkerung durchschnittlich sieben Stunden am Tag mit diversen technischen Medien verbringt. Dabei wurde die PC-Nutzung am Arbeitsplatz nicht miteinbezogen. Am meisten wurde das Bewegtbild konsumiert, das bedeutet TV oder Online-Streaming-Dienste wie Netflix genutzt. Nachdem man also bei der Arbeit acht Stunden vor dem Bildschirm sitzt, geht das Ganze danach genauso weiter.
Zu den negativen Folgen gehören u.a. Stress, Neid und ein reduziertes Wohlbefinden. Ein zu hoher Medien-Konsum gefährdet außerdem das gesunde Sozialverhalten sowie die eigene körperliche und seelische Gesundheit. In einer Forsa-Studie von 2018 wurde herausgefunden, dass circa 25% der Befragten durch die Nutzung digitaler Medien weniger Schlaf bekommen. 13% gaben an unglücklich zu sein, wenn sie keine sozialen Medien benutzen können.
8% der Befragten sind mit allen ihren Freunden ausschließlich über soziale Medien in Kontakt und 5% haben regelmäßig keine Lust mehr auf andere Beschäftigungen, als auf ihren Bildschirm zu schauen. Gerade für junge Menschen ist außerdem das Wertesystem der sozialen Netzwerke von hoher Bedeutung, was das eigene Selbstwertgefühl negativ beeinflussen kann.
Wie finde ich den Ausgleich? – 5 Tipps
- Arbeit: Viele haben Konzentrationsprobleme bei der Arbeit, weil sie immer wieder von ihrem Smartphone abgelenkt werden. Das lässt sich natürlich ganz einfach verhindern, indem man es weglegt oder gar nicht erst mitnimmt. Wenn Euch das jedoch schwerfällt, könnt Ihr auf Apps zurückgreifen, die dabei helfen können, die Konzentration zu behalten und das Handy nicht mal zu berühren.
- Meditation: In der hektischen Welt, in der wir leben, ist es sehr wichtig, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, wenn auch nur für ein paar Minuten am Tag und der ständigen Vernetzung zu entfliehen. Meditation bietet eine hervorragende Möglichkeit, weil es sich um Momente des Nichtstuns handelt. Man wird nicht abgelenkt, lernt man sich selbst besser kennen, ganz unabhängig von digitalen Medien.
- Freunde: Heutzutage ist es nicht mehr verwunderlich, eine Gruppe junger Menschen zu sehen, die alle nur auf ihr Smartphone schauen. Doch auch ältere Menschen werden immer häufiger von ihrem Handy abgelenkt. Die Lösung? Das Handy weglegen und sich voll und ganz auf die „Offline-Welt“ konzentrieren. Man könnte zusätzlich seine Freunde überzeugen zur Abwechslung mal keinen Film zu schauen, sondern ein Gesellschaftsspiel zu spielen oder einfach nur zu quatschen. Auch ohne digitale Medien lässt sich viel unternehmen.
- Achtsamkeit: Es hilft, digitale Medien achtsam zu konsumieren. Das bedeutet, zu überlegen welche Inhalte einen selbst weiterbringen. Wenn Du z.B. kochen willst, auf Youtube aber abschweifst und Dir Katzenvideos anschaust, solltest Du hinterfragen, ob Dir Das in dieser Situation wirklich hilft. So lässt sich Zeit viel effizienter nutzen.
- #oldschool: Noch vor wenigen Jahren haben Computer und Handys unseren Alltag nicht in solch einer Form bestimmt, wie sie es heute tuen. Vielleicht kann man ja in manchen Bereichen in die Vergangenheit zurückreisen. Und für Fotos z.B. Einwegkameras benutzen. Die Musik über einen Walkman hören, das hört sich gleich ganz anders an. Gelegentlich mal das Telefon in die Hand nehmen, anstatt immer nur SMS zu schreiben. So lassen sich Dinge oft viel schneller und deutlicher klären. Und wie bereits erwähnt: Gesellschaftsspiele sind eine lustige Alternative zu den beliebten Online-Games.
Sinnvolle Unterstützung: Mikronährstoffe
Neben diesen Tipps ist eines als Basis unumgänglich: eine ausgewogene und somit vitaminreiche Ernährung. Insbesondere im hektischen Alltag neigen viele Menschen jedoch zu Verhaltensweisen, die die Gesundheit beeinträchtigen können, wie z. B. unausgewogene Ernährung mit einer unzureichenden Menge an Mikronährstoffen. Dann kann die Einnahme von Mikronährstoffen den Körper gezielt unterstützen.
B-Vitamine und Magnesium tragen z. B. zu einer normalen Funktion des Nervensystems und zu einem normalen Energiestoffwechsel bei. Außerdem tragen sie zur Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung bei. Aber auch andere Mikronährstoffe können den Körper unterstützen. So tragen die Vitamine C und E sowie Selen und Zink dazu bei, die Zellen vor oxidativen Stress zu schützen.
Die Nutzung digitaler Medien gehört in Deutschland bereits zum gewohnten Alltag. Gewisse Technologien sind sogar gar nicht mehr wegzudenken. Gerade die junge Generation definiert sich immer mehr über den Status ihrer technischen Geräte und diversen Social-Media-Profile. Wie findet man den Ausgleich in einer so technisierten Welt?