Endlich ist er wieder da: der Frühling! Wir genießen die ersten Sonnenstrahlen und wärmeren Temperaturen nach den dunklen Wintermonaten. Die Tage werden heller und länger, die ersten Pflanzen beginnen zu blühen. Die Freude darüber könnte kaum größer sein, sollte man meinen. Allerdings bringt die „Blütezeit“ für viele Menschen auch unangenehme Begleiterscheinungen mit sich. Es droht die Frühjahrsmüdigkeit – mit ihren typischen Symptomen wie Müdigkeit, Schwindel, Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit.
Statt voller Energie und guter Laune fühlt man sich müde und schlapp. Doch wie kommt es eigentlich, dass sich so viele Menschen im Frühjahr so erschöpft fühlen und was können wir dagegen tun? Wir nehmen das Phänomen Frühjahrsmüdigkeit mal genauer unter die Lupe und erklären, was hilft.
Was genau steckt hinter dem Phänomen Frühjahrsmüdigkeit?
Nach der gefühlt ewig andauernden, dunklen und kalten Jahreszeit, den oft tristen Wintermonaten, können wir den Frühlingsanfang kaum erwarten. Die Temperaturen steigen, die Sonne taucht häufiger am Himmel auf, Frühlingsgefühle machen sich breit und die Motivations- und Stimmungskurve zeigt langsam wieder nach oben.
Für einige Menschen bringt der Frühling allerdings nicht nur positive Begleiterscheinungen mit sich. Während sich Allergiker:innen mit dem herannahenden Heuschnupfen herumplagen, macht sich bei vielen die sogenannte Frühjahrsmüdigkeit breit. Wer darunter leidet, kämpft tagsüber mit Schläfrigkeit und des Nachts mit Schlafstörungen. Dazu kommen häufig Kopfschmerzen und Kreislaufprobleme – obwohl man im Grunde fit und gesund ist.
Der „Winter-Jetlag“ braucht einige Wochen, bis er verschwindet
Frühjahrsmüdigkeit ist so etwas wie ein Winter-Jetlag, ein chronorhythmischer Hangover der dunklen Jahreszeit, der oftmals einige Wochen braucht, bis er verschwindet. Ob jemandem die Frühjahrsmüdigkeit zu schaffen macht oder nicht, hängt laut Schlafmedizinern von verschiedenen Faktoren ab. Ein wesentlicher Aspekt ist dabei der jeweilige genetische Chronotyp oder Schlaftyp des:der Betroffenen.
Taffe Frühaufsteher:innen, denen selbst der tristeste November nichts anhaben kann, werden auch den Wechsel der Jahreszeiten milder erleben als die Spättypen, die durch unsere gesellschaftlich vorgeschriebene Taktung eh schon benachteiligt sind. Sie kommen in der Regel am Tag erst später in die Gänge und spüren oft auch den Jahreszeitenwechsel intensiver als die anderen.
Jeder zweite Deutsche ist von der Frühjahrsmüdigkeit betroffen
Umfragen zufolge ist etwa jede:r zweite Deutsche von Frühjahrsmüdigkeit betroffen. Besonders wetterfühlige Menschen, Frauen und Jugendliche, aber auch ältere Menschen oder Menschen mit niedrigem Blutdruck klagen von Mitte März bis teilweise weit in den April über typische Symptome wie Müdigkeit und Mattigkeit, eine verringerte Leistungsbereitschaft und Schwindelgefühle.
Ursachen für die Frühjahrsmüdigkeit
Warum sind wir im Frühling nur so müde, während die Natur zu neuem Leben erwacht? Müssten die warmen Tage uns nicht Schwung und Kraft geben? Müsste die depressive Verstimmung aufgrund des fehlenden Tageslichts im Winter nicht verschwinden?
Die genauen Ursachen für die Frühjahrsmüdigkeit konnten bisher nicht vollständig wissenschaftlich geklärt werden. Einst ging man davon aus, dass über die Wintermonate die Vitamin- und Mineralstoffspeicher im Körper aufgebraucht wurden und ein Nährstoffmangel ursächlich für die Antriebslosigkeit im Frühjahr ist. Heutzutage ist aber eine ausgewogene Ernährung auch in den Wintermonaten möglich und damit auch eine gute Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen. Es muss also noch andere Ursachen geben neben einem möglichen Vitaminmangel – wobei das Thema Ernährung auch eine wichtige Rolle spielt. Schließlich können beispielsweise manche B-Vitamine zu einer Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung sowie zu einem normalen Energiestoffwechsel beitragen.
Ungleichgewicht von Schlaf- und Glückshormonen
Als wahrscheinlichste Gründe für den Zustand der Frühjahrsmüdigkeit werden die Umstellung von Hormonen und ein veränderter Stoffwechsel im menschlichen Körper genannt. Mediziner:innen vermuten, dass das Ungleichgewicht des Schlafhormons Melatonin und des Glückshormons Serotonin uns müde macht. Während Serotonin für die Aktivierung unseres Körpers und als Gute-Laune-Hormon für die gute Stimmung zuständig ist, sorgt Melatonin dafür, dass wir nachts erholsam schlafen können.
Im Frühling gerät das Verhältnis der beiden neurobiologisch aktiven Komponenten ins Wanken. Die Folge dieser Veränderungen im Hormonhaushalt: unser Körper benötigt etwa zwei bis vier Wochen, um sich daran zu gewöhnen und ein neues Gleichgewicht herzustellen. Und bis eben dies eingetreten ist, sind Müdigkeit und Mattigkeit quasi an der Tagesordnung. Sobald die innere Uhr schließlich auf das Frühjahr eingestellt ist, lässt auch die Frühjahrsmüdigkeit wieder nach.
Wetterwechsel und Temperaturunterschiede
Die jahreszeitlich bedingten Temperaturunterschiede, auf die auch unsere Blutgefäße reagieren, werden ebenfalls als eine mögliche Ursache für Frühjahrsmüdigkeit diskutiert. Denn an den Wetterumschwung von der Kälte im Winter zu wärmeren Temperaturen im Frühjahr muss sich der Körper erst einmal gewöhnen.
Bei steigenden Temperaturen weiten sich die Blutgefäße und dadurch sinkt der Blutdruck. Das wiederum macht uns müde und antriebslos. Frühjahrsmüdigkeit soll demnach insbesondere dann auftreten, wenn das Wetter ständig zwischen Kälte und Wärme wechselt. Das kann unserem Körper während des Jahreszeitenwechsels zu schaffen machen.
Symptome: So zeigt sich Frühjahrsmüdigkeit
Viele Menschen sind im Frühjahr tatsächlich einfach nur von einer Müdigkeit befallen. Frühjahrsmüdigkeit kann aber noch weitere, ganz unterschiedliche Symptome in unserem Organismus hervorrufen. Dazu gehören:
- Mattigkeit, Antriebslosigkeit, Lustlosigkeit
- Erschöpfung, Abgeschlagenheit
- Ausgeprägtes Schlafbedürfnis
- Stimmungsschwankungen, Gereiztheit
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Wetterfühligkeit
- Kopfschmerzen
- Kreislaufprobleme
- Schwindel
Ab wann ist es keine Frühjahrsmüdigkeit mehr?
Die gute Nachricht: In der Regel verschwinden die Symptome nach etwa vier Wochen von allein wieder. Bei wem die Müdigkeit über Monate anhält und wer sich über deutlich längere Zeit immer noch abgeschlagen fühlt, sollte ärztlichen Rat einholen. Hinter den Beschwerden kann sich möglicherweise auch eine Erkrankung verbergen, was in einer Arztpraxis abgeklärt werden sollte – zum Beispiel eine Schilddrüsenunterfunktion, das chronische Erschöpfungssyndrom oder eine psychische Krankheit wie eine Depression oder ein Burnout-Syndrom.
Was tun: 6 hilfreiche Tipps bei Frühjahrsmüdigkeit
Falls bei Dir die Frühjahrsmüdigkeit zugeschlagen hat, gilt es durchzuhalten. Denn sie geht so sicher wieder vorbei wie der herannahende Frühling selbst. Du kannst aber auch aktiv werden und etwas gegen Frühjahrsmüdigkeit tun. Damit der Jahreszeitenwechsel zum Frühling gut gelingt, können ein paar einfache Tipps für den Alltag sehr wirkungsvoll sein.
Die wichtigsten Maßnahmen sind viel Bewegung an der frischen Luft, eine ausgewogene Ernährung und wenn das Wetter es zulässt: möglichst viel Sonne tanken. Wir haben die besten Tipps gegen Frühjahrsmüdigkeit zusammengestellt:
Tipp 1: Bewegung an der frischen Luft
Aktiv werden, Sport machen und möglichst viel an der frischen Luft unterwegs sein. Regelmäßige Bewegung und sportliche Aktivitäten regen den Kreislauf an. Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren und Walken können wunderbar draußen im Freien stattfinden und gegen das große Gähnen helfen. Aber auch ein Spaziergang während der Mittagspause oder nach dem Feierabend, Treppen steigen statt mit dem Fahrstuhl fahren oder das Fahrrad für den Arbeitsweg nehmen, sorgen für mehr Bewegung im Alltag.
Tipp 2: Sonne und Licht tanken
Ob es regnet, bewölkt ist oder noch einmal schneit – bei Frühjahrsmüdigkeit heißt es raus aus dem Winterblues und ab in die Natur. Wir brauchen einfach Tageslicht. Das kann Wunder wirken. Sobald im Frühjahr die ersten warmen Sonnenstrahlen auf unsere Haut treffen, steigt die gute Laune. Denn nun werden die Produktion des Glückshormons Serotonin und die Bildung von Vitamin D durch die UV-Strahlung angeregt. Helles Tageslicht, Sonnenstrahlen und wärmere Temperaturen helfen dabei, dass sich der Körper schneller an den Jahreszeitenwechsel gewöhnt.
Tipp 3: Ausgewogene Ernährung
Wie sieht eine richtige Ernährung bei Frühjahrsmüdigkeit aus? Im Frühling solltest Du auf Deine Vitamin- und Nährstoffversorgung achtgeben. Setze im Frühjahr daher möglichst auf frische Kost, d. h. viel Obst und Gemüse essen, Vollkornprodukte und hochwertigen Öle – ganz im Sinne einer ausgewogenen Ernährung. Außerdem solltest Du über den Tag verteilt ausreichend trinken – etwa 1,5 bis 2 Liter Wasser oder ungesüßter Tee werden empfohlen. Zwar verscheucht eine ausgewogene Ernährung die Frühjahrsmüdigkeit nicht in Gänze, die Maßnahmen können die Symptome aber zumindest erträglicher machen.
Tipp 4: Geregelter Schlafrhythmus mit ausreichend Schlaf
Wer tagsüber unter einer ausgeprägten Müdigkeit leidet, könnte von einem Powernap – einem kurzen “Kraftschlaf” zwischendurch – profitieren. Powernapping kann zu mehr Energie verhelfen und die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit steigern, wenn das Nickerchen zwischendurch nicht länger als 30 Minuten andauert und keine vollen Schlafphasen durchläuft.
Die ideale Zeit für einen Powernap ist nach dem Mittagessen und unbedingt vor 18.00 Uhr, damit der Schlafrhythmus nicht durcheinandergerät. Daher wird Menschen, die tagsüber unter starker Frühjahrsmüdigkeit leiden, empfohlen, der Müdigkeit nicht leichtfertig nachzugeben und lieber am frühen Abend ins Bett zu gehen. Wer tagsüber zu viel schläft, kann abends nicht so schnell einschlafen und bringt den Schlaf-Wach-Rhythmus somit noch mehr durcheinander.
Tipp 5: Wechselduschen und Saunieren
Wechselduschen am Morgen sind für viele Menschen sicherlich eine Herausforderung. Aber die positive Wirkung bei Frühjahrsmüdigkeit ist überzeugend. Der Temperaturwechsel zwischen Kälte und Wärme vertreibt Müdigkeit, trainiert die Blutgefäße und bringt den Kreislauf in Schwung. Wichtig bei Wechselduschen: immer mit kaltem Wasser aufhören.
Ab in die Sauna – auch beim Saunieren werden abwechselnd Kälte- und Wärmereize gesetzt. Wer regelmäßig in die Sauna geht, regt ebenfalls den Kreislauf sowie den Stoffwechsel an und stärkt darüber hinaus das Immunsystem.
Tipp 6: Erholung und Entspannung
Frühjahrsmüdigkeit hat viele Gesichter. Manche leiden unter Stimmungsschwankungen und sind zunehmend gereizt. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, sich etwas Erholung und Entspannung zu gönnen. Ruhepausen in den Alltag integrieren, sich Zeit für die schönen Dinge im Leben nehmen, Freizeitaktivitäten unternehmen und Freunde treffen, die einem guttun – diese Punkte sollten jetzt vermehrt im Vordergrund stehen.