"Schlüssel, Portemonnaie, Handy - ich glaube ich habe an alles gedacht. Jetzt noch den Einkaufszettel. Sonst vergesse ich wieder die Hälfte." Der Alltag fordert Konzentration – und ein leistungsfähiges Gedächtnis. Jeder vergisst mal etwas. Und jeder kennt Tage, an denen man Konzentrationsschwierigkeiten hat. Unabhängig von kleinen Formtiefs ist es ein Gewinn für die Lebensqualität, geistig fit zu sein und zu bleiben.
Das Gehirn lernt lebenslang
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ lautet ein Sprichwort. Und es stimmt ja, dass Jugendliche eine neue Sprache oder das Spielen eines Instrumentes viel schneller lernen als ältere Semester. Oder? Wissenschaftler konnten zeigen, dass auch ältere Menschen neue Dinge lernen können und sich ihr Gehirn dabei strukturell anpasst. Es bleibt „plastisch“ sagen die Forscher. Im Experiment lernten Menschen im Rentenalter zu jonglieren. Im Vergleich zu jüngeren brauchten sie dafür erwartungsgemäß etwas länger, aber sie waren erfolgreich. Die Fähigkeit etwas komplett Neues zu lernen, also neue Nervenverbindungen zu schaffen, ist in jedem Alter vorhanden.

Alt schlägt jung
Andere Gehirnleistungen nehmen mit steigendem Alter sogar zu: Die sogenannte kristalline Intelligenz, also die Fähigkeiten, die von Wissen und Erfahrungen abhängen, reifen im positiven Sinne. „Es ist wie mit einem guten Obstbaum. Im hohen Alter kann man die besten Früchte ernten“, erklärt der forschende Neurologe Arne May dazu. Und selbst das Gedächtnis ist im Alter nicht per se „schlecht“. Es hängt mehr von der Bildung als vom Alter ab, wie groß der „Arbeitsspeicher“ eines Menschen ist. Auf der Basis aktueller Forschungen müsste das Sprichwort also umgeschrieben werden: „Was Hänschen nicht lernen konnte, kann Hans als Rentner nachholen!“ Neues zu lernen ist das beste Gehirntraining.

Bewegung hält das Gehirn gesund
„Was man nicht im Kopf hat – das muss man in den Beinen haben“, heißt es. Damit ist eigentlich gemeint: Wenn man etwas vergisst, muss man eben noch einmal gehen. Das ist aus gesundheitlicher Sicht aber gar nicht so schlecht: Die Basis für ein gutes Gehirn ist ausreichende Bewegung. Das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, lässt sich statistisch um die Hälfte reduzieren – mit Bewegung! Forscher konnten mit Hirnscans zeigen, dass ältere Menschen, die pro Woche 10-15 Kilometer zu Fuß gingen, mehr graue Hirnsubstanz hatten und bei Gedächtnisübungen besser abschnitten als eine Vergleichsgruppe mit weniger Bewegung.

Sport ist Gehirnjogging
Auch Übergewicht, Bluthochdruck oder Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus gelten als Störfaktoren für die Gehirngesundheit. Es lohnt sich also in mehrfacher Hinsicht, körperlich aktiv zu bleiben: Kopf und Körper profitieren gemeinsam und messbar von der Bewegung. Nach heutigem Wissenstand müsste es also heißen: „Wer etwas in den Beinen hat, hat auch was im Kopf!“

„Mentales Training“
„Wer rastet, der rostet“, oder wie die englischsprachige Forschergemeinschaft es formuliert: „Use it or lose it.“ Das Gehirn muss trainiert werden, um leistungsfähig zu bleiben. Spezielle Programme oder Übungen zum „Gehirnjogging“ sind dafür aber eigentlich nicht nötig. Effektiv ist alles, was die grauen Zellen fordert: Ein Berufsleben mit komplexen Aufgaben schafft eine gute Grundlage, ebenso wie Mehrsprachigkeit und ein hoher Bildungsgrad. Aber auch stimulierende Hobbys, Lesen und soziale Kontakte sind alltägliche Gehirnübungen.

Nahrung fürs Gehirn
Stolze 2 Tonnen Zucker (Glucose) verbrennt ein Gehirn im Laufe eines durchschnittlichen Lebens. Der intensive Energiestoffwechsel würde das Gehirn auf 50-60 Grad aufheizen, wenn es als isoliertes Organ arbeitete. Glücklicherweise funktioniert der Blutkreislauf wie ein Heizungssystem und hilft, einen kühlen Kopf zu bewahren. Neben Energie und Wasser benötigt unser Hochleistungsorgan verschiedene Mikronährstoffe, beispielsweise als Bausteine für die Zellmembran und zum Schutz vor aggressiven Sauerstoffteilchen, die im Dauerleistungsbetrieb entstehen. Die wichtigsten Nährstoffe für Gehirn und Nerven werden unter dem Begriff Brain Food zusammengefasst.
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Konzentrationsübungen
Experimente an Arktis-Forschern haben gezeigt: Wenig Kommunikation und Einsamkeit wirken sich negativ auf das Gehirn aus. Ob Ehrenamt, Chorgesang oder kreative Projekte: Am besten sind Aktivitäten, die fordern, ohne Stress zu verursachen. Positiv formuliert müsste es also heißen: „Wer aktiv bleibt, dem winkt Gesundheit.“ Ein erfüllter Alltag ist also das beste Gehirntraining. Einige Ideen dazu sowie Konzentrationsübungen, um die grauen Zellen regelmäßig zu fordern, findest Du hier: Gedächtnistraining – Gedächtnisübungen für Dein Gehirn
