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Hier erfährst Du, warum es sich lohnt, Ruhe zu finden und Muße zu haben.

Muße statt müssen – vom Glück des Nichtstuns

Die meisten Menschen haben vollgepackte Terminkalender und dadurch nur wenig Zeit für sich selbst – zur freien Gestaltung ganz nach eigenen Vorstellungen. Also das, was man so poetisch als Muße bezeichnet. Und hat man dann mal nichts zu tun, kommt sofort der Gedanke auf, was als nächstes getan werden könnte. Doch diese Denkweise schadet uns meist mehr als sie uns nutzt. Erfahre hier, warum.

Einfach mal nichts tun? Für viele undenkbar. Selbst wenn uns freie Zeit bleibt, füllen wir sie gerne mit Aktivitäten aus. Nichtstun hat in unserer an Leistung orientierten Gesellschaft nicht das beste Image. Der nicht zweckorientierte Müßiggang scheint uns regelrecht Angst zu machen. Einerseits sehnen wir uns zwischen mit Terminen und Aufgaben vollgestopften Tagen nach Leere, fürchten aber gleichzeitig nichts mehr als Langeweile und scheinbar zielloses Sein.

 

Muße vs. quälende Langeweile

Deswegen sind viele auch in ihrer Freizeit Getriebene. Das zeigt sich nicht zuletzt an Wortschöpfungen wie „Freizeitstress“ oder „aktive Erholung“. Auch unsere freie Zeit scheint durchgetaktet und zielgerichtet zu sein. Workouts, um mehr Power zu haben, Ausflüge, um sie in den sozialen Medien zu posten, Meditation, um auch unbewusste Leistungsquellen anzuzapfen, mal wieder ein bisschen Kultur könnte auch nicht schaden. Ach ja, und mit Freund oder Freundin xy sollte ich mich wieder einmal treffen. Das fast schon anachronistisch anmutende Hobby, das nur um seiner selbst willen praktiziert wird, hat es mittlerweile schwer.

Haben wir das einfache Nichtstun verlernt? Ein Versuch der University of Virginia legt diese Vermutung nahe. Die Versuchsanordnung war einfach: Die Probanden sollten eine gewisse Zeit in einem geschlossenen Raum sitzen. Dafür würde man ihnen anschließend eine Aufwandsentschädigung zahlen. Auf dem Tisch stand ein Gerät, mit dem man sich ungefährliche, aber unangenehme Stromstöße verpassen konnte. Obwohl es keinen rationalen Grund gab, diesen zu betätigen, verabreichten sich fast zwei Drittel der Probanden (Männer häufiger als Frauen) Stromstöße. Elektroschocks wurden also dem bloßen Nichtstun vorgezogen.

 

Nichtstun erfordert Mut zur „Lücke“

Dabei hat unser Gehirn sogar einen angeborenen „Ruhe-Mechanismus“ und aktiviert ihn ausgesprochen gerne: Im absoluten Ruhezustand, schließt der Thalamus, der sonst die Sinneseindrücke vermittelt, seine Pforten, so dass weniger Reize in den oberen Hirnregionen ankommen. Wer denkt, dass das unproduktiv sei, irrt. Ruhe und Langeweile sind ein regelrechter Kreativbrunnen. In dieser Phase hat das Gehirn die Möglichkeit, frei zu assoziieren. Vielleicht erklärt sich der Boom der Achtsamkeitsgruppen gerade durch diesen doch produktiven Hintergrund.

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Zeit und Muße: vom Kind zum Erwachsenen

Bereits im Kindesalter lernen wir, dass Leistung beinahe immer belohnt wird. Sei es, dass wir unser Zimmer aufräumen oder eine Eins in Mathe schreiben. Zur Belohnung gibt es dann häufig Süßigkeiten oder Geld – Lob der Eltern auf jeden Fall. So lernen Kinder selbstverständlich, was von ihnen erwartet wird: Leistung, Produktivität und Resultate. Je älter man wird, desto mehr wird man zusätzlich mit Worten, wie Gewinnoptimierung, Wettbewerb, Konkurrenz und Leistungsdruck konfrontiert.

Der Stillstand oder das einfache Nichtstun befördert einen dabei angeblich zehn Schritte zurück. Es ist kein Fortschritt messbar, also gibt es keinerlei Weiterentwicklung. Dadurch erscheint eine Nicht-Aktivität wertlos, weil sie keinen der zuvor genannten Werte unterstützt. Oft ist die Quantität der eigenen Arbeit wichtiger als dessen Qualität. Workaholics, die ihr Leben mit Arbeit verbringen, werden von vielen bewundert und genau an dieser Beschäftigungsintensität wird der eigene Erfolg gemessen.

Muße bedeutet, die Zeit nach seinen eigenen Vorstellungen und Wünschen nutzen zu können. Doch oft sind wir so in unserem Hamsterrad gefangen, dass wir Zeit, in der wir eigentlich frei haben könnten, gar nicht mehr als solche wahrnehmen und stattdessen weiterarbeiten. Oder wir sind so geprägt von vermeintlichen gesellschaftlichen Erwartungen, dass wir in unserer Freizeit etwas tun, um andere glücklich zu machen bzw. der Norm zu entsprechen, die verlangt, unseren gesamten Alltag durchzutakten und immer aktiv und produktiv zu sein – von der Morgenroutine bis zum Schlafritual.

 

Das schlechte Gewissen beim Nichtstun

Meist geht es dabei gar nicht um den Fortschritt an sich, sondern viel mehr um die Anerkennung und “Belohnung” durch andere Menschen. Es wird niemand für Dich applaudieren, wenn Du einen Nachmittag lang nur Musik hörst. Es wird angenommen, dass man sein Leben verbessert, indem man sich mit immer mehr Dingen beschäftigt. Dabei nehmen wir uns allerdings meistens nicht die Zeit, das Erlebte auch zu “verdauen” und zu verarbeiten. Tut man dann mal wirklich nichts, kommt es zum “productivity guilt”. Das bedeutet, dass man Gewissensbisse dafür kriegt, nichts getan zu haben, obwohl es ja theoretisch etwas zu tun gäbe.

 

Muße haben: Selbstzufriedenheit durch Nichtstun

Bereits seit einigen Jahrhunderten haben wir Menschen damit zu kämpfen, dass es einen fortwährenden Druck gibt, etwas tun zu müssen. Die Odyssee erzählt von der Geschichte der Lotophagen. Diese Geschichte ist bereits im 7. Jahrhundert vor Christus entstanden -  also schon vor sehr langer Zeit. In der Erzählung trifft Homer auf seiner Reise auf ein Volk, das sich von einer seltsamen Lotusfrucht ernährt. Die Frucht scheint zu bewirken, dass die Menschen den ganzen Tag nur herumlungern und nichts tun.

Trotzdem erscheinen sie als glückliche Individuen. Ein paar Männer von Homers Truppe nehmen die Frucht zu sich und als Folge entspannen sie sich und vergessen ihre Sorgen. Homer gerät daraufhin in Panik und zwingt die Männer zurück aufs Schiff, um eine sofortige Abreise zu erzwingen. Diese Reaktion beschreibt einen Mechanismus, der in unserer Menschheitsgeschichte immer wieder vorzufinden ist: Dabei handelt es sich um eine beinahe “allergische Reaktion” auf Selbstzufriedenheit durch das Nichtstun.

 

Die eigenen Gedanken kennenlernen

Vollkommen nutzlos ist im Grunde rein gar nichts. Selbst, wenn eine Aktivität keine definierten Ziele hervorbringt, bleibt einem noch immer, dass man sich selbst etwas Gutes tut. Meist hilft diese Erkenntnis trotzdem nicht gegen das eigene Schuldgefühl. Dieses Gefühl muss allerdings nicht negativ sein. Befinden wir uns in einer subjektiv betrachtet sinnlosen Situation, kann dies ein guter Motivationsfaktor sein, anschließend etwas Sinnvolles zu tun. Dennoch halten uns die Gewissensbisse davon ab, glücklich beim Nichtstun zu sein. Zusätzlich können sie die Qualität unserer Leistungen, Kreativität und Konzentration mindern.

Im Grunde sind Menschen täglich damit beschäftigt, Prioritäten zu setzen und das Leben zu einer To-Do-Liste umzugestalten. Lässt man sich jedoch jeden Tag Momente, in denen es nichts zu tun gibt oder wenigstens etwas ohne einen definierten Sinn, schafft das Raum für Überraschung und Kreativität. Eventuell hört man so auch das erste Mal seine eigenen Gedanken so richtig. Es ist von großer Wichtigkeit, sich von dem schnellen Tempo des Alltags auszuruhen und sich um sich selbst zu kümmern. Man muss sich vor Augen führen, dass eine dauerhafte Beschäftigung nicht mit dauerhaftem Erfolg gleichzusetzen ist.

 

Die Kunst des Nichtstuns

Diese Auszeiten werden auch Non-Activity genannt. Diese eintönigen und wenig belastenden Aktivitäten ermöglichen es dem sonst so hart arbeitenden Gehirn einen Moment der Ruhe zu erleben. In solchen Situationen übernimmt das “Default-Netzwerk” und man befindet sich in einem Modus, indem viele Menschen oft ihre besten Ideen haben. Beispielsweise kann einen solche Non-Activity durch malen, puzzlen oder Blumen auf einem Feld pflücken gestaltet werden.

Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein, dass Nichtstun nicht einfach so passiert. Es bedeutet nämlich nicht, dass man nichts zu tun hat. Im Grunde ist es ebenfalls eine Aktivität. Man muss das Nichtstun immer wieder neu erlernen und es bedarf eines täglichen Trainings. Der beste Weg dahin, ist ein Weg der Achtsamkeit.

 

Muße und Achtsamkeit

Bei der vielzitierten Achtsamkeit geht es nicht ums Nichtstun, um Müßiggang oder gar Langeweile, sondern um das Sich-auf-sich-selbst-Konzentrieren. Eigentlich handelt es sich bei der Achtsamkeit um eine alte buddhistische Technik. Achtsamkeit ist die bewusste Wahrnehmung und das tiefe Erleben des aktuellen Momentes – und zwar mit allem, was dazugehört: Gedanken, Emotionen, Sinneseindrücken, körperlichen Vorgängen und alledem, was um Sie herum geschieht. Dies kann überall geschehen: beim Essen, beim Spaziergehen, beim Warten auf die U-Bahn oder bei einem entspannenden Bad. Ein Teil Ihrer Aufmerksamkeit beobachtet, was Sie tun.

Für Neurowissenschaftler steht bei der Achtsamkeit kein spiritueller, sondern vielmehr ein kognitiver Aspekt im Vordergrund. Forschungen bestätigen, dass Achtsamkeit zu mehr Feingefühl, Konzentration und Offenheit führen kann. Damit verliert auch das Sprichwort "Müßiggang ist aller Laster Anfang" seine Bedeutung. Doch wahre, achtsame Müßiggänger braucht auch diesen kalkulierten Nutzen der persönlichen Entwicklung durch Achtsamkeit nicht. Er sieht den Müßiggang als solches als das einzig Erstrebenswerte an. So kann es schön und erquickend zugleich sein, auf der Couch vor sich hin zu träumen oder sich ans Fenster zu setzen und hinauszublicken. Einfach abschalten, entspannen, die Seele baumeln lassen. Das hat den schönen Nebeneffekt, dass die Muße nicht zu einem weiteren Stressfaktor wird, sondern uns ermöglicht, Stress abzubauen.

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