Süßes gilt als „Nervennahrung“. Stress wird gern mit Schokolade bekämpft, und um bei ungeliebten Aufgaben konzentriert zu bleiben, sollen süße Snacks Motivationslöcher stopfen. Wissenschaftler haben die Studienlage zum Einfluss von Zucker auf die Gemütslage durchforstet und behaupten: Es gibt kein Zuckerhoch.
Mit Zucker gegen schlechte Laune und Müdigkeit
„Zucker hebt nicht die Stimmung, sondern kann Menschen weniger aufmerksam und müde machen,“ bilanzieren die Autoren der Übersichtsarbeit. Insgesamt flossen 31 Studien mit über 1300 Studienteilnehmern in die Auswertung ein. „Die Idee, dass Zucker die Stimmung heben kann, ist so verbreitet, dass Menschen auf der ganzen Welt zuckerhaltige Getränke trinken und süße Snacks verzehren, um schnell ihre Laune zu verbessern, aufmerksamer zu werden oder ihre Müdigkeit zu bekämpfen“, sagt Dr. Konstantinos Mantantzis von der Humboldt-Universität Berlin. „Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass solche Annahmen jeder Grundlage entbehren – wenn überhaupt, dann sorgt der Zucker dafür, dass wir uns schlechter fühlen.“
Der Mythos vom Zuckerhoch
Für den Forscher und seine Kollegen ist damit klar: Das Zuckerhoch ist nichts anderes als ein Mythos. „Angesichts der stetigen Zunahme von Übergewicht und Diabetes ist es wichtig, dass ein gesunder Lebensstil verstärkt beworben und gefördert wird“, konstatiert Mitautorin Sandra Sünram-Lea von der Lancaster University. „Wir hoffen, dass unsere Arbeit in diesem Zusammenhang dazu beiträgt, das Zuckerhoch als Mythos zu enttarnen und öffentliche Maßnahmen zur Reduzierung des Zuckerkonsums anzuregen“, schließt Elizabeth Maylor von der University of Warwick.
Laut einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2019 zur Ernährung in Deutschland gab fast die Hälfte der Befragten an, schon beim Einkauf auf den Zuckergehalt der Lebensmittel zu achten. Zehn Jahre zuvor waren es nur 26 Prozent – Zucker hat offenbar in der öffentlichen Wahrnehmung anderen Ernährungssünden den Rang abgelaufen.