Die Geburt des Kindes stellt die Welt auf den Kopf. Doch besonders Papas bleibt oft wenig Zeit nach der Geburt, um in die Vaterrolle hineinzuwachsen. Wenn sich Väter überhaupt Elternzeit nehmen, dann meist nur zwei Monate. Viele Männer würden sich gerne eine längere Auszeit nehmen. Doch das gestaltet sich für Männer oft deutlich schwieriger als für Frauen. Wir geben Tipps, wie die Papa-Elternzeit gelingen kann – und wie sehr Ihr davon als Familie profitieren könnt.
Warum nehmen so wenig Papas Elternzeit?
Wie sieht es bei Euch im Freundes- und Bekanntenkreis in Sachen Elternzeit aus? In vielen Familien sind es immer noch die Frauen, die nach der Geburt den Großteil der Elternzeit in Anspruch nehmen. Doch warum ist das so? Die Gründe dafür sind sehr vielschichtig.
- Ein großer Aspekt ist auf jeden Fall das Thema Geld. Beiden Elternteilen stehen gemeinsam insgesamt 14 Monate Basiselterngeld zu. Dieses beträgt 65 Prozent des Netto-Einkommens – mindestens jedoch 300 Euro und maximal 1.800 Euro pro Monat. Leider verdienen Frauen tendenziell immer noch weniger Geld als Männer. Und zwar pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent. Viele Familien können es sich daher nicht leisten, dass der Mann eine längere Auszeit vom Beruf nimmt.
- Doch nicht immer scheitert es am Finanziellen. Viele Paare leben (unbewusst) das „klassische“ Familienmodell. Die Frau macht mehr Care-Arbeit, der Mann kümmert sich um die Finanzen. Das soziale Umfeld kann diese Rollenverteilung verstärken.
- Hinzu kommt, dass sich leider immer noch viele Arbeitgebende querstellen, wenn der Mann Elternzeit nehmen möchte. Viele Männer haben zudem Angst vor Ablehnung und Druck durch den Chef.
- Viele Frauen möchten sich nach der Geburt ganz auf das Mamasein konzentrieren. Einige Frauen tragen damit unbewusst dazu bei, dass ihr Partner beim Thema Elternzeit eher zurücksteckt und in die Rolle des „Versorgers“ rutscht.
Der Mutterschutz beginnt normalerweise sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Er endet in der Regel acht Wochen nach der Geburt. Während dieser Zeit hast Du besondere Rechte und erhältst Mutterschaftsgeld. Das Elterngeld bekommst Du nach dem Mutterschutz. Dein Partner erhält es mit der Geburt Eures Kindes. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend versorgt Euch mit vielen Informationen rund um das Thema Elterngeld.
So profitiert Ihr von der Papa-Elternzeit
Ein Baby stellt den Alltag ganz schön auf den Kopf: wenig Schlaf, viel Verantwortung und kein gewohnter Tagesablauf. Viel Zeit, um sich als Papa daran zu gewöhnen und eine Vater-Kind-Beziehung aufzubauen, bleibt vielen Männer nicht. Die klassischen zwei Monate Elternzeit des Mannes verfliegen im Nu. Einige frisch gebackene Papas müssen sogar bereits nach zwei bis drei Wochen Urlaub wieder zur Arbeit.
Natürlich ist eine längere Elternzeit keine Garantie dafür, dass Papas später ein tolles Verhältnis zum Kind haben. Doch sie legt den Grundstein dafür. Studien legen nahe, dass eine gute Vater-Kind-Beziehung in der frühen Kindheit eine langfristig stabile Beziehung fördert. Auch die elterliche Beziehung kann davon profitieren – und somit die gesamte Familie.
Ein ganz besonderes Geschenk für Eure Familie ist, wenn Ihr beide gleichzeitig mehrere Monate Elternzeit nehmt. Ihr habt Zeit, Euer Familienleben neu zu sortieren und Euer Kind intensiv kennenzulernen. Es lastet kein Zeitdruck auf Euch, innerhalb von wenigen Wochen als Familie funktionieren zu müssen. Ihr nehmt vieles vermutlich entspannter und seid ruhiger, was auch Euer Kind spürt.
Für viele Männer bedeutet die Elternzeit zudem die erste längere Pause vom Berufsleben. Sie gewinnen Abstand vom Berufsalltag und reflektieren, welchen Stellenwert der Beruf im Vergleich zur Familie hat. Eine Elternzeit kann also auch die Papas ganz schön verändern.
Elternzeit für den Papa planen: 6 Tipps
Für Euch ist klar: Auch der werdende Papa soll möglichst viel Elternzelt nehmen können? Unsere Tipps helfen Euch bei der Planung.
- Der erste wichtige Schritt ist, dass Ihr offen über Eure Wünsche und Vorstellungen zum Thema Elternzeit sprecht. Redet auch darüber, wie es danach weitergehen soll. Wer arbeitet wie viel? Was ist möglich?
- Auf dieser Basis baut dann Eure Planung auf. Je früher Ihr Euch mit der Thematik auseinandersetzt, desto eher lassen sich Stolpersteine aus dem Weg räumen.
- Plant, welches Elternzeit-Modell für Euch realistisch und umsetzbar ist. Ein wichtiger Aspekt ist das Thema Geld. Besonders dann, wenn der Mann deutlich mehr verdient, ist gute Planung gefragt. Sprecht offen über das Thema Geld und schaut auch, ob Ihr Rücklagen für die Elternzeit verwenden könnt.
- Sucht sehr früh das Gespräch mit Euren Arbeitgeberinnen oder Arbeitgebern. Leider haben es Männer immer noch deutlich schwieriger, Elternzeit zu bekommen – vor allem, wenn sie länger als zwei Monate gehen soll. Gehe als Mann daher gut vorbereitet in das Gespräch und bringe Dich aktiv in die Planung mit ein. Signalisiere, dass Du auch im Interesse Deiner Arbeitgeberin oder Deines Arbeitgebers handelst.
- Ihr nehmt gemeinsam Elternzeit? Dann überlegt Euch, wie Ihr die Zeit gestalten möchtet. Das hilft Missverständnisse zu vermeiden und Stress zu reduzieren. Redet auch darüber, wie Ihr Euch das Familienleben während der Elternzeit vorstellt. Idealerweise schafft Ihr einen guten Mix aus Freiräumen und Eltern sein.
- Nicht alle haben Verständnis dafür, dass Männer Elternzeit nehmen. Einige äußern vielleicht ganz deutlich ihre Kritik oder kommentieren die Elternzeit des Papas als „nicht männlich“. Lasst Euch davon nicht verunsichern. Es ist Eure Elternzeit, nur Ihr entscheidet, was für Euch gut ist.
Papas nehmen immer noch deutlich seltener und kürzer Elternzeit als Mamas. Das liegt oft nicht daran, dass Väter keine Elternzeit nehmen möchten. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für viele Männer immer noch schwierig. Dabei zeigen Studien ganz deutlich, wie wertvoll die Papa-Elternzeit für die Vater-Kind-Beziehung und die Partnerschaft ist. Wir haben Euch in diesem Artikel sechs Tipps an die Hand gegeben, die Euch bei der Planung der Papa-Elternzeit helfen.