Im ersten Lebensjahr erkundet Euer Baby die Umwelt mit allen Sinnen. In den meisten Fällen verläuft die Erkundungstour harmlos. Doch was, wenn sich Euer Baby doch mal verschluckt, stürzt, sich anderweitig weh tut oder sogar bewusstlos ist? Wir geben Euch (überlebens-) wichtige Erste Hilfe-Tipps an die Hand.
Das Wichtigste im Notfall: Ruhe bewahren
Die meisten Unfälle passieren in den eigenen vier Wänden. Viele Eltern verfallen regelrecht in Panik, wenn sich das eigene Kind verschluckt, verbrennt oder sich anderweitig verletzt. Einige haben Angst, dem Kind noch mehr weh zu tun, und unternehmen erst einmal nichts. Das kann Beschwerden jedoch verschlimmern und im Ernstfall sogar lebensgefährlich sein. Besonders dann, wenn Euer Baby bewusstlos ist, ist schnelles Handeln enorm wichtig.
Je besser Ihr wisst, was in Notfällen zu tun ist, desto effektiver könnt Ihr Eurem Schützling helfen. Wichtig ist, zudem, dass Ihr Ruhe bewahrt. Denn je ruhiger Ihr seid, desto schneller könnt Ihr die Lage einschätzen und Eurem Baby helfen.
Erstickungsgefahr: Erste Hilfe, wenn sich Euer Baby verschluckt
Babys nehmen alles in den Mund, was ihnen zwischen die Finger kommt. Das ist ganz normal. Ob Nüsse, Kerne, Blaubeeren, Münzen, Murmeln oder Spielzeugteile: Je kleiner die Gegenstände, desto größer ist jedoch die Gefahr, dass sich Euer Baby verschluckt. Gelangt der Gegenstand in die Luftröhre, droht Atemnot und Erstickungsgefahr.
Das ist beim Verschlucken zu tun:
- Bewahrt Ruhe und verschafft Euch einen Überblick. Oftmals reicht der körpereigene Hustenreflex Eures Kindes, um das Verschluckte wieder heraufzubefördern. Wenn sich der Fremdkörper nicht von allein löst und Euer Baby unter Atemnot leidet, ruft sofort die 112. Zusätzlich solltet Ihr folgende Maßnahmen ergreifen:
- Die Rückenklopf-Methode: Legt Euer Baby mit dem Bauch auf den Unterarm, das Gesäß in Eure Richtung. Stützt den Kopf mit der Hand. Der Kopf zeigt leicht nach unten. Achtet darauf, dass Ihr nicht auf den Hals drückt. Schlagt Eurem Baby nun mit dem Handballen bis zu fünfmal kräftig auf die Mitte des Rückens zwischen die Schulterblätter. Das Ziel ist, dass Ihr mit jedem Schlag den Fremdkörper etwas weiter nach oben befördert.
- Wenn Ihr den Fremdkörper nicht lösen könnt, führt eine sogenannte Thoraxkompression durch. Dreht dafür Euer Baby in Rückenlage, der Kopf zeigt leicht nach unten. Am besten geht das, wenn Ihr einen Arm unter Euer Baby legt. Drückt mit Euren Fingern fünfmal kräftig auf die Mitte des Brustbeins. Der Druck kann den Fremdkörper lösen.
- Gelingt es Euch nicht, den Fremdkörper zu entfernen, ruft spätestens jetzt die 112.
- Wenn sich der Fremdkörper löst, geht zu einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt. Lasst abklären, ob alles in Ordnung ist.
Stürze: So könnt Ihr ein Schädel-Hirn-Trauma bei Babys erkennen
Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit und schon ist es passiert: Das Baby rutscht vom Sofa oder sogar vom Wickeltisch. Es knallt hart mit dem Kopf auf dem Boden auf. Zum Glück tragen Babys von so einem Sturz häufig „nur“ eine Beule davon. Manchmal ist der Aufprall jedoch so groß, dass eine Platzwunde entsteht oder es sogar zu einem Schädel-Hirn-Trauma kommt.
Das ist bei Stürzen zu tun:
- Achtet darauf, wie sich Euer Baby nach dem Aufprall verhält. Seht Ihr äußerliche Verletzungen? Bewegt es die Ärmchen, Beine, Füße und Händchen normal? Hat es nach dem Sturz adäquat geschrien? Ist Euer Baby normal wach? Wie ist die Gesichtsfarbe?
- In den meisten Fällen kommt Euer Baby mit einer Beule davon. Bei folgenden Symptomen solltet Ihr jedoch sofort den Notarzt rufen: Euer Baby hat eine Platzwunde. Es ist weiß im Gesicht. Es verhält sich sehr ruhig und schläfrig. Es atmet nicht. Euer Baby erbricht sich. Die Pupillen sind nicht gleich groß. Das kann auf eine Gehirnerschütterung oder eine ernsthaftere Verletzung des Kopfes hinweisen.
- Wenn Euer Baby sich nicht auffällig anders verhält, beobachtet das weiter. Wenn Euch das Verhalten Eures Babys alarmiert, wählt sofort die 112.
- Gerade bei Babys sind die Symptome einer Gehirnerschütterung oftmals schwieriger zu erkennen. Sucht daher in jedem Fall zeitnah ein Krankenhaus oder Eure Kinderärztin oder Euren Kinderarzt auf.
Wunden: So stillt Ihr Blutungen bei Babys
Euer Baby hat sich eine Platzwunde am Kopf zugezogen oder sich geschnitten? Solche Wunden bluten bei Babys oft sehr stark, wodurch viele Eltern in Panik geraten. Doch oft sieht es schlimmer aus, als es ist. Mit den richtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen könnt Ihr die Blutung in der Regel schnell stillen.
Das ist bei Platzwunden und Schnittwunden zu tun:
- Drückt eine sterile Kompresse aus Eurem Verbandskasten (ersatzweise ein sauberes Tuch) auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen. Zum Reinigen von verschmutzten Wunden sollten sterile Pinzetten (für kleine Steinchen) sowie keimfreie Kompressen ggf. mit desinfizierenden Lösungen verwendet werden. Blutende Wunden dürfen nicht unter fließendes Wasser. Auch Cremes und Salben sollten nicht auf offenen Wunden.
- Ist die Verletzung nur oberflächlich, lässt die Blutung nach wenigen Minuten nach. Dann reicht es in der Regel aus, wenn Ihr die Wunde mit einem sterilen Pflaster abdeckt.
- Ist die Wunde groß, klaffend oder stark blutet, legt einen Druckverband an. Fahrt mit Eurem Baby in ein Krankenhaus.
Verbrennungen: Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Verbrühungen
Babys greifen mit ihren kleinen Händchen nach allem, was in ihre Nähe kommt. Das kann im schlimmsten Fall auch mal ein heißer Topf oder eine Tasse, die Kaminscheibe oder eine Herdplatte sein. Die Haut verbrennt oder verbrüht sehr schnell, da sie noch sehr dünn und empfindlich ist.
Das ist bei Verbrennungen und Verbrühungen zu tun:
- Holt Euer Baby umgehen von der Gefahrenquelle weg.
- Aus dem Reflex heraus würden wir die Haut kühlen. Macht das niemals bei Babys. Dadurch kann Euer Nachwuchs sehr schnell auskühlen.
- Entfernt die Kleidung, wenn sie nicht mit der Haut verklebt ist. Andernfalls verzichtet darauf.
- Wenn Ihr Frischhaltefolie zur Hand habt, wickelt sie um die Wunde. So bleibt die Wunde sauber, sie ist gut sichtbar und die Folie verklebt nicht mit der Haut.
- Lasst die Verbrennung oder Verbrühung immer ärztlich begutachten. Je nachdem, wie stark die Verbrennung sind, wählt die 112, fahrt selbst ins Krankenhaus oder zu Eurer Kinderärztin oder Eurem Kinderarzt.
Vergiftungen: Wie Ihr sie erkennt und richtig handelt
Nicht nur Gegenstände, an denen Euer Baby ersticken kann, können zur Gefahr werden. Manchmal stecken sich Babys auch Dinge in den Mund, die potenziell giftig sind. Seien es Reinigungsmittel, Pflanzenblätter bzw. -blüten oder Medikamente. Es ist wichtig, dass Ihr Anzeichen einer Vergiftung schnell erkennt. Wir zeigen Euch Symptome, die auf eine Vergiftung hinweisen können. Außerdem erfahrt Ihr, was Ihr dann machen solltet.
Das ist beim Verdacht auf Vergiftungen zu tun:
- Ihr habt gesehen, wie Euer Baby etwas potenziell Giftiges in den Mund genommen hat? Dann wählt umgehend die Nummer einer Giftnotrufzentrale (siehe Kasten). Die Mitarbeitenden erklären Euch, was zu tun ist.
- Euer Baby ist anders als sonst? Sehr müde, erregt oder es zittert? Die Schleimhäute sind gerötet, eventuell kann Euer Baby nicht mehr richtig schlucken? Euer Baby sabbert mehr? Es übergibt sich, hat Durchfall? Das alles können Symptome einer Vergiftung sein. Ruft sofort die 112 an.
- Gebt Eurem Baby Wasser zu trinken, aber niemals Milch. Sie kann dazu führen, dass Euer Baby die Gifte schneller aufnimmt.
- Wenn möglich, sichert die Dinge, die Euer Baby geschluckt hat. Zum Beispiel Pflanzenteile oder Medikamente. So können die Ärztinnen und Ärzte schneller Gegenmaßnahmen einleiten.
Bewusstlosigkeit: Schnelle Hilfe ist überlebenswichtig
Der schlimmste Notfall für Eltern, der eintreffen kann, ist, das eigene Baby wiederbeleben zu müssen. Wenn sich Euer Baby nicht mehr bewegt, ist es extrem wichtig, dass Ihr sofort handelt.
Das ist zu tun, wenn Euer Baby bewusstlos ist:
- Sprecht und fasst Euer Baby an, schüttelt es aber nicht.
- Ruft sofort die 112 an, stelle auf laut und kümmert Euch sofort um Euer Baby.
- Legt es mit dem Rücken auf eine harte Unterlage. Überstreckt den Kopf leicht nach hinten, sodass der Mund nach oben zeigt. Legt zwei Finger unter das Kinn und haltet den Kopf so in Position. Legt Euer Ohr über den Mund Eures Babys, Euer Blick geht Richtung Brustkorb. Überprüft, ob Euer Baby noch atmet.
- Wenn Euer Baby noch atmet, dreht es auf den Bauch. Das ist bei Babys die Alternative zur stabilen Seitenlage.
- Wenn Ihr keine Atmung feststellt, beginnt mit der Beatmung und gegebenenfalls der Herzdruckmassage. Dafür liegt Euer Baby weiter auf dem Rücken. Im Kasten findet Ihr weitere Informationen dazu.
- Führt die Wiederbelebung so lange aus, bis die Notärztin oder der Notarzt eintrifft.
Lernt, richtig zu handeln: bei Erste-Hilfe-Kursen für Babys
Die Theorie ist das eine, in der Praxis richtig zu handeln, das andere. Daher empfehlen wir Euch, vor der Geburt unbedingt einen Erste-Hilfe-Kurs speziell für Babys zu absolvieren. Dort lernt Ihr genau, was Ihr in welchen Notfallsituationen tun müsst, damit Ihr Eurem Baby schnell helfen könnt. Im Kasten haben wir Euch eine Auswahl an Anbietern zusammengestellt, die deutschlandweit Erste-Hilfe-Kurse für Babys anbieten.
Giftnotrufzentralen:
Liste der Giftnotrufzentralen (deutschlandweit)
Hinweis: Du kannst jede Nummer wählen, unabhängig vom Standort.
Video zum Ablauf einer Wiederbelebung:
Video des Universitätsklinikums Bonn
Auswahl an Anbietern für Erste-Hilfe-Kurse für Babys: