Nach so vielen Monaten der Schwangerschaft hältst Du endlich Deinen Nachwuchs in den Armen. Du bist geschafft, aber über glücklich. Nach wenigen Tagen bemerkst Du dann jedoch, dass sich die Haut Deines Babys gelblich färbt. Dein Kind könnte eine Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) haben. Was jetzt? In unserem FAQ geben wir Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Thema Gelbsucht bei Babys.
Was ist eine Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus)?
Die Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) ist eine Reaktion Deines Babys auf die Umstellung nach der Geburt. Es werden vermehrt rote Blutkörperchen abgebaut. Denn roter Blutfarbstoff, der während der Schwangerschaft wichtig war (HbF), wird durch eine andere Sorte Blutfarbstoff ersetzt, den der Säugling jetzt braucht (HbA). Der Körper wandelt das Hämoglobin in den gelblichen Farbstoff Bilirubin um.
Normalweise baut die Leber diesen ab. Bei vielen Babys schafft das die Leber jedoch noch nicht adäquat. Das wiederum sorgt dafür, dass sich der Farbstoff vorübergehend in der Haut und in den Augäpfeln ablagert. Eine Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) ist also eine vorübergehende Anpassungsstörung der Leber. Damit unterscheidet sie sich maßgelblich von der richtigen Gelbsucht, der Hepatitis. Sie stellt eine Entzündung der Leber dar, die unterschiedliche Ursachen haben kann.
Übrigens: Bei ca. der Hälfte aller gesunden Neugeborenen tritt die sogenannte Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) auf.
Gibt es neben der natürlichen Anpassungsstörung der Leber noch weitere Ursachen?
Manchmal steckt hinter dem vermehrten Abbau des roten Blutfarbstoff Hämoglobin auch eine andere Ursache als der natürliche Anpassungsprozess der Leber. Zu den möglichen Ursachen zählen unter anderem:
- Einnahme bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft, beispielsweise Paracetamol.
- Stoffwechselstörungen beim Baby, etwa eine Schilddrüsenunterfunktion.
- Eine angeborene Blutarmut (hämolytische Anämien).
- Anlagestörungen der Gallenwege.
- Große Blutergüsse, die während der Geburt entstanden sind.
- Eine Blutgruppenunverträglichkeit zwischen Dir und Deinem Kind (Rhesusunverträglichkeit).
Ein weiterer möglicher Grund ist, wenn Dein Baby nach der Geburt stark an Gewicht verliert. Das ist häufiger bei Babys der Fall, die über das Stillen zu wenig Milch aufnehmen.
Wie merke ich, ob mein Baby Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) hat?
Es gibt typische Symptome, die bei einer Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) auftreten. Die Haut verfärbt sich gelblich, manchmal auch die Augäpfel. Zudem ist bei vielen Babys der Urin braun, der Stuhl hingegen sehr hell.
Wie lange dauert die Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) bei Babys?
Eine Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus), die auf eine natürliche Anpassungsstörung der Leber zurückzuführen ist, beginnt meist am 2. oder 3. Lebenstag. Es dauert etwa zehn bis 14 Tage, bis Dein Nachwuchs den Farbstoff Bilirubin abgebaut hat und die gelbliche Verfärbung der Haut und Augen nachlässt. Sind andere Ursachen der Grund, kann die Dauer abweichen.
Wie gefährlich ist eine Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus)?
Viele frisch gebackene Eltern machen sich große Sorgen, wenn sich die Haut des Babys gelblich verfärbt. Ist die Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) gefährlich für das Baby? Muss ich vielleicht sogar sofort ins Krankenhaus? Diese Angst ist in den meisten Fällen unbegründet.
Bei den meisten Babys ist die Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) vollkommen harmlos und muss nicht behandelt werden. Ein Besuch bei Eurer Kinderärztin oder Eurem Kinderarzt schafft Klarheit. Sie beziehungsweise er bestimmt gegebenenfalls den Bilirubin-Wert im Blut und entscheidet anhand dessen, ob eine Behandlung notwendig ist.
Wichtig ist zudem, dass Ihr Euer Baby jetzt ganz genau beobachtet. Zeigt es neben gelber Haut und Augäpfeln eines oder mehrere der folgenden Symptome beziehungsweise Verhaltensweisen, dann fahrt mit Eurem Schatz bitte direkt ins Krankenhaus.
- Euer Baby schläft sehr viel und ist schwer zu wecken.
- Es hat Fieber.
- Euer Baby trinkt schlecht und nimmt nicht zu – verliert vielleicht sogar an Gewicht.
- Es schreit sehr stark und häufig.
Das können Anzeichen dafür sein, dass der Bilirubin-Wert Eures Babys zu hoch ist. Dann ist eine Behandlung in jedem Fall notwendig. Denn bleiben zu hohe Werte unbehandelt, kann sich eine sogenannte Bilirubin-Enzephalopathie entwickeln. Sie geht mit schweren Hirnschäden einher und kann tödlich enden.
Gegebenenfalls fallen weitere Untersuchungen an, um eine andere Ursache als die „normale“ Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) auszuschließen.
Wie wird Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) bei Babys behandelt?
Die gute Nachricht vorab: Hohe Bilirubin-Werte sind gut behandelbar. Euer Baby bekommt dann eine spezielle Lichttherapie mit Blaulicht. Es sorgt dafür, dass sich der Farbstoff Bilirubin in der Haut in eine wasserlösliche Substanz umwandelt. Diese scheidet Euer Kind über den Urin aus. Damit die Augen vor dem Licht geschützt sind, bekommt Euer Baby eine spezielle Schutzbrille auf.
Manchmal stellt sich bei weiteren Untersuchungen heraus, dass hinter der Gelbfärbung eine andere Ursache steckt als die normale Anpassungsstörung der Leber. Die Behandlung richtet sich dann nach der Ursache.
Was können Eltern bei einer Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) machen?
Ihr als Eltern könnt Euer Baby dabei unterstützen, dass es das Bilirubin möglichst schnell abbaut. Stellt das Bettchen oder die Wiege Eures Nachwuchses in die Nähe eines Fensters. Achtet dabei darauf, dass es keine direkte Sonne abbekommen. Auch regelmäßige Spaziergänge helfen. Meidet zudem Stress und haltet Euer Baby warm.
Ebenfalls sehr wichtig ist häufiges und ausgiebiges Stillen – und zwar von Anfang an. Lege Dein Baby am besten schon in der ersten Stunde nach der Geburt an. Das Stillen regt die Darmtätigkeit an, was wiederum den Abbau des Bilirubins fördert.
Gibt es vorbeugende Maßnahme, die eine starke Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) bei Babys vermeiden?
Ein direktes und häufiges Stillen nach der Geburt hilft nicht nur, bereits hohe Bilirubin-Werte zu senken. Es ist auch eine gute vorbeugende Maßnahme. Zwei japanische Wissenschaftler konnten belegen, dass sich die Stillfrequenz auf die Entwicklung einer Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) auswirkt. Das Ergebnis: Je häufiger die Kinder innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt gestillt wurden, desto seltener bekamen sie eine Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus). Das geringste Risiko hatten die Babys, die innerhalb der ersten 24 Stunden neun bis elf Mal gestillt wurden.