Hautpflege ist für viele selbstverständlich – nur die Bedürfnisse der Mikrobengemeinschaft auf unserer Körperoberfläche werden dabei kaum berücksichtigt. Dabei zeigen immer mehr Studien: Das Hautmikrobiom hat wichtige Funktionen für unsere Gesundheit. Was brauchen die Milliarden Helfer für gesunde Haut von Dir?
Über hilfreiche Mikroorganismen im Verdauungstrakt des Menschen wurde in den letzten Jahren viel geforscht. Längst hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass unsere Mikroben-WG im Darm ein vielfältiges und schützenswertes Ökosystem ist. Der Mikrobengemeinschaft auf unserer Haut geht es dagegen nach wir vor recht rücksichtslos an den Kragen: Täglich malträtieren wir die mindestens 7 Milliarden Mikroben auf unserer zwei Quadratmeter großen Außenhülle mit heißem Wasser und Seife – dabei sind sie ein wichtiger Teil unseres Mikrobioms!
Warum ist zu oft duschen schlecht für die Haut?
An einer gründlichen Hygiene führt (erst recht in Pandemiezeiten) kein Weg vorbei. Trotzdem warnen Dermatolog:innen: Im Ökosystem „Haut“ gibt es normalerweise ein Gleichgewicht zwischen symbiotisch mit uns lebenden „Nützlingen“ und Mikroben, die uns schlimmstenfalls krank machen können. Desinfektionsmittel oder antimikrobielle Seifen sind für die Haut, was Antibiotika im Darm sind: ein radikaler Kahlschlag und eine nachhaltige Störung der natürlichen Balance zwischen den verschiedenen Bakterienstämmen. Freundliche Bakterien wie verschiedene Laktobazillen und Hautbewohner wie Staphylococcus epidermidis fördern den natürlichen Säureschutzmantel unserer Haut und produzieren Substanzen, die das Wachstum schädlicher Bakterien und Pilze hemmen.
Wie oft sollte man duschen?
Expert:innen raten deshalb dazu, nicht zu oft und vor allem nicht zu heiß zu duschen - und dabei nur wenig Reinigungsmittel zu verwenden. Aus hygienischer Sicht reicht es völlig, sich täglich mit lauwarmem Wasser Achseln, Intimbereich, Füße und Hände zu waschen – ganz ohne Seife. Haare und Kopfhaut brauchen nur alle 2-3 Tage eine Wäsche. Wer auf die Morgendusche ungern verzichtet, sollte zumindest weniger Shampoo und Duschgel verwenden – ein mildes Duschöl ist dagegen erlaubt. Wer empfindliche oder trockene Haut hat, sollte sich danach eincremen – am besten ohne Parfüm und Zusätze.
Desinfektionsmittel und antibakterielle Seife sind für die Haut ein Problem und sollten nur im medizinischen Bereich Anwendung finden. Grundsätzlich gilt beim Hautmikrobiom wie im Darm: Je vielfältiger und stabiler die Zusammensetzung der Bakterien-WG, desto besser für die Gesundheit.