Essen beeinflusst unsere Stimmung. Wird Essen allerdings regelmäßig zum Seelentröster, leidet die Gesundheit. Auf der Suche nach dem besten Weg, um Körper und Seele satt zu machen, haben Forschende überraschende Zusammenhänge gefunden.
Was ist emotionales Essen?
Essen wirkt auf unsere Stimmung – und umgekehrt. Viele Menschen verwenden Nahrungsmittel zur Beruhigung oder um die eigene Stimmung zu verbessern. In diesem Fall wird Essen als “Therapie” eingesetzt. Expert:innen sprechen von “emotionalen Essern“, wenn Personen Stress oder negative Gefühle mit den angenehmen Empfindungen beim Essen ausgleichen. Emotional Essende nehmen in Situationen, in denen sie sich gestresst fühlen, mehr Kalorien zu sich, häufig aus Süßigkeiten oder Snacks. Stress muss dabei nicht nur durch Zeitdruck oder eine hohe Arbeitsbelastung ausgelöst werden – auch Traurigkeit, Einsamkeit, Eifersucht oder Liebeskummer lösen bei emotionalen Essenden das Bedürfnis aus, etwas Leckeres, Tröstendes zu sich zu nehmen.
Macht Schokolade glücklich?
Wissenschaftler:innen ist es bisher nicht gelungen, den Mechanismus hinter dem stimmungsaufhellenden Effekt von Schokolade zu enträtseln. Die Wirkung ist messbar und tritt unabhängig vom Gehalt an Substanzen wie Koffein und Theobromin ein, die direkt auf das Nervensystem wirken könnten. Der Energiegehalt scheint dagegen sehr wohl eine Rolle zu spielen: Nach sättigenden Mahlzeiten ist die Stimmung besser als nach solchen mit verminderter Kalorienzufuhr. Auch Kohlenhydrate (wie der Zucker in der Schokolade) haben einen direkten Einfluss auf die Stimmung. Forschende nehmen an, dass die Wirkung bestimmter Leckereien erlernt ist. Wir verbinden den Geschmack mit positiven Erlebnissen und zusätzlich hat der Körper gespeichert, dass – etwa nach Schokoladengeschmack – Kalorien zu erwarten sind. Wir fühlen uns besser, schon bevor die Inhaltsstoffe physiologisch wirken können. Es sind also kurzfristig gar nicht Zucker oder Fett, die die Stimmung heben, sondern die Konditionierung auf Schokolade als „Energiekick“ mit vielen positiven Assoziationen. Das funktioniert natürlich auch mit anderen Lebensmitteln: Eis, Pudding oder ein Lieblingsessen aus der Kindheit wirken schon beim ersten Löffel als Lichtblick.
Linsenchips sind auch keine Lösung
Das Problem: Lebensmittel trösten nur kurz – ihre überzähligen Kalorien speichert der Körper aber langfristig. Kummerspeck anzusammeln ist aus gesundheitlicher Sicht kein guter Tausch für einen Moment guter Laune. Es nützt auch wenig, die geliebten Seelentröster gegen vermeintlich gesündere oder „leichtere“ Varianten zu tauschen. Erstens funktioniert das oft nicht besonders gut – und außerdem ändert sich dadurch nichts am Grundproblem: Essen sollten wir nur, wenn wir hungrig sind. Für Seelenhunger gilt es andere Nahrung zu finden.
Kontrollverlust vorbeugen
Neben emotionalem Essen gibt es Menschen, die ihr Essverhalten diszipliniert steuern, etwa weil sie sich um ihr Gewicht sorgen. Solche „kontrollierten Esser“ tappen häufig in die Snackfalle, wenn sie abgelenkt sind: Bei kniffligen Aufgaben, aber auch bei positiven Erlebnissen – etwa einem Essen mit Freunden oder einem lustigen Spieleabend. Sobald der Fokus vom Essen abgelenkt wird, rafft der Körper „Vorräte“ zusammen, die er eigentlich nicht benötigt. Studien zeigen, dass „kontrollierte Esser“ in solchen Situationen sogar mehr essen als Personen, die auf ihr Essverhalten nicht besonders achten. Diesem Esstyp kann es helfen, keine Snacks in Reichweite aufzustellen, besonders am Arbeitsplatz.
Was hilft gegen emotionales Essen?
Emotionales Essen birgt die Gefahr, übergewichtig zu werden – mit allen Gesundheitsrisiken, die daran hängen. Aber es ist auch für die Seele keine Dauerlösung: Die kurzfristige „Erleichterung“ durch kalorienreiche Seelentröster verhindert, dass emotionale Essende sich mit der eigentlichen Ursache ihrer negativen Gefühle auseinandersetzen. Da hilft nur: ehrlich zu sich selbst zu sein. Ein Stück Schokolade ist ein Nachtisch, eine Tafel ist womöglich eine Flucht. Wer Snacks zum Entspannen braucht – oder um sich besser konzentrieren zu können –, muss gegensteuern. Was uns stattdessen entspannt, beruhigt oder unsere Stimmung heben kann, ist individuell sehr verschieden. Für die Gesundheit wäre es am besten, wenn Bewegung daran beteiligt wäre. Sport – je nachdem wie er ausgeführt wird – kann auch gegen Einsamkeit oder Ängste, Unruhe und Stress helfen. Das Ziel könnte lauten, die leckersten Ernährungssünden nicht als Lückenfüller für graue Tage zu verschwenden, sondern fröhliche Highlights mit ihnen zu krönen.