Ketogen, glutenfrei oder vegetarisch – erstmals haben Wissenschaftler zusammen getragen, wie sich spezielle Kostformen auf die Bakterien-WG in unserem Darm auswirken könnten. Das ist noch weitgehend unerforscht, aber wichtig. Denn die Zusammensetzung des Mikrobioms entscheidet mit über die Funktionsfähigkeit der Darmbarriere und die Regulation der Immunreaktion.
Spezialdiäten und der Verzicht auf bestimmte Lebensmittelgruppen liegen im Trend. Ketogene Ernährung (also der weitgehende Verzicht auf Kohlenhydrate, etwa die Atkins-Diät), vegetarische, vegane oder glutenfreie Ernährung sowie die Einschränkung bestimmter, im Darm fermentierter Kohlenhydrate (LOW-FOODMAP-Diät) sind Beispiele für Ernährungsformen, bei denen die Auswahl der Lebensmittel eingeschränkt wird, um einen bestimmten gesundheitlichen Effekt zu erzielen.
Demgegenüber besteht die als „westliche Ernährung“ bezeichnete Lebensmittelwahl aus reichlich schnell verfügbaren Kohlenhydraten, freien Zuckern, gesättigten Fettsäuren und tendenziell zu viel Salz. Dafür enthält sie vergleichsweise wenig Ballast- und sekundäre Pflanzenstoffe. Diese Ernährung gilt als Risikofaktor für die Entstehung von ernährungsbedingten Krankheiten und Stoffwechselstörungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und krankhaftem Übergewicht.
Weitreichende Auswirkungen
Wissenschaftler aus Italien haben zusammengetragen, was über den Einfluss der verschiedenen Kostformen auf die Darmflora bekannt ist. In ihre Analyse schlossen sie auch die positiv bewertete mediterrane Diät mit ein, bei der ungesättigte Fettsäuren, Gemüse und Fisch einen großen Anteil am Speiseplan haben. Das Ergebnis lässt sich schwer in wenigen Worten zusammenfassen, aber es gibt einige Trends: Diäten, die auf den Verzicht von bestimmten Lebensmittelgruppen setzen, vermindern eher die Vielfalt der Bakterienarten in der Darmflora.
Die westliche Diät und die ketogene Diät scheinen darüber hinaus die Darmbarriere durchlässiger für verschiedene Bakterientypen zu machen, die westliche Diät wirkt zusätzlich entzündungsfördernd. Die Produktion bestimmter kurzkettiger Fettsäuren durch freundliche Darmbakterien (sogenannter SCFAs) nimmt laut den vorliegenden Daten bei vegetarischer und mediterraner Ernährung zu. Gleiches gilt für die LOW-FoodMAP-Diät. Auch variieren verschiedene Immunparameter unter den unterschiedlichen Kostformen.
Langzeiteffekte zu wenig erforscht
Die Autoren fassen zusammen, dass die Zusammensetzung der gewählten Nahrung großen Einfluss auf die Darmflora haben könnte. Therapeutisch eingesetzte Kostformen wie etwa die FOODMAP-Diät können die Symptome bei Erkrankungen wie dem Reizdarmsyndrom lindern. Die Autoren fordern aber, die Langzeiteffekte genauer zu untersuchen – denn es könnte durchaus sein, dass die veränderte Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms auch unterwünschte Effekte auf den Körper hat.
Fazit: Die Bakteriengemeinschaft in unserem Darm ist ein wandelbares Ökosystem, abhängig von Ernährung, Lebensstil, Antibiotika-Behandlungen oder Krankheiten. Nach derzeitigem Kenntnisstand bleibt die mediterrane Diät der Favorit für eine gesunde Darmflora.