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Albträume loswerden – Ursachen, Bedeutung und Tipps

Furcht, Angst, Ärger, Ekel oder Scham: Nach einem durchlebten Albtraum in der Nacht wachen wir meistens voller Angst schweißgebadet auf. Manchmal schlafen wir hinterher wieder ein, manchmal hinterlässt der Traum ein beklemmendes Gefühl und die Nachtruhe ist dahin. Am nächsten Tag fühlen wir uns unausgeschlafen, erschöpft und matt.

Ab und an macht vermutlich jeder Mensch im Laufe seines Lebens Bekanntschaft mit einem Albtraum. Treten die furchteinflößenden Träume jedoch fast jede Nacht auf, zittern wir meist nicht mehr nur vor Angst, wenn sie auftreten. Bereits der Gedanke an Schlaf und die Wahrscheinlichkeit, dass sie wiederkommen könnten, weckt in uns die Angst.

Was genau sind Albträume? Wie entstehen sie und welche Bedeutungen könnten sich hinter Angstträumen verbergen? Ab wann wäre es sinnvoll, eine:n Ärzt:in zur Abklärung der Ursachen aufzusuchen? Und was können wir tun, um sie wieder loszuwerden? Wir beantworten Dir die wichtigsten Fragen rund um das Thema Albträume.

 

Was sind Albträume?

Albträume sind Träume, die uns emotional zutiefst erschüttern können. Sie ängstigen uns manchmal so sehr, dass wir nachts aus dem Schlaf gerissen werden und nicht wieder einschlafen können. Thematisch handeln Albträume oft von Verfolgung, einem Fall ins Bodenlose oder vom Tod nahestehender Personen.

Albträume rufen starke negative Gefühle in uns hervor, wie z. B. existentielle Angst, Trauer, Scham und Schuldgefühle, aber auch Wut, Ärger oder Abscheu. Sie können so verstörend wirken, dass wir schreckerfüllt und mit Herzrasen erwachen. An den Inhalt des jeweiligen Albtraums können wir uns meistens sehr detailliert erinnern. Der amerikanische Neurowissenschaftler Patrick McNamara konnte in Gehirnscans sehen, dass bei Albträumen das u. a. für unsere Gemütsbewegungen verantwortliche limbische System des Gehirns besonders aktiv ist.

Der Begriff „Albtraum“ kommt aus der germanischen Mythologie und bezieht sich auf einen sogenannten Alb oder Alp. Alben sind Elfen, die für die bösen Träume verantwortlich gemacht wurden. Entsprechend benannte man die von ihnen hervorgerufenen Illusionen als Albträume oder auch Alpträume. Angsttraum, Nachtmahr und Inkubus sind weitere Begriffe, die für den nächtlichen Schrecken verwendet werden.

 

Parasomnie und Albtraum

Albträume werden nach der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) den sogenannten Parasomnien zugeordnet. Bei dieser Art Schlafstörung treten unbewusst Phänomene oder Verhaltensauffälligkeiten während der Nachtruhe auf, die von Betroffenen nicht erwünscht sind. Manchmal kommt es bei Parasomnien auch zu Aktivitäten außerhalb des Bettes wie z. B. beim Schlafwandeln. Treten die Phänomene häufig auf, kann die gesamte Schlafqualität beeinträchtigt werden. Schlafmediziner:innen gliedern Parasomnien nach unseren Schlafphasen in folgende Kategorien:

  • Non-REM-Schlaf-Parasomnien (Aufwachstörungen): Nachtangst (Pavor nocturnus), Schlafwandeln (Somnambulismus) und Schlaftrunkenheit
  • REM-Schlaf-Parasomnien: Albträume, REM-Schlaf-Verhaltensstörung und Schlaflähmung (Schlafparalyse)
  • Parasomnien ohne Zuordnung zu einer Schlafphase: Bettnässen (Enuresis), schlafbezogene Essstörungen, nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus), rhythmische Bewegungsstörungen (Kopfschlagen, Kopfrollen), Einschlafzuckungen und Sprechen im Schlaf (Somniloquie)

Albträume gehören also zu den Parasomnien, die hauptsächlich in der REM-Phase stattfinden. REM ist die Abkürzung für die englische Bezeichnung „Rapid Eye Movement“ und bezieht sich auf die schnellen Augenbewegungen unter unseren geschlossenen Lidern während des Traumschlafs. Der REM-Schlaf tritt häufiger in der zweiten Hälfte der Nachtruhe auf, was bedeutet, dass auch Albträume in dieser Zeit öfter erlebt werden. Schrecken wir in der Traumschlafphase aus einem Albtraum auf, können wir uns in den meisten Fällen gut an den Inhalt erinnern.

 

Verschiedene Arten von Albträumen

Schlafmediziner:innen unterscheiden zwei Arten von Albträumen:

  1. Idiopathische Albträume: Hierbei handelt es sich um rein fiktive Albträume. Es gibt keine Ursachen oder psychische Störungen, die für die nächtlichen Horrorszenarien verantwortlich sind.
  2. Posttraumatische Albträume: Bei dieser Form treten die Albträume und Flashbacks aufgrund eines erlebten Traumas (z. B. Krieg, Vergewaltigung, Unfall) auf. Es handelt sich dabei um Albträume, die die Erlebnisse in unveränderter Form wiedergeben.

Albträume: Häufigkeit

Schätzungsweise leidet etwa jeder zwanzigste Deutsche unter wiederkehrenden Albträumen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) treten bei etwa fünf Prozent der Gesamtbevölkerung Albträume so häufig auf, dass sie zur Belastung werden und die Lebensqualität einschränken.

Am häufigsten sind Kinder zwischen dem sechsten und zehnten Lebensjahr betroffen. Mädchen im Vergleich zu Jungen etwas häufiger, wenn es um gelegentliche Albträume geht. Bei häufig erscheinenden Angstträumen gibt es keine geschlechterspezifischen Unterschiede. Kinder im Vorschulalter erleben besonders oft Albträume, weil für sie viele Dinge noch neu sind und sich die Sicherheit, dass sie den Herausforderungen ihres Alltags gewachsen sind, erst aufbauen muss. Die unterbewusste Verarbeitung von Erlebnissen, Ängsten und Unsicherheiten geschieht vor allem während der Traumschlafphase.

Im Vergleich zu Männern leiden Frauen dreimal häufiger unter Angstträumen. Bei Frauen ist anscheinend das limbische System aktiver als beim männlichen Geschlecht, d.h. der Gehirnteil, der Lernprozesse, Gedächtnisleistungen und Emotionen steuert.

 

Albträume und Pavor nocturnus bei Kindern

Albträume lassen sich im ersten Moment nur schwer von dem sogenannten Nachtschreck (Pavor nocturnus) unterscheiden, der zu den häufigsten Aufwachstörungen im Kindesalter gehört.

Während Albträume besonders in der zweiten Nachthälfte auftreten, sucht der Nachtschreck Kinder eher in den ersten drei oder vier Stunden der Nacht heim. Beim Pavor nocturnus beginnen Kinder plötzlich im Schlaf zu schreien und um sich zu schlagen. Die Augen sind dabei voller Angst weit aufgerissen. Nach zehn bis fünfzehn Minuten ist der Spuk in der Regel wieder vorbei und die Kinder schlafen dann tief und fest weiter. Am nächsten Tag können sie sich an den nächtlichen Angstschreck nicht mehr erinnern. Während der Episoden reagieren Kinder weder auf Trost noch lassen sie sich aufwecken.

Bei Albträumen hingegen sind die Kinder in der Regel wach und ansprechbar, wenn die Eltern am Bettchen erscheinen. Sie können sich in den meisten Fällen auch gut und lebhaft an das Geträumte erinnern und die angsteinflößenden Geschehnisse detailliert nacherzählen. 
 

Albträume: Ursachen

Es gibt viele verschiedene Ursachen und Faktoren, die Albträume hervorrufen können. An der Entstehung scheinen mehrere Faktoren beteiligt zu sein, z. B. unsere Gene und unsere Persönlichkeit, Stress, psychische Erkrankungen und Traumata sowie Medikamente.

 

Genetische Ursachen

Albträume können genetisch bedingt sein. In einer finnischen Zwillingsstudie der Universität Helsinki wurde festgestellt, dass bei eineiigen Zwillingen häufiger beide Geschwister von Albträumen betroffen waren als bei zweieiigen Zwillingen, woraus die Forschenden auf einen genetischen Faktor schlossen. Dieser soll bei einem Drittel bis zur Hälfte der Betroffenen eine Rolle spielen.

 

Persönlichkeitsmerkmale

Neben genetischen Ursachen scheint auch unsere Persönlichkeit einen Einfluss auf negative Träume zu haben. Wissenschaftler:innen kamen zu dem Ergebnis, dass besonders kreative, empathische und sensible Personen, die sich leicht stressen lassen, zu häufigen Albträumen neigen.

Dieser Zusammenhang wurde auch in einer US-amerikanischen Studie festgestellt. Albtraum-Patient:innen scheinen eher sensible, aufgeschlossene Personen zu sein, die auch Merkmale aus dem schizophrenen Spektrum aufweisen können, z. B. visuelle bzw. akustische Halluzinationen. Sie zeigten zudem künstlerische und gestalterische Neigungen und Interessen.

 

Stress

Stresszustände sind wohl auch daran beteiligt, wenn Albträume häufiger auftreten. Das von dem amerikanischen Schlafforscher Ernest Hartmann entwickelte Konzept der „dünnen Grenzen“ beschreibt die sensiblen und empathischen Persönlichkeitsmerkmale von Personen mit vielen Angstträumen. Ihr Stressniveau scheint in vielen Fällen schneller überschritten zu werden als das anderer Menschen. Das führe demnach auch vermehrt zu den nächtlichen Horrorszenarien.

 

Psychische Erkrankungen und Traumata

Beängstigende und traumatische Ereignisse wie Verletzungen, Unfälle, Missbrauch oder der Verlust eines geliebten Menschen können ebenfalls dazu beitragen, dass wir uns häufiger auf einen nächtlichen Horrortrip begeben. Träume, die mit einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) in Verbindung stehen, werden auch als posttraumatische Albträume bezeichnet.

Neben einer posttraumatischen Belastungsstörung können auch psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen für Albträume verantwortlich sein.

 

Risikofaktoren

Laut einer Studie aus Finnland zählen zu den stärksten Risikofaktoren für das häufige Erleben von Albträumen ein depressiv bedingtes, negatives Selbstbild, Schlaflosigkeit sowie Müdigkeit und Erschöpfung. Auch eine herabgesetzte Lebenszufriedenheit, die Einnahme von Medikamenten wie Antidepressiva oder Hypnotika (Schlafmittel) und ein starker Alkoholkonsum stehen mit häufigen Albträumen im Zusammenhang.

Als weitere auslösende Faktoren können auch ein Schlafentzug, Schlafmangel und ein unregelmäßiger Schlafrhythmus infrage kommen.

 

Medikamente

Anscheinend beeinflussen nicht nur Schlafmittel und Antidepressiva das Auftreten von Albträumen. Bei manchen Arzneimitteln stehen Albträume tatsächlich als Nebenwirkung auf dem Beipackzettel. Dazu gehören u. a. bestimmte Blutdrucksenker und cholesterinsenkende Arzneien. Medikamente, die bei neurologischen Erkrankungen wie Morbus Parkinson oder Alzheimer eingesetzt werden, können ebenfalls Albträume auslösen.

 

Albträume: Symptome und gesundheitliche Folgen

Eben noch vor einem Angreifer geflohen, realisiert man nach dem Erwachen erleichtert, dass es nur ein Traum war. Nach kurzer Zeit ist das mulmige Gefühl auch schon wieder verflogen. Meistens. Regelmäßige Angstträume können uns auf Dauer ganz schön zusetzen und nicht nur unsere Schlafqualität beeinträchtigen, sondern sich auch negativ auf unseren Alltag auswirken. Belastende Albträume gehören in den Bereich der Angststörungen und können auch im wachen Zustand nachwirken. Sie können unsere Psyche und unseren Körper erschöpfen.

Wir leiden unter einem nicht erholsamen Schlaf, insbesondere dann, wenn wir nach einem schreckhaften Hochfahren mit Herzrasen und Kurzatmigkeit nicht wieder einschlafen können. In der Folge können eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit, Stimmungsschwankungen, Konzentrationsschwierigkeiten und eine reduzierte Leistungsfähigkeit auftreten.

Es besteht durch regelmäßige, unbehandelte Albträume auch ein erhöhtes Risiko, eine Depression oder Angststörung zu entwickeln. Psychische Störungen gehören damit nicht nur zu den möglichen Ursachen und Auslösern von Albträumen, sie können auch eine gesundheitliche Folge von negativen Träumen sein.

Albträume: Bedeutung

So unangenehm Albträume manchmal auch sein mögen. Sie dienen wie alle anderen Träume auch der Verarbeitung unserer täglichen Erlebnisse.

Das Gehirn versucht unsere Erfahrungen zu verarbeiten, indem es die Erlebnisse aussortiert, die als nicht relevant empfunden werden und die Dinge in Erinnerung behält, die für uns wichtig erscheinen. Dazu gehören auch belastende Situationen und Ereignisse. Bei der Verarbeitung solcher Erfahrungen kann der Prozess in der Nacht ebenfalls sehr intensiv sein und sich in Form von Albträumen zeigen.

Bei Jugendlichen handeln die Albtraum-Themen zu 50 Prozent von Verfolgung, 20 Prozent von Verletzung und Tod von nahestehenden Menschen, 15 Prozent von ihrem eigenen Tod und zehn Prozent fallen im Traum in die bodenlose Tiefe. Weitere 20 Prozent träumen über andere bedrohliche Thematiken.

 

Traumsymbole

Wiederholen sich unsere Albträume thematisch immer wieder, könnten die Träume auf ein reales Problem in unserem Leben hinweisen. Dieselben Angstträume kehren normalerweise nur dann wieder, wenn sich die darin angesprochenen Themen im wachen Zustand nicht in eine positive Richtung entwickeln. Sie deuten also an, dass wir etwas verarbeiten oder lernen müssen.

Was wollen uns dann wiederkehrende Träume von Tod, Verfolgung und anderen typischen Traumbildern lehren? Folgende Erklärungsansätze von Traumforscher:innen gibt es für häufige Symbole und Ereignisse in Albträumen:

 

Fallen ins Bodenlose

Ein Sturz in die Tiefe, der freie Fall ins Bodenlose und wir können nichts unternehmen, um den Fall aufzuhalten. Der Albtraum bedeutet nicht unbedingt, dass wir unter Höhenangst leiden. Der Traum könnte ein Hinweis sein, dass wir möglicherweise Zukunftsängste oder berufliche Sorgen haben, wir uns hilflos fühlen und keinen Ausweg sehen.

 

Verfolgung

In diesem Albtraum laufen wir vor etwas davon, was uns ängstigt. Die Flucht steht für Ereignisse oder Auseinandersetzungen in unserem Leben, mit denen wir nicht konfrontiert werden möchten.  Träume von Verfolgung deuten darauf hin, dass wir im wirklichen Leben, im Wachzustand, etwas vermeiden wollen. Worum es thematisch bei der Vermeidungshaltung geht, ist individuell verschieden. Manchmal können sich dahinter traumatische Erlebnisse aus der Kindheit verbergen, die wir im Erwachsenenalter verdrängen. Auch um Konflikte zu vermeiden, gehen, bzw. rennen, wir ihnen aus dem Weg.

 

Fallen

Träumen wir vom Fallen, weist uns der Traum darauf hin, dass wir im realen Leben aufgrund von Ereignissen möglicherweise den Boden unter den Füßen verloren haben. Es fühlt sich so an, als würden wir ins bodenlose fallen und nichts kann uns auffangen. Dahinter verbirgt sich die Angst, die Kontrolle über etwas zu verlieren und dem machtlos gegenüber zu stehen.

 

Verlust und Tod

Unfall, Krankheit oder Mord: Träume über den Tod eines geliebten Menschen oder über den eigenen Tod sind sehr verstörend, schließlich gehört der Tod zur Urangst von uns Menschen. Bei Träumen vom Tod geht es jedoch nicht darum, dass wir jemand Nahestehendes tatsächlich verlieren, vielmehr soll so ein Traum zum Reflektieren anregen. Im Fokus stehen Fragen, inwieweit wir alleine in unserem Leben klarkommen, wie intensiv die Beziehung und Verbundenheit zu Anderen ist und ob man sich auch ohne die Person im Leben zurechtfinden kann.

Der berühmte österreichische Arzt und Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud (1856-1939) vertrat die Ansicht, dass Träume vom eigenen Ableben für einen Neubeginn oder eine Veränderung stehen. Womöglich willst Du etwas in Deinem Leben loslassen und Dich von Altlasten trennen. Nach Freud könnten Träume vom Tod außerdem auf einen Groll, Wut und Zorn gegen sich selbst oder eine andere Person hinweisen, womöglich auch auf eine Identitätskrise oder Midlife-Crisis, in der Gedanken über die eigene Vergänglichkeit präsenter werden.

Die Albträume können natürlich ebenso darauf hinweisen, dass Du große Angst davor hast, eine Person zu verlieren. Entweder, weil diese Person tatsächlich sterben könnte oder weil eure Beziehung z. B. durch unüberwindbare Konflikte auseinandergeht. In diesem Fall helfen die Träume, die Trennung zu verarbeiten.

 

Albträume: Wann zum Arzt?

Wie viele Albträume sind normal und wann besteht Handlungsbedarf? Ein Arztbesuch wird dann empfohlen, wenn durch die Albträume ein ausgeprägter Leidensdruck entsteht, Deine Schlafqualität, Deine Stimmung und Konzentration deutlich beeinträchtigt werden und Du eine Angst vor dem Einschlafen entwickelst.

Leidest Du über einen längeren Zeitraum und mehr als einmal pro Woche unter furchteinflößenden Träumen, deutet dies nach dem Diagnosekatalog ICD-10 auf eine Angsttraumstörung hin. In diesem Fall ist eine Abklärung der Beschwerden sinnvoll, um eine individuelle Behandlung in Angriff zu nehmen.

 

An welche Ärzt:innen kannst Du Dich wenden?

Wenn Du unter Albträumen leidest, könntest Du Dich zunächst an Deine:n Hausärzt:in wenden. Nach Abklärung der Ursache und Ausschluss von körperlichen Erkrankungen wird Dir für eine Behandlung möglicherweise eine Überweisung zu einem:einer Psychotherapeut:in ausgestellt. Laut DGSM gibt es nur wenige Einrichtungen in Deutschland, die sich speziell auf die Therapie von Albträumen spezialisiert haben. Hier findest Du eine Übersicht: Anlaufstellen für Albtraumbehandlung

 

Albträume: Behandlung

Therapeutische Maßnahmen hängen bei Albträumen immer von der Ursache oder den auslösenden Faktoren ab. Treten die nächtlichen Horrorszenarien als Nebenwirkung von Medikamenten auf, wäre eine Umstellung auf ein anderes Medikament möglicherweise sinnvoll. Auch bei anderen Grunderkrankungen wie z. B. Depressionen oder Angststörungen sollte die Behandlung der primären Erkrankung im Vordergrund stehen.

Zusätzlich können weitere Maßnahmen ergriffen werden, um den Albträumen etwas entgegenzusetzen. Dazu gehören ein bewusstes Auseinandersetzen mit den Angstträumen („Imagery Rehearsal Therapy“), Verhaltenstherapie, Hypnotherapie oder auch das Erlernen des sogenannten luziden Träumens. Danneben können Entspannungstechniken genutzt werden, um Stress und damit die Häufigkeit von Albträumen zu reduzieren.

„Imagery Rehearsal Therapy“ (IRT)

Albträume sind Angstphänomene, die im Rahmen einer Therapie bewältigt werden können. Es gibt eine bewährte Methode, den Albträumen den Kampf anzusagen und sie in die Flucht zu schlagen. Im Englischen wird das Verfahren „Imagery Rehearsal Therapy“ (IRT) genannt. Die Behandlungsmethode basiert auf drei Wirkprinzipien: Konfrontation, Bewältigungstherapie und Training.
 

1. Konfrontation: Albträume aufschreiben und aufzeichnen

Im ersten Schritt steht die Konfrontation mit der Angst im Vordergrund. Dafür dokumentieren Betroffene den Albtraum zunächst in einem Tagebuch. Kinder können den Traum alternativ in ein Malbuch zeichnen. Am besten ist es, wenn man alles notiert, was einem nach dem Aufwachen aus dem Traum einfällt. Wurdest Du von einem fremden Menschen verfolgt und konntest weder fliehen noch Dich wehren? Wo warst Du? Wie sah es dort aus? Weißt Du, wer die Verfolger waren? Was wollten sie von Dir? Bist Du alleine bedroht worden oder war noch jemand bei Dir? Gab es Umstehende, die Dir nicht helfen wollten?

Die Ängste, die wir in einem Albtraum erleben, betreffen meist auch unsere realen Ängste im wachen Zustand. Häufig kann der Albtraum bereits seinen Schrecken verlieren, wenn er aufgeschrieben wurde oder wenn Du anderen Menschen davon erzählst. Eltern sollten die Albträume ihrer Kinder immer ernst nehmen. Es wird empfohlen, sich den schlimmen Traum genauestens vom Kind nacherzählen zu lassen, um die angstmachenden Geschehnisse in der Nacht gemeinsam zu entkräften.

 

2. Bewältigungsstrategie: Albträume verarbeiten

Im zweiten Schritt wird das Ende des Albtraums neu geschrieben oder neu skizziert. Die neue Geschichte soll dann in die wiederkehrenden Träume integriert werden und so das Horrorszenario beenden. Wähle für den Ausgang Deines Traums möglichst aktive Lösungen für die beängstigende Situation anstatt Vermeidungsstrategien wie z. B. Weglaufen, Wegfliegen oder Aufwachen. Der Ausgang der Geschichte sollte mit Deiner Rettung aus der Gefahr oder Deinem Sieg über den Angreifer enden. Damit zeigst Du, dass Du Dich selbst schützen und für Deine Sicherheit sorgen kannst.

Beispiele für eine neue Strategie wären folgende Szenarien: Statt vor dem Verfolger oder der Verfolgerin wegzulaufen, blickt man dem:der Peiniger:in direkt in die Augen und spricht ihn:sie an. Die Verfolgung ist beendet und der Traum geht in eine andere Richtung weiter. Handelt der Traum z. B. von einem Unfall, den Du nicht überlebst, kannst Du Dir ein Ende ausdenken, in dem Du überlebst, beispielsweise weil Dir geholfen wurde oder der Unfall gar nicht erst stattfand.

 

3. Training: Üben der neuen Strategie

Üben, üben, üben. Im dritten Schritt übst Du die neue Geschichte Deines Traums täglich über zwei Wochen für jeweils zehn bis 15 Minuten in einem Kopfkino ein. Nach der Verinnerlichung der neuen Geschichte steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Du von dem positiven Ausgang träumst und den Albtraum nach dem Erwachen als nicht mehr beängstigend empfindest.

 

Expositionstherapie

Im Rahmen einer Verhaltenstherapie gibt es die sogenannte Expositionstherapie (Konfrontationstherapie), die bei Albträumen eingesetzt werden kann. Ziel dieser Therapie ist die Verarbeitung und Bewältigung von negativen Emotionen, die durch bestimmte Reize ausgelöst werden. Eine Expositionsbehandlung kommt auch häufig bei Panik- und Angststörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen zum Einsatz.

Bei Angstträumen setzen sich Betroffene so lange mit der Angstthematik auseinander und werden mit den Auslösern konfrontiert, bis der Albtraum keine Ängste mehr auslöst.

 

Hypnotherapie

Bei wiederkehrenden Albträumen kann auch die Hypnotherapie Erfolg bringen. Da Menschen sowohl beim Träumen wie auch unter Hypnose in einen geänderten Bewusstseinszustand gehen, nimmt man an, dass Betroffene unter Hypnose einen besseren Zugang zu ihren Gefühlen herstellen können. Auf diesem Weg lassen sich die Gefühle, die durch einen Albtraum entstanden sind, aus einem anderen Winkel betrachten und verändern.

Bei traumatisierten Menschen wird die Hypnotherapie jedoch nicht empfohlen, weil das Verfahren als zu riskant eingestuft wird.

 

Luzides Träumen

Beim luziden Träumen oder Klarträumen werden sich die Träumer:innen bewusst, dass sie sich gerade in einem Traum befinden. Auf diese Weise können sie während des Träumens in die Traumhandlung eingreifen und so den Verlauf selbst beeinflussen. Das funktioniert bei positiven genauso wie bei negativen Träumen. Sobald Dir klar ist, dass Du träumst, kannst Du die Geschichte Deines Albtraums selbst schreiben. Bedrohliches wird freundlich oder das Böse besiegbar. Anwender:innen zufolge kann luzides Träumen zwar relativ einfach erlernt werden, aber es dauert wohl einige Zeit, bis man es beherrscht. Zudem ist diese Methode wohl nicht für alle Menschen zugänglich.

 

Medikamentöse Behandlung von Albträumen

Weil Albträume aufgrund von Traumata zusätzlich die Gefahr für Alkohol- und Drogensucht sowie Suizid erhöhen können, scheint es Sinn zu machen, für diese schweren Fälle Medikamente für die Behandlung zur Verfügung zu haben. Man geht davon aus, dass 70 Prozent der Patient:innen mit PTBS auch unter belastenden Albträumen leiden. Könnte man ihre Albträume behandeln, würden sich auch die Symptome der PTBS und die Lebensqualität verbessern.

In Europa gibt es bei Albträumen im Zusammenhang mit einer posttraumatischen Belastungsstörung bisher allerdings keine zugelassene pharmakologische Therapie. Eine laufende Studie an der Charité in Berlin untersucht darum derzeit die Wirksamkeit zweier Medikamente (Doxazosin, Clonidin).

 

Entspannungsverfahren

Ob Angst vor einem Jobverlust, Schwierigkeiten innerhalb der Familie oder Prüfungsangst, verschiedenste Stresszustände können dazu beitragen, dass Albträume vermehrt auftreten. Um den inneren Stresspegel niedrig zu halten, haben sich Entspannungsmethoden wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Meditation und Yoga bewährt. Entsprechende Kurse werden vielerorts angeboten und teilweise auch von Krankenkassen als Maßnahme zur Gesundheitsprävention bezuschusst.

 

Schlafhygiene

Um grundsätzlich besser schlafen zu können, empfiehlt es sich, auch das Schlafverhalten und die Schlafqualität genauer unter die Lupe nehmen. Es gibt zwar keine wissenschaftlichen Belege über einen positiven Zusammenhang zwischen einer guten Schlafhygiene und Albträumen, trotzdem wird davon ausgegangen, dass eine geregelte Schlafweise und andere Aspekte der Schlafhygiene für einen erholsamen Schlaf sorgen und damit möglicherweise Albträume reduzieren können.

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