Nach vielen Besuchen und erfolglosen Behandlungen im Kinderwunschzentrum hat sich Franziska Ferber gefragt: Was kann mir helfen, um aus dieser inneren Verzweiflung und seelischen Not wieder herauszufinden? Bis sie darauf Antworten fand, ist sie oft gescheitert, wie Franziska uns verraten hat. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Mit der „Badeenten-Strategie“ kommt sie nicht weiter! In einem Gespräch hat uns die Kinderwunschcoachin erzählt, was es damit auf sich hat und was sie Frauen mit Babywunsch mit auf den Weg geben möchte.
Suchen, scheitern, suchen, scheitern…
Als ich mir nichts sehnlicher als ein Kind wünschte und viele, viele Besuche und Behandlungen im Kinderwunschzentrum durchlaufen habe, habe ich mich gefragt, was mir helfen könnte, aus dieser inneren Verzweiflung und seelischen Not wieder herauszufinden. Wieder etwas Freude und Zuversicht empfinden zu können. Ich habe mir vieles angesehen und bin verdammt oft gescheitert. Denn ich habe so gut wie nichts gefunden, das zu mir gepasst hätte. Das, was ich gelesen hatte, hätte mir zwar in anderen Themen oder bei anderen Fragestellungen im Leben weitergeholfen – beim Kinderwunsch bzw. dem Umgang damit aber so gar nicht. Wie im „Trial-and-Error-Verfahren“ suchte ich nach Wegen und scheiterte immer wieder. Dann kam ich an den Punkt, an dem ich verstanden habe, was (mir) wirklich helfen kann.
Mein Tipp: Beginne bei Dir selbst
Was ich Dir damit sagen will? Ich glaube, es ist wirklich wichtig zu verstehen, wie man selbst gestrickt ist und wie man „tickt“. Denn nur dann wirst Du Dir selbst eine echte Hilfe sein können. Bevor Du also beginnst, mehr oder weniger zufällig gefundene Strategien auf Dich anzuwenden, würde ich erst einmal bei mir selbst beginnen. Wenn Du verstehst, was Dich im Kinderwunsch antreibt und was Du vermisst, wirst Du eher in die Situation kommen, Dir selbst passgenaue „Antworten“ geben zu können. Es könnte sein, dass Dir mit diesem inneren Verständnis viele Fehlversuche, Dir selbst zu helfen, erspart bleiben. Ich hätte mir jedenfalls sehr gewünscht, dass mir damals jemand gesagt hätte „Fang‘ bei Dir selbst an! Versuche zu verstehen, wie Du als Person mit Deiner Persönlichkeit, Deinen Werten und Deinem Wesen bist. Erkenne die „offenen Flanken“, damit Du dann konkrete Wege finden kannst, die eben diese Leere füllt.” Leider hat mir das niemand gesagt.
Die Badeenten-Strategie
Was mir auch niemand gesagt hat, ist, dass es wenig Sinn macht, die „Badeenten-Strategie“ anzuwenden, um mit dem Kinderwunsch besser umgehen zu können. Hä? „Badeenten-Strategie“? Vermutlich hast Du davon noch nie etwas gehört. Kein Wunder, denn der Begriff ist meine Wortschöpfung. Und das steckt dahinter: Wenn Du eine von diesen quietschgelben Enten mit in die Badewanne nimmst, dann kannst Du sie mit Geschick und Kraft unter Wasser drücken. Solange Du Kraft hast und aufpasst, dass sie wirklich unter Wasser bleibt, klappt das auch. Wenn Du dann aber abgelenkt wirst, nachlässiger wirst oder an Kraft verlierst – was passiert dann? Die Ente schießt aufgrund der ziemlich starken Auftriebskräfte an die Oberfläche, vielleicht sogar durch Dein gesamtes Badezimmer.
Unterdrücken auf Zeit
Nach meiner Beobachtung, und meiner inzwischen leider mehr als 14-jährigen Kinderwunsch-Erfahrung, passiert das mit dem, was Dir das Leben schwer macht, ganz genauso. Du kannst versuchen, den Kinderwunsch zu unterdrücken, ihn zu ignorieren und durch Ablenkung zu überlagern. Du kannst die Kraft aufwenden, um die Themen unter Wasser zu halten. Das geht auch eine Weile gut. Doch wehe, es passiert etwas, das Dich aus dem Konzept bringt oder vom „Herunterdrücken“ ablenkt. Dann kommt das, was Du so erfolgreich verdrängen wolltest, hervor. Und ich fürchte, es wird – wie die Badeente auch – dann ziemlich unkontrollierbar.
Stelle Dich dem, was schwer ist
Doch willst Du wirklich so weiter machen? Und wenn ja, wie lange noch? Hast Du noch die Kraft dazu, es wegzudrücken? Hast Du eine Strategie, wie Du sicherstellst, dass Du es „für immer“ unterdrücken kannst? Und wie stellst Du sicher, dass das, was Dir zu schaffen macht, nicht doch hervorkommt – und Dich dann „richtig Arbeit“ kostet, es zu sortieren?
Versteh‘ mich nicht falsch: Ja, das kannst Du machen! Ich habe es selbst eine ganze Weile so gemacht. Und mich dann gewundert, woher diese Wucht kam, die mich dann so aus der Bahn geworfen und mich in ziemlich vielen Grundfesten (und ehrlicherweise auch meinem gesamten Selbstbewusstsein) heftig erschüttert hat. Deswegen weiß ich für mich, dass ich „für immer“ auf die „Badeenten-Strategie“ verzichten werde. Weil ich das unkontrollierbare nicht mag. Ich stelle mich lieber dem, was mir schwerfällt und suche nach konkreten Ansätzen, wie ich damit umgehen kann. Das ist auch mein Rat an Dich: Mache Dich auf den Weg und schaue das an, was Dir das Leben und die Kindersehnsucht schwer macht.
Finde Deinen Weg – Du schaffst das!
Immanuel Kant sagte: „Der Ziellose erleidet sein Schicksal – der Zielbewusste gestaltet es.“ Eine ganz wunderbare Kundin hat mir neulich dieses Zitat in Erinnerung gerufen, als sie mir über ihre Erfolge (yeay; so richtig großartige!) im Umgang mit ihrem unerfüllten Kinderwunsch berichtete. Der Ziellose erleidet sein Schicksal, der Zielbewusste gestaltet es. Und dieses Gestalten, das kannst Du selbst angehen und Deinen Weg suchen! Das geht, auch wenn es vielleicht sehr lange dauert. Und vielleicht ist es von ähnlich viel Scheitern und wieder Aufstehen geprägt, wie mein Weg. Aber es geht. Ja, Du wirst es schaffen – bestimmt!
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Du einen guten Weg für Dich finden kannst, mit dem umzugehen, was Du tragen und ertragen musst. Deine Chance, eine Chance und Deine Wahl! Vielleicht darf ich Dich auf Deinem Weg unterstützen – mit Herz und Hirn! Denn das ist es, wofür ich brenne. Vor allem wünsche ich Dir jedoch, dass Du Dir selbst in dieser schwierigen Zeit die beste Freundin sein kannst. Denn Deiner liebsten Freundin würdest Du womöglich nicht raten, alle Kraft ins Unterdrücken von dem, was sie beschäftigt, zu investieren. Weshalb solltest Du es Dir dann selbst empfehlen? Ich bitte Dich daher „nur“ darum, nicht auf die Badeenten-Strategie zu setzen. Denn damit gehst Du, glaube ich, früher oder später nämlich wirklich baden.