Freundinnen, Arbeitskolleginnen, Geschwister – gefühlt werden alle um Dich herum schwanger, nur bei Dir und Deinem Partner will sich einfach kein Nachwuchs einstellen? Damit stehst Du nicht allein da, denn in Deutschland leben viele Paare, die unter einem unerfüllten Kinderwunsch leiden. Darüber gesprochen wird jedoch zu wenig. Denn ungewollte Kinderlosigkeit und alles, was mit Unfruchtbarkeit und künstlicher Befruchtung im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung zu tun hat, ist nach wie vor ein Tabuthema.
Hier erfährst Du alles, was Du über unerfüllten Kinderwunsch wissen solltest: Welche körperlichen und seelischen Ursachen gibt es? Was kannst Du im Alltag tun, um die Fruchtbarkeit und damit die Chance auf eine Schwangerschaft zu erhöhen? Wann solltest Du zum Arzt gehen? Wie sieht die Diagnostik aus und welche Formen der künstlichen Befruchtung stehen kinderlosen Paaren zur Verfügung? Und wie kannst Du mit der psychischen Belastung umgehen?
Unerfüllter Kinderwunsch: Häufigkeit
Es wird geschätzt, dass hierzulande fast jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren ungewollt kinderlos ist. Einer Befragung zufolge hat sich der Anteil ungewollt kinderloser Frauen und Männer im Alter zwischen 20 und 50 Jahren zwischen 2013 und 2020 von 25 auf 32 Prozent erhöht. Damit sieht auch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eine ungewollte Kinderlosigkeit als wachsendes gesellschaftliches Problem an.
Nur etwa die Hälfte der betroffenen Paare mit unerfülltem Kinderwunsch geht zum Arzt. Die meisten Paare hoffen, auf natürlichem Wege schwanger zu werden. Dies dauert oftmals länger als erwartet – im Schnitt durchaus mehrere Monate bis zu einem Jahr. Selbst bei einem gesunden und fruchtbaren Paar beträgt die Schwangerschaftsrate lediglich ca. 15 bis 20 Prozent pro Zyklus. Die Ursachen eines unerfüllten Kinderwunsches liegen häufig in Fruchtbarkeitsstörungen, bei denen die Betroffenen auf medizinische Hilfe angewiesen sind.
Der medizinische und technische Fortschritt im Bereich der sogenannten assistierten Reproduktionsmedizin macht es inzwischen möglich, dass bei vielen Paaren der sehnliche Kinderwunsch doch noch in Erfüllung geht. Eine Fruchtbarkeitsbehandlung erhöht die Chance auf ein eigenes Baby, eine Garantie für eine erfolgreiche Behandlung gibt es aber leider nicht. Der Erfolg hängt immer von dem jeweiligen Paar, der Schwere der Fruchtbarkeitsstörung, dem Alter und ungesunden Angewohnheiten, wie z. B. einem regelmäßigen Konsum von Alkohol oder Zigaretten, ab.
Im Durchschnitt bleiben in Deutschland etwa 3 Prozent der Betroffenen trotz Kinderwunschbehandlung dauerhaft kinderlos.

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Obwohl es viele Paare betrifft, werden die Themen "unerfüllter Kinderwunsch" und "ungewollte Kinderlosigkeit" noch immer tabuisiert. Betroffene trauen sich oftmals nicht, öffentlich über ihr Problem zu sprechen.
Vorurteile und Urteile der Gesellschaft sind sehr vielschichtig. So herrscht unter den Betroffenen häufig die Angst vor einer möglichen Stigmatisierung und Diskriminierung. Kein Kind zu haben, wird von einigen Paaren als Makel empfunden. Kinderlosen müssen sich dann für ihren Lebensstil rechtfertigen. Oft kommt die Belastung dazu, dass sich die Paare ja eigentlich ein Baby wünschen und damit zu Unrecht kritisiert werden.
Nicht schwanger zu werden, schlägt ungemein auf die Psyche. Sich und anderen das eigene Leid einzugestehen, fällt vielen jedoch schwer und sie möchten das nicht öffentlich zeigen. Folglich berichten betroffene Paare nicht gerne offen über ihre seelischen Strapazen, Sorgen, Nöte und Erfahrungen. Mögliche Minderwertigkeitskomplexe und Selbstvorwürfe können ohne therapeutische Begleitung bis in eine Depression führen. Das wiederum führt dazu, dass die Chancen auf ein Kind weiter schwinden. So entsteht nicht selten ein Teufelskreis.
Inzwischen werden neue Kommunikationsstrategien entwickelt, wie eine Enttabuisierung, Entstigmatisierung und mehr Aufklärung in der Gesellschaft gefördert werden kann. Dafür hat das Bundesfamilienministerium die Initiative „Hilfe und Unterstützung bei ungewollter Kinderlosigkeit" ins Leben gerufen und möchte damit die psychosoziale Beratung und Aufklärung verbessern und insgesamt das Thema „ungewollte und gewollte Kinderlosigkeit“ enttabuisieren.

Unerfüllter Kinderwunsch: Ursachen
Die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch sind vielfältig und die Suche danach kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Auch wenn es über einen längeren Zeitraum mit einer Schwangerschaft nicht klappt, muss nicht immer eine Unfruchtbarkeit dahinterstecken.
Die Fruchtbarkeit ist veränderlich und viele Faktoren können sie negativ beeinflussen, wie z. B. schwere körperliche oder psychische Belastungen, Stress, starkes Über- oder Untergewicht oder ein ungesunder Lebensstil. Außerdem gibt es im Zyklus einer Frau nur wenige fruchtbare Tage, in denen überhaupt eine Empfängnis möglich ist. Eine einfache Möglichkeit, einen günstigen Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr zu bestimmen, ist ein Eisprungrechner.
Lässt die Schwangerschaft jedoch übermäßig lange auf sich warten, kann durchaus eine Unfruchtbarkeit oder Sterilität die Ursache eines unerfüllten Kinderwunsches sein. Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert Unfruchtbarkeit rein medizinisch als eine Erkrankung des Fortpflanzungssystems. Ein Paar gilt dann als unfruchtbar, wenn die Frau innerhalb eines Jahres mit regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht schwanger wird. Tritt nach zwei Jahren keine Schwangerschaft ein, spricht man auch von einer „sterilen Partnerschaft“.
Fruchtbarkeitsstörungen und Unfruchtbarkeit
Ein unerfüllter Kinderwunsch lässt sich oftmals auf Fruchtbarkeitsprobleme zurückführen. Dabei hat eine Unfruchtbarkeit in den allermeisten Fällen körperliche Gründe. Die Ursachen liegen statistisch betrachtet zu jeweils 40 Prozent bei der Frau und beim Mann. In 10 Prozent der Fälle sind sie sowohl beim Mann als auch bei der Frau zu finden. In weiteren 10Prozent können die Ursachen nicht ergründet werden.
Eine der häufigsten Ursachen sowohl bei Frauen als auch bei Männern ist eine Chlamydien-Infektion. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Geschlechtskrankheit, die durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen wird. Bei Frauen kann die Infektion zu einem Eileiterverschluss führen, beim Mann zu Prostataentzündungen, die sich negativ auf die Spermienqualität auswirken können.
Oftmals hat ein unerfüllter Kinderwunsch auch hormonelle Ursachen. Diese liegen zu jeweils 50 Prozent der Fälle bei der Frau und beim Mann. Bei Frauen gilt ein unregelmäßiger Zyklus als mögliches Anzeichen für mögliche Fruchtbarkeitsstörungen. Bei Männern ist in der Regel eine gestörte Spermienproduktion Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch.

Ursachen bei Frauen
Bei Frauen kann ein unerfüllter Kinderwunsch verschiedene körperliche Ursachen haben. Hauptsächlich sind hormonelle Störungen und Veränderungen der Geschlechtsorgane für eine Unfruchtbarkeit verantwortlich. Die Ursache kann aber auch eine Geschlechtskrankheit, wie z. B. unbehandelte Chlamydien, sein.
Ebenso beeinflussen Faktoren wie das Lebensalter sowie Umwelt- und Genussgifte, z. B. Nikotin oder Alkohol, die Fruchtbarkeit der Frau. Raucherinnen kommen im Durchschnitt zwei bis drei Jahre früher in die Wechseljahre und mit zunehmendem Alter kommt es zu einer deutlichen Abnahme der Fruchtbarkeit.
Hormonelle Ursachen bei Frauen
Hormonelle Ursachen zählen zu den häufigsten Gründen einer ungewollten Kinderlosigkeit bei Frauen. Störungen des Hormonhaushaltes können dazu führen, dass keine oder nicht genügend Eizellen produziert werden bzw. heranreifen, der Eisprung ausbleibt, die Gebärmutterschleimhaut nicht für eine Einnistung ausreichend aufgebaut wird oder die Konsistenz des Zervixschleims die Spermien an einer Befruchtung hindert.
Hormonstörungen entstehen meist durch Funktionsstörungen im Hypothalamus, dem wichtigsten Steuerzentrum im Gehirn für vegetative und endokrine Vorgänge, in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) oder in den Eierstöcken. Typische hormonelle Störungen sind eine Überproduktion von Prolaktin, ein Überschuss an männlichen Hormonen (Androgenen) sowie ein Mangel am Gelbkörperhormon Progesteron (Gelbkörper).
Neben Geschlechtshormonen kann auch eine gestörte Schilddrüsenfunktion zu einem unerfüllten Kinderwunsch der Frau führen. Sowohl eine Überfunktion (Hyperthyreose) als auch eine Unterfunktion (Hypothyreose) der Schilddrüse können Zyklusstörungen zur Folge haben und die Eizellreifung und Einnistung der Eizelle beeinträchtigen.
Darüber hinaus kann auch ein gestörter Insulinstoffwechsel (Zuckerstoffwechsel) für den unerfüllten Kinderwunsch verantwortlich sein.
Organische Ursachen bei Frauen
Verwachsungen, Fehlbildungen und Erkrankungen der Eierstöcke (Ovarien), Eileiter (Tuben), des Gebärmutterhalses (Zervix) und der Gebärmutter (Uterus) können ebenfalls zu einem unerfüllten Kinderwunsch führen.
Verklebte und verschlossene Eileiter, Vernarbungen bzw. kleine Muskelknoten (Myome) oder Zysten in der Gebärmutter, angeborene Fehlbildungen und spezifische Frauenkrankheiten wie Endometriose können eine Empfängnis verhindern. Endometriose ist eine weit verbreitete Unterleibs-Erkrankung. Dabei wandern Schleimhautzellen aus der Gebärmutter in andere Bereiche des Körpers und rufen dort zyklusabhängige Schmerzen hervor. Die Schleimhautzellen können auch in die Eileiter wandern und diese verkleben.

Typische Ursachen bei Frauen im Überblick:
- Infektionskrankheiten (unbehandelte Chlamydieninfektion)
- Funktionsstörungen der Hirnanhangdrüse
- Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom)
- Vorzeitige Wechseljahre / Frühzeitige Ovarialinsuffizienz (POF-Syndrom)
- Progesteronmangel (Gelbkörperschwäche)
- Hyperandrogenämie (zu viel männliche Hormone)
- Hyperprolaktinämie (zu viel Prolaktin)
- Schilddrüsenunter- oder Schilddrüsenüberfunktion
- Diabetes
- Störungen der Eileiter (z. B. Eileiterverschluss)
- Verwachsungen der Gebärmutter (z. B. Myome)
- Fehlbildungen der Gebärmutter
- Endometriose
- Eierstockszysten
- Immunologische Sterilität (Sterilität, die durch eine fehlgeleitete Immunreaktion hervorgerufen wird)
Ursachen bei Männern
Ein unerfüllter Kinderwunsch bei Männern beruht häufig auf Störungen der Spermienproduktion oder des Spermientransports bzw. auf einer mangelhaften Spermienqualität. Aber auch Hormonstörungen, andere Grunderkrankungen sowie Umweltfaktoren können eine Rolle spielen.
Verminderte Spermienqualität und -produktion
Bei einem unfruchtbaren Mann sind die Gründe für eine ungewollte Kinderlosigkeit meist in den Spermien zu finden. Die häufigste Ursache ist eine Störung der Samenzellbildung, bei der zu wenig intakte und gut bewegliche Spermien gebildet werden.
Oftmals zeigt sich in der Analyse der Spermien, dem sogenannten Spermiogramm, dass sowohl Anzahl als auch Form und Beweglichkeit eingeschränkt sind. In diesem Fall sprechen Mediziner vom OAT-Syndrom oder von Oligo-Astheno-Teratozoospermie (Oligo: zu wenig, Astheno: schwach beweglich, Terato: fehlgeformt).

Hormonelle Störungen bei Männern
Genau wie bei Frauen können auch bei Männern hormonelle Störungen, etwa der Hirnanhangdrüse, zu ungewollter Kinderlosigkeit führen. Dabei kann die Ausschüttung der Hormone FSH (Follikel-stimulierendes Hormon) bzw. LH (luteinisierendes Hormon) beeinträchtigt sein. FSH ist für die Samenreifung im Hoden verantwortlich. LH aktiviert die Testosteronproduktion im Hoden und hat ebenfalls Einfluss auf die Samenreifung. Daneben können auch andere Hormone zu Fruchtbarkeitsstörungen führen, beispielsweise bei einer Schilddrüsenunter- oder Schilddrüsenüberfunktion.
Hodenerkrankungen
Eine weitere Ursache sind Erkrankungen der Hoden. Beim Hodenhochstand befinden sich im Säuglingsalter ein oder beide Hoden nicht im Hodensack. Unbehandelt führt dies zu einer gestörten Spermienproduktion, weil die ideale Temperatur von 34-35° Celsius nur im Hodensack vorherrscht. Die höhere Umgebungstemperatur im Bauchraum bei nicht herabgestiegenen Hoden schädigt das Hodengewebe und damit auch die Bildung von Spermien.
Häufig ist auch eine Hodenentzündung nach einer Mumps-Infektion (Mumpsorchitis) für eine Unfruchtbarkeit verantwortlich. Diese kann zu einer Hodenverhärtung und Hodenverkleinerung führen, die wiederum eine Einschränkung der Produktion von Samenzellen nach sich ziehen.
Weitere mögliche Gründe für einen unerfüllten Kinderwunsch beim Mann sind Erkrankungen von Prostata, Nebenhoden, Samenleiter oder Harnröhre, genetische Defekte oder andere Allgemeinerkrankungen wie Krebs oder Zystische Fibrose (Mukoviszidose).
Typische Ursachen bei Männern im Überblick:
- Mangelhafte Spermienqualität (Anzahl, Beweglichkeit, Form), OAT-Syndrom
- Weitere Fehlbildungsformen der Spermien (z. B. Globozoospermie)
- Verklebungen, Vernarbungen von Hoden, Nebenhoden, Samenleitern
- Verschluss der Samenleiter
- Fehlen der Spermien im Ejakulat (Azoospermie), z. B. durch Verschluss der Samenleiter
- Angeborenes oder erworbenes Fehlen von Keimzellen (Sertoli-Cell-Only-Syndrom)
- Entzündungen der Hoden, Nebenhoden und Prostata
- Infektionen (Chlamydien, Mumps)
- Hodenhochstand (Leistenhoden, Gleithoden)
- Unterfunktion der Hoden durch Hormonstörungen (Testosteron-Mangel)
- Schilddrüsenunter- oder Schilddrüsenüberfunktion
- Krampfadern am Hoden oder Samenstrang (Varikozele)
- Folge von Operationen (Prostata, Leistenbruch)
- Impotenz (Erektile Dysfunktion)
- Störungen des Spermientransports
- Nach innen gerichtete Ejakulation in die Harnblase (Retrograde Ejakulation)
- Hodenverletzungen durch Sport, Hodenverdrehung (Hodentorsion)
- Immunologische Sterilität (Antikörperbildung gegen Spermien)
- Hodenkrebs, Chemotherapie, Bestrahlung
- Zystische Fibrose (Mukoviszidose)
Fortgeschrittenes Alter
Das Lebensalter von Frauen und Männern spielt eine zentrale Rolle bei unerfülltem Kinderwunsch. Mit zunehmendem Alter nimmt bei beiden Geschlechtern die Fruchtbarkeit maßgeblich ab.
Frauen können nur in einer gewissen Zeitphase des Lebens, dem sogenannten reproduktiven Fenster, schwanger werden. Die ideale Zeit für eine Empfängnis liegt zwischen 20 und 30 Jahren. Ab dem 30. Lebensjahr ist die Fruchtbarkeit rückläufig, ab dem 35. Lebensjahr ist diese deutlich vermindert. Das liegt u. a. daran, dass sämtliche Eizellen bereits bei der Geburt angelegt sind, die Zahl mit fortschreitendem Alter stetig abnimmt.
Männer sind zwar in der Regel bis ins hohe Alter zeugungsfähig. Doch auch bei ihnen nimmt die Fruchtbarkeit ab dem 40. Lebensjahr ab. Mit fortschreitendem Alter werden weniger Spermien produziert und die Qualität lässt nach. Ebenso steigt das Risiko für genetische Defekte (Chromosomenstörungen) in den Samenzellen.
Das Älterwerden führt nicht nur zu einer Abnahme der Fruchtbarkeit beider Geschlechter, sondern erhöht auch das Risiko für Fehlgeburten. Auch diese sind ein häufiger Grund eines unerfüllten Kinderwunsches.
Gesellen sich zum Alter äußere Risikofaktoren wie beispielsweise Rauchen und Übergewicht hinzu, wirkt sich das zusätzlich negativ auf die Fruchtbarkeit aus.

Äußere Faktoren
Neben körperlichen Erkrankungen und Beschwerden können auch äußere Faktoren die Fruchtbarkeit von Männern und Frauen negativ beeinflussen. Auch wenn sie nicht immer als alleinige Ursache zu werten sind, können die Lebensgewohnheiten durchaus einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zu einem unerfüllten Kinderwunsch leisten.
Stress
Wesentliche Faktoren sind beruflicher oder privater Stress. Mögliche Anzeichen dafür sind Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Nervosität oder Schlafstörungen. Übermäßiger Stress kann den Hormonhaushalt von Männern und Frauen deutlich stören.
Eine Studie, in der der Einfluss von Umwelt und Lebensstil auf die Fruchtbarkeit untersucht wurde, hat gezeigt, dass eine hohe Konzentration an Stresshormonen im Blut die Chance auf eine Schwangerschaft um bis zu 30 Prozent verringern kann.

Genussmittel, Drogen und Medikamente
Ein übermäßiger Konsum von Alkohol, Koffein, Zigaretten oder anderen Drogen kann sich schädlich auf den Körper und damit auf die Fruchtbarkeit auswirken. Typische Folgen sind beispielsweise Zyklusstörungen und Potenzstörungen.
Nikotin sorgt für eine verminderte Durchblutung der Geschlechtsorgane. Ein hoher Alkoholkonsum beeinträchtigt nicht nur die allgemeine Gesundheit, sondern kann auch organische Schäden hervorrufen. Bei Betäubungsmitteln wie Marihuana und LSD wird vermutet, dass sie den Hormonhaushalt durcheinanderbringen und fruchtbarkeitsschädigende Prozesse in Gang setzen.
Ebenso können verschiedene Medikamente zu einem unerfüllten Kinderwunsch führen. Dazu gehören unter anderem Psychopharmaka wie Antidepressiva, Chemotherapeutika, Opiate, Immunsuppressiva, Antibiotika, Arzneimittel gegen Epilepsie, Bluthochdruck und Asthma oder auch bestimmte Haarwuchsmittel.
Unter- und Übergewicht
Ein nicht zu unterschätzendes Problem bei unerfülltem Kinderwunsch ist ein ungesundes Körpergewicht, insbesondere ein starkes Übergewicht. Dies betrifft sowohl Männer als auch Frauen.
Bei stark über-, aber auch untergewichtigen Frauen kann es zu Verschiebungen im Hormonhaushalt kommen. Dadurch können Zyklusstörungen auftreten, die die Chance auf eine Schwangerschaft verringern.
Fettleibigkeit führt bei Frauen zu einer Erhöhung von Insulin- und Blutzuckerspiegeln, Blutfetten und Fettgewebshormonen, wodurch eine Störung der Eizellreifung und des Eisprungs entsteht. Ebenso vergrößert Adipositas das Risiko für ein polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS), bei dem es aufgrund eines Überschusses männlicher Hormone zu einer Funktionsstörung in den Eierstöcken kommt.
Insbesondere durch vermehrte Fettablagerungen im Bauchbereich werden Botenstoffe ausgeschüttet, die sich auf verschiedene Drüsen auswirken und dadurch auch die Funktion von Eierstöcken und Hoden beeinflussen. Bei Männern zeigt sich dies in einer reduzierten Menge und einer Zunahme fehlgebildeter Samenzellen im Ejakulat sowie einer eingeschränkten Beweglichkeit der Spermien.
Ein starkes Untergewicht kann bei Frauen dafür sorgen, dass Eisprung und Menstruation ausbleiben. Bei Männern kann es die Hodenfunktion einschränken.
Weitere Risikofaktoren
Neben einer allgemein ungesunden Lebensweise und den bereits genannten äußeren Faktoren können noch weitere Einflüsse von Bedeutung sein. Dazu zählen:
- Schwere körperliche Belastung
- Leistungssport
- Nachtschichten
- Mikronährstoffmangel
- Umweltgifte (Lösungsmittel, Abgase, Pestizide, Weichmacher, etc.)
- Hitze
- Hohe Strahlenbelastung
Psychische Ursachen
Bei etwa 10 Prozent der Paare mit unerfülltem Kinderwunsch können keine organischen Gründe für die Unfruchtbarkeit gefunden werden. In solchen Fällen spielen in der Regel emotionale und seelische Belastungen eine große Rolle. Eine direkte Auswirkung der Psyche auf die Fruchtbarkeit konnte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden Indirekt können psychologische Faktoren die Fruchtbarkeit jedoch eindeutig verringern – vor allem durch eine chronische Ausschüttung von Stresshormonen.
Paare, bei denen es mit der Schwangerschaft nicht gleich klappt, machen sich nach einer gewissen Zeit Sorgen, dass ihr Kinderwunsch eventuell nicht Erfüllung gehen könnte. Sie werden unruhig, unsicher, ängstlich und setzen sich selbst unter Druck.
Das monatliche Wechselspiel der Gefühle aus Zuversicht, Hoffnung, Enttäuschung und Trauer, wenn der Schwangerschaftstest wieder einmal negativ ausfällt, zerrt an den emotionalen Kräften und belastet auch die Partnerschaft.
Entscheiden sich Paare dann für eine Kinderwunschbehandlung, kann sich die emotionale Achterbahnfahrt fortsetzen. Denn eine Garantie für eine Schwangerschaft gibt es auch bei reproduktionsmedizinischen Verfahren nicht. Nach jeder Behandlung beginnt das zermürbende Warten auf das Ergebnis. Wenn der Versuch einer künstlichen Befruchtung misslingt, bricht für die hoffnungsvollen Paare eine Welt zusammen.
Oftmals sind psychische Probleme nicht der Grund für eine nicht eintretende Schwangerschaft, wohl aber eine deutlich spürbare Folge eines unerfüllten Kinderwunsches, die sich in Depressionen, Ängsten und anderen psychischen Störungen äußern können.

Unerfüllter Kinderwunsch: Wann zum Arzt
In der Medizin gilt ein Jahr Wartezeit auf eine Schwangerschaft als normal. Wenn ein Kinderwunsch danach immer noch unerfüllt ist, empfiehlt sich der Besuch eines:einer Ärzt:in. Dies gilt sowohl für die Frau als auch für den Mann.
Da das Alter einen nicht unerheblichen Einfluss hat, ist es für Frauen ab 35 Jahren sinnvoll, bereits nach einem halben Jahr ärztlichen Rat zu suchen. Dies ist auch für eine etwaige künstliche Befruchtung von Bedeutung. Je jünger die Frau bei einer Kinderwunschbehandlung ist, desto größer ist auch die Chance auf eine Schwangerschaft.
Als erste Anlaufstelle für den Mann eignet sich der:die Hausärzt:in. Diese nehmen dann eine Überweisung an entsprechende Fachärzt:innen vor. Frauen können sich auch direkt an ihre:n Gynäkolog:in wenden.
Da eine ungewollte Kinderlosigkeit ein sehr sensibles Thema ist, ist es sehr wichtig, sich eine Arztpraxis zu suchen, in der man sich medizinisch und menschlich gut aufgehoben fühlt. In großen Städten gibt es spezielle Kinderwunschkliniken und -praxen, die ganz konkret auf die Behandlung von Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch ausgerichtet sind und alle wichtigen Untersuchungsmethoden und -schritte berücksichtigen.
Unerfüllter Kinderwunsch: Untersuchung und Diagnose
Zunächst findet bei Paaren ein ausführliches Gespräch (Anamnese) mit dem:der behandelnden Ärzt:in statt. Darin geht es um frühere Erkrankungen und Behandlungen sowie derzeitige körperliche Beschwerden, aber auch um das Sexualverhalten. Denn Sexualstörungen wie psychogene sexuelle Funktionsstörungen oder schlichtweg zu wenig Sex können durchaus (mit-)ursächlich für einen unerfüllten Kinderwunsch sein. Denn wenn es schon länger nicht klappt, belastet das in vielen Fällen das Sexualleben.
Auf Basis der Angaben im Untersuchungsgespräch können dann verschiedene Untersuchungen folgen. Neben einer allgemeinen körperlichen Untersuchung gehören dazu unter anderem auch Laboruntersuchungen wie Blutuntersuchungen zur Hormonbestimmung und Urinuntersuchungen zum Ausschluss von Infektionen (z. B. Chlamydien) und zur Feststellung von Krankheiten wie Diabetes. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern können vor allem die Hormonuntersuchungen für eine konkrete Diagnosestellung entscheidend sein.

Untersuchungen bei Frauen
Bei der gynäkologischen Untersuchung macht ein:e Frauenärzt:in eine Tastuntersuchung der Geschlechtsorgane, die erste Hinweise auf Veränderungen geben kann. Mit einem Abstrich der Vaginalschleimhaut lässt sich ein möglicher Bakterien- oder Pilzbefall diagnostizieren.
Um Auffälligkeiten der Gebärmutter, der Eierstöcke oder der Eileiter festzustellen, wird eine Ultraschall-Untersuchung durchgeführt. Um etwa die wichtige Frage der Durchgängigkeit der Eileiter zu überprüfen, können auch aufwändigere Methoden zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel der Einsatz von Kontrastmittel bei der Ultraschalluntersuchung. In bestimmten Verdachtsfällen wird auch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) vorgenommen, um Funktionsstörungen oder Fehlbildungen eindeutiger diagnostizieren zu können.
Wichtig ist es zudem, festzustellen, ob ein Eisprung stattfindet, denn ohne Eisprung kann die Frau nicht natürlich schwanger werden. Eine wichtige Basisuntersuchung bei unerfülltem Kinderwunsch ist daher das sogenannte Zyklusmonitoring. Dabei wird mittels zyklusabhängiger Blut- und Ultraschalluntersuchungen überprüft, ob es zur Eizellreifung kommt.
Untersuchungen bei Männern
Männer wenden sich zur Untersuchung bei unerfülltem Kinderwunsch an eine:n Urolog:in, der:die auf Beschwerden im Bereich der männlichen Geschlechtsorgane spezialisiert ist. Wichtig zu wissen ist, dass weder das Allgemeinbefinden noch die sexuelle Funktionsfähigkeit etwas über die Fruchtbarkeit aussagen.
Zu den typischen Untersuchungen gehört das Abtasten von Hoden, Nebenhoden, Prostata und Bläschendrüsen. Gegebenenfalls wird eine Ultraschall-Untersuchung der Genitalorgane, der Prostata und der Harnwege durchgeführt.
Ein wichtiger Bestandteil der Untersuchungen ist die Erstellung eines sogenannten Spermiogramms. Bei diesem Samentest werden bestimmte Eigenschaften des Spermas analysiert wie etwa die Gesamtzahl der Spermien und der Anteile lebender, gut beweglicher und normal geformter Samenzellen.
Unerfüllter Kinderwunsch: Behandlungen
Die Behandlung bei einem unerfüllten Kinderwunsch ist sehr individuell und richtet sich ganz nach der Diagnose. Gründliche Untersuchungen sind also unverzichtbar. Leider werden diese gerne aufgeschoben aus Angst vor der Diagnose einer Unfruchtbarkeit.
Wenn eine Unfruchtbarkeit, d. h. das Unvermögen, ein Kind zu zeugen bzw. zu empfangen, festgestellt wird, heißt das nicht, dass ein Paar nicht mehr auf natürlichem Wege schwanger werden kann. Für viele Fruchtbarkeitsstörungen gibt es inzwischen Behandlungsmöglichkeiten, die eine natürliche Empfängnis durch Geschlechtsverkehr möglich machen. Mithilfe einer Zyklusüberwachung können dafür die fruchtbarsten Tage errechnet werden. Bestehen gute Chancen auf eine natürliche Schwangerschaft, wird der sogenannte "Verkehr zum Optimum" oder "optimalen Zeitpunkt" (VZO) empfohlen. Mithilfe einer Ovulationsinduktion, d. h. einer Spritze, die den Eisprung auslöst, kann dieser Zeitpunkt sehr genau festgelegt werden.
In einer Vielzahl der Fälle lässt sich ein unerfüllter Kinderwunsch auf hormonelle Störungen zurückführen, die einen gestörten Zyklus bzw. eine gestörte Samenproduktion zur Folge haben. Sowohl für Frauen als auch für Männer gibt es medikamentöse Hormontherapien, etwa zur Stimulation der Eizellreifung bzw. der Spermienbildung, die die Fruchtbarkeit verbessern können. Dabei erfolgt eine hormonelle Stimulation durch die Gabe hormonhaltiger Tabletten bzw. Spritzen.
Bei Infektionen des Genitaltraktes, Entzündungen oder Mangelzuständen ist ebenfalls eine medikamentöse Therapie möglich. In anderen Fällen wiederum, beispielsweise bei einem Tumor, Myom oder Leistenhoden, kann eine Operation möglicherweise Abhilfe schaffen.
Reproduktionsmedizinische Behandlungen
Wenn auf natürlichem Wege keine Schwangerschaft möglich ist, entscheiden sich viele Paare mit unerfülltem Kinderwunsch für eine reproduktionsmedizinische Behandlung. Die Reproduktions- oder Fortpflanzungsmedizin bietet verschiedene Verfahren für die Kinderwunschbehandlung an. Welche Methode einer assistierten Fortpflanzung oder künstlichen Befruchtung zum Einsatz kommen kann, hängt wiederum maßgeblich von der diagnostizierten Ursache ab.
Im Vorfeld einer künstlichen Befruchtung wird bei Frauen in den meisten Fällen eine Hormonbehandlung durchgeführt, um die Reifung von Eizellen zu unterstützen. Konnten befruchtungsfähige Eizellen heranreifen, erfolgt die Befruchtung entweder innerhalb des Körpers oder nach der Entnahme der Eizellen außerhalb des Körpers im Labor.
Bei Männern steht im Rahmen einer künstlichen Befruchtung die Spermiengewinnung im Vordergrund. Im Idealfall werden Samenzellen durch Masturbation gewonnen. Befinden sich im Ejakulat keine befruchtungsfähigen Spermien, können Spermien möglicherweise durch die sogenannte TESE (Testikuläre Spermatozoenextraktion) aus den Hoden oder durch MESA (Mikrochirurgische epididymale Spermatozoenaspiration) aus den Nebenhoden gewonnen werden.
Im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung stehen Paaren folgende Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:
- (Intrauterine) Insemination (IUI)
- In-vitro-Fertilisation (IVF)
- Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
- In-vitro-Maturation (IVM)
- Intratubarer Gametentransfer (GIFT)

Insemination (Samenübertragung)
Bei der Insemination handelt es sich um eine künstliche Spermienübertragung in die Gebärmutter der Frau. Das Verfahren kommt zum Einsatz, wenn die Spermienqualität des Mannes eingeschränkt und daher keine Befruchtung auf normalem Wege möglich ist.
Bei dieser schmerzfreien Behandlung werden die in einer speziellen Nährlösung aufbereiteten Spermien mit einer Spritze direkt in die Gebärmutter injiziert. Dieser Vorgang wird als „Intrauterine Insemination“ (IUI) bezeichnet.
In-vitro-Fertilisation (IVF)
Die In-vitro-Fertilisation, kurz IVF, ist ein Verfahren, bei dem eine befruchtungsfähige Eizelle unter Laborbedingungen im Reagenzglas bzw. einer Petrischale befruchtet wird. Dabei werden der Frau nach einer hormonellen Stimulation reife Eizellen entnommen und in einer Petrischale mit männlichen Spermien zur Befruchtung vereint. War die Befruchtung erfolgreich, werden maximal drei Embryonen zum Einnisten in die Gebärmutter gesetzt.
Die IVF wird dann angewendet, wenn eine Insemination nicht erfolgreich war, ein Eileiterverschluss bei der Frau vorliegt oder die Spermienqualität deutlich eingeschränkt ist.
Eine besondere Variante ist die In-vitro-Maturation (IVM). Bei dieser Form werden unreife Eizellen entnommen, die erst in der Petrischale reifen müssen. Nach Reifung der Eizellen findet die Befruchtung in den meisten Fällen durch eine ICSI statt. Allerdings ist die IVM noch kein etabliertes Verfahren, das von der Krankenkasse mitgetragen wird. Die In-vitro-Maturation wird nur in wenigen Kliniken bei ausgewählten Indikationen eingesetzt. Langzeitstudien zu dieser speziellen Kinderwunschbehandlung gibt es noch nicht.
Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Die Intracytoplasmatische Spermieninjektion, kurz ICSI, ist eine künstliche Befruchtung, die dem Prinzip der IVF sehr ähnelt. Bei der ICSI werden ebenfalls Eizellen nach einer hormonellen Stimulation aus den Eierstöcken der Frau entnommen. Der wesentliche Unterschied zur IVF liegt darin, dass bei der ICSI ein einzelnes Spermium direkt per Injektion in eine befruchtungsfähige Eizelle gespritzt wird.
Die ICSI wird hauptsächlich angewendet, wenn die Spermienqualität des Mannes deutlich eingeschränkt ist oder die Samenzellen die schützende Hülle der Eizelle nicht durchdringen können. Auch wenn IVF-Versuche erfolglos verlaufen sind oder nicht erfolgsversprechend erscheinen, kann unter Umständen eine ICSI angezeigt sein. Inzwischen wird diese Technik dreimal so häufig angewandt wie die IVF.
Intratubarer Gametentransfer (GIFT)
Bei dem Intratubaren Gametentransfer handelt es sich um eine Mischung aus Insemination und In-vitro-Fertilisation. Bei der GIFT-Methode werden während einer Bauchspiegelung Eizellen entnommen und mit aufbereiteten Samenzellen direkt über einen Katheter in den Trichter des Eileiters eingesetzt.
Der Eingriff findet unter Vollnarkose statt, und es besteht ein erhöhtes Risiko für eine Eileiterschwangerschaft, weshalb die Methode kaum noch angewendet wird und von der IVF abgelöst wurde.
Erfolgsaussichten
Der Erfolg einer Kinderwunschbehandlung lässt sich nicht mit Sicherheit voraussagen, weil viele Faktoren und persönliche Voraussetzungen eine Rolle spielen können.
In Europa werden pro Jahr mehr als 900.000 IVF-Zyklen durchgeführt und pro Jahr werden an die 200.000 Kinder nach künstlicher Befruchtung geboren. Die Erfolgsaussichten, ein Kind mittels eines Embryotransfers zu erhalten, liegen bei 20 bis 25 Prozent.
Laut Zahlen der deutschen IVF-Zentren werden 40 Prozent aller Paare, die drei Behandlungen mit IVF oder ICSI durchgeführt haben, schwanger und bringen ein leibliches Kind zur Welt. Bei vier Behandlungszyklen sind es etwa 50 Prozent.

Komplikationen und Risiken
Bei der assistierten Reproduktion im Rahmen einer Kinderwunschtherapie können Komplikationen auftreten. Dazu gehören erhöhte Risiken wie Mehrlingsschwangerschaften durch das Einsetzen von bis zu drei Embryonen, Fehlgeburten, Frühgeburten, Fehlbildungen und Eileiterschwangerschaften.
Durch die hormonelle Stimulation kann ein sogenanntes ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS) auftreten, von dem hauptsächlich Frauen vor dem 35. Lebensjahr betroffen sind. Der Schweregrad kann sehr variieren – von milden Verläufen mit leichtem Unwohlsein bis zu schweren lebensbedrohlichen Komplikationen.
Behandlungskosten
Die Kosten für eine Kinderwunschbehandlung richten sich stark nach der Methode und können von mehreren Hundert Euro für eine Insemination bis hin zu mehreren Tausend Euro für IVF bzw. ICSI reichen.
In Deutschland übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen 50 Prozent der entstehenden Kosten. Dafür gelten jedoch folgende Voraussetzungen:
- Beide Partner sind mindestens 25 Jahre alt.
- Die Frau ist jünger als 40 Jahre.
- Der Mann ist jünger als 50 Jahre.
- Das Paar ist heterosexuell und verheiratet.
Unerfüllter Kinderwunsch: Psyche
Ein entscheidender Aspekt einer ungewollten Kinderlosigkeit ist die seelische Belastung. Ein unerfüllter Kinderwunsch hat in der Regel starke Auswirkungen auf die Psyche. Mögliche psychische Folgen sind:
- Minderwertigkeitsgefühle
- Gefühle von Isolation, Unsicherheit, Ratlosigkeit und Kontrollverlust
- Selbstvorwürfe
- Trauer
- Angststörungen
- Depressionen
- Chronischer emotionaler Stress
- Essstörungen
- Medikamentenmissbrauch
- Sexualstörungen
Natürlich muss aus einem unerfüllten Kinderwunsch keine schwere Depression werden. Dennoch sind vor allem vermehrte Ängstlichkeit und Depressivität häufige Symptome der emotionalen Belastung. Dabei beginnt der Leidensweg oftmals schon vor einem ersten Beratungsgespräch oder einer Diagnose.
Eine mögliche Unfruchtbarkeit wird von sehr vielen Frauen als schlimmste emotionale Krise erlebt. Wenn dann noch die körperlichen und psychischen Strapazen einer Kinderwunschbehandlung dazu kommen, kann das Leid unerträglich werden – vor allem, wenn Behandlungsversuche erfolglos bleiben.
Dazu kommt die Tatsache, dass die Thematik nicht nur das eigene Wohlbefinden betrifft, sondern auch die Partnerschaft auf eine harte Probe stellt. Dies zeigt sich meist in Kommunikationsstörungen, die sich als Sprachlosigkeit äußern kann oder auch in Form heftigen Streitigkeiten mit Schuldzuweisungen. Dazu gesellt sich oft eine sexuelle Unlust, die die Beziehung noch mehr belastet. Im schlimmsten Fall zerbricht die Beziehung an der Krise, im besten Fall gehen beide Partner gestärkt daraus hervor.
Irgendwann ist der Zeitpunkt erreicht und der Kinderwunsch sollte bzw. muss aufgegeben werden. Die Verarbeitung benötigt viel Zeit. Intensive, schmerzhafte Gefühle wie tiefe Trauer, große Wut und starke Enttäuschung gehören dazu.
Psychosoziale Beratung und Psychotherapie
Damit aus der psychischen Herausforderung eines unerfüllten Kinderwunsches keine schwerwiegende psychische Erkrankung wird, sollten Betroffene frühzeitig eine psychosoziale Beratung in Anspruch nehmen. In Deutschland gibt es verschiedene unabhängige Beratungsstellen mit professionellen Beratungsangeboten – von der Einzel- und Paarberatung bis zu Gruppenangeboten und Selbsthilfeangeboten.
Die Inhalte einer psychosozialen Kinderwunschberatung richten sich nach den individuellen Bedürfnissen – je nachdem, wie sich die psychische Belastung der ungewollten Kinderlosigkeit äußerst. Grundsätzlich geht es darum, Hintergründe und Zusammenhänge des psychischen Leids zu erfassen und einen Ausweg zu finden. Dabei kann es zum Beispiel auch um den Umgang mit dem Partner oder dem sozialen Umfeld gehen.
Vielen Paaren hilft es schon, einfach in geschütztem Rahmen mit einem:einer Expert:in über die eigenen Sorgen und Ängste sprechen zu können. So gibt es normalerweise schon nach einigen Sitzungen wahrnehmbare Erfolge.
Eine psychosoziale Beratung ist keine Kassenleistung, jedoch bieten einige psychosoziale Beratungsstellen, etwa der Wohlfahrtsverbände, auch kostenlose Sitzungen an. Qualifizierte Fachkräfte findet man beispielsweise über die Beratungsstellen-Suche des Bundesfamilienministeriums.
Bei starken psychischen Problemen wie schweren Depressionen, Angststörungen oder Partnerschaftskonflikten ist eine psychotherapeutische Begleitung indiziert. Bei einer Psychotherapie empfiehlt es sich, eine:n Psychotherapeut:in vor Ort zu suchen, der:die von den Krankenkassen anerkannt ist.

Unerfüllter Kinderwunsch: Was tun?
Im Alltag könntest Du einige Faktoren berücksichtigen, die möglicherweise die Fruchtbarkeit positiv beeinflussen. Nutze bei unerfülltem Kinderwunsch die folgenden Tipps für den Alltag:
- Achte auf eine gesunde, ausgewogene, vitaminreiche und mineralstoffreiche Ernährung.
- Verzichte möglichst auf Kaffee, Alkohol, Nikotin und zuckerhaltige Limonaden.
- Treibe regelmäßig Sport und integriere Bewegung in den Alltag.
- Reduziere Deinen Stress und baue gezielt Entspannungsübungen in Deinen Tagesablauf ein.
- Verringere Übergewicht durch eine Ernährungsumstellung, um einen negativen Einfluss auf den Hormonhaushalt zu vermeiden (PCO-Syndrom).
- Stelle eine ausreichende Versorgung mit Folsäure sicher.
- Lasse Zahnprobleme und Zahnentzündungen beheben. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Zahngesundheit und Fruchtbarkeit.
- Achte auf das richtige Timing für Geschlechtsverkehr mithilfe einer Zyklusüberwachung.
- Habe mehr Sex während der fruchtbaren Tage. Es wird geraten, um den Eisprung herum mindestens alle zwei Tage oder besser täglich Geschlechtsverkehr zu haben.
Auch wenn Du es wahrscheinlich bei jedem Gesundheitsthema liest, ist auch bei unerfülltem Kinderwunsch der Hinweis auf die Bedeutung einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung sehr wichtig – also: viel frische Obst und Gemüse, gesunde Kohlenhydrate und Ballaststoffe aus Vollkornprodukten, Omega-3-Fettsäuren und Co.
Achte ganz bewusst darauf, ausreichend Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zu Dir zu nehmen. Über Zink und Selen beispielsweise freut sich nicht nur Dein Immunsystem. Zink kann auch nachweislich zu einer normalen Fruchtbarkeit und einer normalen Reproduktion beitragen, und Selen zu einer normalen Spermabildung.
Frauen mit Kinderwunsch wird auch geraten, die Folsäure-Zufuhr gezielt zu optimieren. Denn Folsäure hat eine Funktion bei der Zellteilung. Außerdem ist ein niedriger Folatspiegel bei Schwangeren ein Risikofaktor für die Entstehung von sogenannten Neuralrohrdefekten beim Embryo. Das Neuralrohr ist eine Vorläuferstruktur des Nervensystems und schließt sich bereits in der vierten Schwangerschaftswoche. Daher wird Frauen, die schwanger werden wollen, eine Nahrungsergänzung mit 400 μg Folsäure pro Tag empfohlen, um so den Folatspiegel zu erhöhen und dadurch das Risiko für Neuralrohrdefekte zu reduzieren. Die tägliche Ergänzung sollte mindestens vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft beginnen und bis zu drei Monaten nach der Empfängnis erfolgen.
Zu guter Letzt der vielleicht wichtigste Tipp: Lasst Euch frühzeitig beraten und ärztlich untersuchen. Ob es am Ende mit dem Kinderwunsch klappt oder nicht – der Mut dazu zahlt sich aus. Denn die Aufklärung über Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten und schließlich die Kenntnis möglicher Ursachen bringen Euch auf jeden Fall Klarheit und damit auch eine gewisse Erleichterung.
Neben schulmedizinischen Verfahren können evtl. auch Naturheilverfahren in der Kinderwunschbehandlung hilfreich sein. Ganzheitliche Behandlungsmethoden beziehen körperliche und seelische Aspekte, die Ernährungsweise und Lebensgewohnheiten in die Therapie mit ein. Homöopathie, TCM und Akupunktur, Ayurveda, alternative Heilmethoden wie eine Ausleitung von Schadstoffen aus dem Körper oder auch Entspannungsmethoden können hierbei unterstützend zum Einsatz kommen.