Die innere Uhr tickt in jedem Menschen ein wenig anders. Vereinfacht spricht man von „Lerchen“, die früh wach sind und abends zeitig schlafen möchten, und „Eulen“, die erst später zur Höchstform auflaufen und dafür abends länger wach sind. Mediziner:innen hatten bereits beobachtet, dass Frühaufsteher seltener Depressionen entwickeln als Langschläfer.
Den Zusammenhang zwischen dem Chronotyp und der Depressionsneigung haben Forschende aus Cambridge nun näher untersucht und dafür Daten von 840.000 Proband:innen berücksichtigt. Ein Teil der Versuchspersonen trug Schlaftracker, der Rest wurde nach den Schlafgewohnheiten befragt. Zusätzlich untersuchte das Forscherteam hunderte Genvarianten, denen ein Einfluss auf die innere Uhr zugeschrieben wird.
„Lerchen“ scheinen glücklicher
Das Ergebnis war recht deutlich: Menschen, deren innere Uhr ein früheres Aufstehen begünstigt, entwickeln danach seltener Depressionen. Rechnerisch ergab ein um eine Stunde früherer Schlafbeginn im Vergleich zum Mittelwert ein um 23 Prozent reduziertes Risiko für schwere Depressionen. Die Daten allein lassen noch keine Rückschlüsse auf den Grund für das höhere Depressionsrisiko von genetischen „Eulen“ zu. Die Wissenschaftler:innen vermuten, dass das Morgenlicht einen schützenden Einfluss auf die Psyche hat und die Ausschüttung des „Glückshormons“ Serotonin fördert.
Gestresste „Eulen“?
Eine andere mögliche Erklärung wäre der Dauerstress, den die permanente Anpassung der späten Chronotypen an den gesellschaftlich vorgegebenen Tagesrhythmus auslöst. Die Schlafdauer scheidet als Erklärung aus, sie wurde bei den Vergleichen berücksichtigt. Auch wenn es noch nicht sicher ist, ob die genetische Ausstattung selbst oder die daraus resultierenden Schlafgewohnheiten das höhere Depressionsrisiko auslösen, haben die Autor:innen der Studie einige Tipps für ein gesünderes Schlafverhalten – unabhängig vom Chronotyp.
Tipps für besseren Schlaf
So empfehlen sie, den Morgenkaffee möglichst auf dem Balkon oder der Terrasse zu trinken und möglichst mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit zu kommen. Abends behindert blaues Licht von Bildschirmen die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin und kann die Einschlafzeit verlängern. „Haltet Eure Tage hell und die Nächte dunkel“, fasst Celine Vetter, eine der Studienautor:innen, die Empfehlungen zusammen.