Das Ernährungsnetzwerk NUTRITION HUB hat sich für die dritte Auflage seiner Expert:innenbefragung zu den Topthemen in Sachen Ernährung erstmals mit dem staatlichen Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) zusammengeschlossen. „Gemeinsam konnten wir mehr als 100 namhafte Expertinnen und Experten aus unserem Netzwerk gewinnen“, sagt NUTRITION HUB Gründerin Dr. Simone Frey.
Nachhaltigkeit als Innovationstreiber
Platz 1 und 2 der Ernährungstrends hängen zusammen – und brechen die vielleicht größte Herausforderung der Menschheitsgeschichte auf unsere Teller herunter: Nachhaltigkeit (Platz 1) und pflanzliche Ernährung (Platz 2) sind nach Meinung der Fachleute derzeit die wichtigsten Baustellen in Sachen Ernährungstransformation. Die Herausforderungen des Klimawandels sind in Hofläden und Supermärkten angekommen. Die Ernährungsexpert:innen beobachten einen starken Anstieg der Forschungsprojekte und Veröffentlichungen zu diesem Themenkomplex, und auch auf praktischer Seite sind deutliche Verschiebungen zu beobachten: Verbraucher:innen bewerten schon jetzt bei ihren Ernährungsentscheidungen Regionalität und Nachhaltigkeit oft höher als die Gesundheit der Nahrungsmittel, schreibt Christine Brombach, Professorin an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften mit Bezug auf eigene Untersuchungen.
Zeitgleich wird auch die Gemeinschaftsverpflegung – teils aufgrund politischen Drucks – zu mehr Nachhaltigkeit verpflichtet. Um ihre Klimabilanz zu verbessern, nehmen Großküchen und Verpflegungsanbieter:innen immer häufiger die Hilfe von Expert:innen in Anspruch. “Die Fragen zum Einsatz von Alternativen zu Milch- und Milchprodukten nehmen zu“, sagen Holger Pfefferle und Susanne Leitzen von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung als Nachhaltigkeitsberater:innen von Großküchen. Saisonaler und regionaler Einkauf und mehr pflanzliche Gerichte auf dem Speiseplan sind weitere Stellschrauben für eine bessere Ökobilanz der Gemeinschaftsverpflegung.
3 Aspekte mit einem Ziel
Die Schonung globaler Ressourcen ist die Voraussetzung für ausreichend gesunde Lebensmittel in der Zukunft. Eine stärker pflanzenbetonte Ernährung liefert auch schon heute einen Beitrag zur allgemeinen Gesundheitsvorsorge. Die Top-Themen des vorgestellten Reports, nämlich nachhaltige, pflanzliche und gesunde Ernährung, sind daher eng verzahnt.
Besonders ausgeprägt sei das Interesse an Ernährungsthemen und damit verbunden die Forderung nach Alternativen zu bestehenden Angeboten bei jungen Menschen (hier 15–29 Jahre). Laut Jugendreport zur Zukunft nachhaltiger Ernährung der Universität Göttingen interessieren sich knapp 90 Prozent der jungen Erwachsenen für Lebensmittel und Ernährung, betont die Ökotrophologin Maren Schulze in ihrem Beitrag zum Report.
Gewissen gegen Alltag
Auch bei Menschen, die ein gutes Grundwissen in Sachen nachhaltiger und gesunder Ernährung haben, ist die Umsetzung im Alltag teilweise schwierig. Wo fleischlose Gerichte auf den Speisekarten eine Randerscheinung sind und Fertiggerichte viele Wünsche- in Sachen Nachhaltigkeit und ausgewogener Zusammensetzung offenlassen, müssen Hungrige oft zwischen einem gefüllten Magen und einem guten Gewissen wählen. Laut dem Expert:innennetzwerk dürften solche Dilemmas in Zukunft seltener werden.