Nils Glagau: Interview über seinen beruflichen Werdegang
Orthomol vertreibt seit über 30 Jahren hochwertige Nahrungsergänzungsmittel mit großem Erfolg. Immer mit dabei und seit 2009 Inhaber und einer der beiden Geschäftsführer von Orthomol ist Nils Glagau. Doch wie kam es dazu? Was hat unser Chef, der durch die TV-Show „Die Höhle der Löwen“ einem breiteren Publikum bekannt wurde, vorher gemacht? Und welche Stationen in seinem Leben haben ihn besonders geprägt? In unserem Orthomol-Podcast stand Nils uns Rede und Antwort.
Orthomol wurde 1991 von Deinem Vater gegründet. Wie war das damals für Dich? Hast Du schon in der Anfangszeit viel ausgeholfen?
Als Orthomol gegründet wurde, war ich gerade mal 15 Jahre jung und damit ja auch noch in der Schule. Ich hatte zu der Zeit auch noch ein paar andere Themen, die mich interessiert haben. Deswegen haben wir, also meine Schwester und ich, hin und wieder mit der Familie im Wintergarten Pillen gepackt oder in den Ferien ausgeholfen. Nach der Schule war ich dann für 15 Monate im Landeskrankenhaus Langenfeld für meinen Zivildienst, bevor ich mich dazu entschlossen habe, dass ich gerne studieren möchte.
Was hast Du studiert, und wohin zog es Dich dafür?
Ich habe Ethnologie unter besonderer Berücksichtigung der Altamerikanistik studiert und bin dafür nach Bonn gegangen. Dort gab es damals viele Professoren, die auf Süd-, Mittel- oder Nordamerika spezialisiert waren und auch viel Feldforschung betrieben haben. Du musstest die indianische Sprache lernen und konntest Dich flexibel zwischen den verschiedenen Richtungen entscheiden, wie der Ethnobotanik und der Ethnohistorie. Parallel war ich dann durch meinen Studiengang noch viel in der asiatischen Welt unterwegs und habe dort viel gelernt.
Und danach gings dann ins Familiengeschäft?
Nein. Nach diesen wunderschönen Jahren in Bonn habe ich alles aufgegeben, was ich mir bisher aufgebaut hatte, in diesem Fall ein kleines Auto und meine Wohnung. Meine Möbel habe ich untergestellt und mir gedacht: Das machst du nur einmal in deinem Leben. Nach diesem Studium wirst Du noch mal ganz tief eintauchen in die mexikanische Welt. Ich bin dann in Mexiko, mit einem schönen kleinen Bus, den ich da rübergeschickt habe, viele Monate unterwegs gewesen.
Der Traum vieler, auch heute noch.
Ja, und ich finde auch, dass man auf solch einer Reise viel lernt, gerade wenn man allein unterwegs ist. Später wird das schwieriger: Irgendwann bist Du im Berufsleben oder im Familienleben und dann kann man nicht mal eben für sieben Monate “kurz weg” sein. Das habe ich damals aber gemacht und als ich wiederkam, war dann natürlich auch erstmal das Geld alle. Bei Orthomol war zu der Zeit im Außendienst gerade das Gebiet für Bonn frei und da ich Bonn wie meine Westentasche kannte, bin ich dann dort eingestiegen.
Und wie war das dann für Dich?
Ein kleiner Kulturschock! Nach meinem vielen Monaten Roadtrip dann erstmal eine siebenwöchige Schulung zur orthomolekularen Medizin - das war eine ziemliche Umgewöhnung. Pure Medizin, pures Marketing für die Wochen, und dann wurde ich auch schon „auf die Ärzte losgelassen“. Das hat mir unglaublich viel Spaß gemacht Ich wurde dann anschließend in den Innendienst berufen und konnte so noch tiefere Einblicke in die Orthomol-Welt bekommen.
Aber eine Sache hast Du noch verschwiegen. Stichwort: Wer nichts wird, wird Wirt.
Ja, eigentlich hatte ich wirklich große Ambitionen als Einsteiger irgendwo in Mexiko oder Umgebung mein Ding zu finden, musste mir aber nach vier Monaten eingestehen, dass das nichts wird. Aber ich habe natürlich eine unglaubliche Leidenschaft für Mexiko mitgenommen und wollte das dann auch nach Bonn bringen, und zwar echtes, authentisches, mexikanisches Essen. Natürlich auch mit einer Bar und dem Ziel, den Menschen einfach eine ganz tolle Atmosphäre zu bieten.
Wir hatten am Anfang Lesungen, Live-Musik und, glaube ich, eine ganz tolle Atmosphäre geschaffen, in der ich mich sehr wohlgefühlt habe. Der Laden lief auch super und wuchs und wuchs, nur kam dann die unberechenbare Botschaft: Wer kümmert sich jetzt um Orthomol. Dann musste ich den Laden loslassen. Er existiert aber immer noch in Bonn. Allerdings gehört der er nicht mehr mir, denn ich bin der Meinung, dass man vor Ort und die Seele des Ladens sein muss. Das konnte ich nicht mehr bieten und dann ist das auch nicht mehr ehrlich.
Vor 10 Jahren hast Du dann die Führung übernommen, aus einem sehr tragischen Grund heraus. Dein Vater verstarb unerwartet und Du hast das Familienunternehmen weitergeführt. Warum hast Du Dich dafür entschieden?
Also dadurch, dass ich ja die Stunde null mitbekommen habe, habe ich natürlich auch die ersten Mitarbeiter:innen, die auch heute noch hier sind, sehr früh erleben dürfen. Es ist eine große Familie herangewachsen, die mich immer begleitet hat. Ich habe natürlich auch viele Feste und schöne Momente mit der Orthomol und der ganzen Mitarbeitenden-Familie erlebt; sie wachsen einem natürlich ans Herz. Orthomol war mehr als einfach nur die Arbeitsstätte meines Papas, da war schon eine große Verbundenheit. Da war nicht nur für mich, sondern auch für unsere Familie, ganz klar: Wir machen weiter. Für die Menschen, für diese tolle Marke, für die vielen Menschen da draußen, um ihnen weiterhin die tollen Orthomol- Produkte bieten zu können.
Bei Orthomol hast Du sukzessive viel verändert. Es sind neue Produkte auf dem Markt gekommen, der Markenauftritt hat sich geändert, es sind neue Vertriebswege entstanden, die gesamte Digitalisierung und viele weitere Prozesse sind implementiert worden. Wie kann ich mir das vorstellen? Ist das so wie eine Art Neugründung, oder ist das etwas völlig anderes?
Ich habe ja den Vorteil, dass ich fast 20 Jahre Orthomol hautnah miterlebt habe, und da war immer schon Wachstum: Die Produktrange ist größer geworden und man hat neue Kanäle bedienen müssen. Da die Zeit natürlich immer schnelllebiger geworden ist, Stichpunkt Digitalisierung, konnte ich zu den bestehenden Orthomol-Produkten und -Welten Dinge hinzufügen, die dann nach meinem Gefühl auch notwendig waren. Also im Grunde alte Vorstellungen und Ideen, kombiniert mit neuen und sicherlich auch mit meiner Persönlichkeit, die ich einbringe.
Ich finde ein gesundes Maß aus dem, woran halten wir fest, was gehört auch zur Orthomol-Kultur, und andererseits auch mal mutig sein, neue Wege gehen, sich ausprobieren. Gerade in dieser schnelllebigen Zeit die richtigen Schritte zu gehen und so auch keine Möglichkeit zu verpassen. Diese Kombination, die die alte Orthomol-Welt mit neuen Wegen verbindet, das macht mir Spaß und ich kann, glaube ich, beide Welten ganz gut verbinden.
Du hast ja selber schon gegründet, hast Deinen eigenen Spirit in die Orthomol eingebracht und bist auch generell am Gründertum und Start-ups interessiert. Inzwischen bist Du schon mehrere Jahre einer der Löwen der bekannten VOX-Show “Die Höhle der Löwen”. Wie hat sich das entwickelt?
Da steckt viel Geschichte dahinter, und die fängt auch wieder bei der Orthomol an. Bei uns haben immer wieder Gründer:innen angefragt und es gab viele interessante Produktideen, die aber weiter weg von unserem Themenfeld gingen. Daraufhin haben wir die ortho innovations ins Leben gerufen. Das war eigentlich die Geburtsstunde für Produkt, Dienstleistung und Co., die weiter weg sind von Orthomol, wobei wo wir natürlich mit unserer Erfahrung, unserem Know-how, unserer Manpower die Leute ganz gut begleiten können. Eines der ersten Start-ups war isaac nutrition. Sie arbeiten mit Insektenproteinen und stellen daraus zum Beispiel ein sehr hochwertiges Proteinpulver oder auch Riegel her. Durch “Die Höhle der Löwen”, wo klar war, dass die Themen sich noch weiter von Orthomol bzw. die ortho innovations wegbewegen, kam dann nochmal eine GmbH, die RockB(r)and. Die ist bei mir privat „geparkt“, und da kann ich mich dann auch wirklich um ganz verschiedene Themen kümmern, von Haushaltsgegenständen über Mode bis hin zur Kosmetik.
Wer mehr über die Start-ups der RockB(r)and GmbH oder über Nils als Investor erfahren möchte, sollte hier weiterlesen: www.nils-glagau.de
Das hört sich nach einem vollen Termin-Kalender an. Wie schaltest Du ab? Was machst Du in deiner Freizeit?
Sport und Bewegung sind für mich ein wichtiger Baustein der Gesundheit, plus natürlich für den Spaß, das Gemüt und das Gefühl. Das ist etwas sehr Wichtiges, was ich gerne mache und mich freut. Ich spiele viel Tennis oder alles, was in Richtung Fußball, Volleyball und Basketball geht. Auch bei Orthomol haben wir entsprechende Angebote, bei denen ich auch mal selbst mit dabei bin. Ich bin aber nicht der Typ, der alleine im Wald joggt. Wenn ich es hinbekomme, ist eine weitere Leidenschaft und auch mein Ritus das Lesen. Es gibt viele tolle Bücher und ich freue mich eigentlich immer auf ein Buch.
Welches Genre denn?
Alles querbeet. Zum einen aber einiges in Richtung Fantasy. Ich mag Markus Heitz unglaublich gern oder Kai Meyer. Es gibt sicherlich auch richtig gute Bücher aus anderen Ecken, aber hin und wieder merke ich, ich brauche mal so eine Welt, die Dich verzaubert und so kannst Du vielleicht im grauen November-Alltag mal in eine total abgefahrene andere Welt eintauchen. Ich mag auch Krimis aus der typischen skandinavischen Ecke. Da gibt’s dann ja auch tolle Trilogien oder Serien, zum Beispiel von Nils Ochsen. Zwischendurch ist dann auch mal was “Deftiges” dabei, ein Roman oder Sachbuch.