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Erhöht Alkohol tatsächlich das Krebsrisiko?

Die meisten denken dabei allerdings vor allem an die Leber. Ethanol, also Trinkalkohol, wirkt sich jedoch auch auf das Krebsrisiko aus – und zwar nicht erst bei “übermäßigem” Konsum. Forscher aus Japan haben ganz genau untersucht, welche Krebsarten bei Alkoholtrinkern häufiger sind – und wie Dosis und Risiko zusammenhängen.

Starker Alkoholkonsum ist – genau wie das Rauchen - ein Risikofaktor für die Entstehung von Krebserkrankungen. In dieser neuen Untersuchung haben Forscher ihr besonderes Augenmerk allerdings darauf gerichtet, wie sich mäßiger Alkoholkonsum auswirkt. Bei einigen Erkrankungen wird ja sogar vermutet “ein Gläschen in Ehren” könne sich günstig auf die Gesundheit auswirken – wenn es bei wenigen Gläsern pro Woche bleibt. Leider hat sich diese Hoffnung in der vorliegenden Untersuchung an 126.000 Japanern nicht bestätigt. Für neun verschiedene Krebsarten ließ sich ein linearer Zusammenhang zwischen dem Alkoholkonsum und dem Risiko feststellen.

Linear bedeutet, es gab keinen “Schwellenwert”, bis zu dem der Alkoholkonsum keine Rolle gespielt hätte. Das Risiko stieg mit der zum Untersuchungszeitpunkt lebenslang aufgenommenen Alkoholmenge. Am deutlichsten zeigte sich der Zusammenhang beim Speiseröhrenkrebs: Im Vergleich zu abstinent lebenden Personen erhöhte sich das Risiko, an dieser Krebsart zu erkranken, um das Zweifache in der Gruppe mit dem niedrigsten Alkoholkonsum, in der Gruppe mit dem höchsten Konsum dagegen um das Siebenfache.

 

Was ist denn ein hoher Konsum?

Die Autoren werteten entsprechende Gesundheitsdaten von Krebspatienten und einer gleich großen Kontrollgruppe aus. Sie errechneten dabei einen Vergleichswert für die lebenslange Alkoholaufnahme, indem sie die Zahl der “Trinkjahre” mit der Anzahl der alkoholischen Getränke pro Tag (also beispielsweise ein Glas Wein, ein halber Liter Bier oder ein Whiskey) multiplizierten. Ein Beispiel: Für einen 45-Jährigen, der mit 18 Jahren begonnen hat, alkoholische Getränke zu trinken, käme man mit drei Gläsern pro Woche auf einen Vergleichswert von knapp 12, das wäre die niedrigste Stufe. Die fünfte und höchste Stufe erreicht der gleiche Mensch mit mehr als drei Gläsern pro Tag. Ein 70jähriger landet dort allerdings schon mit knapp zwei Gläsern täglich, wenn er mehr “Trinkjahre” mitbringt. Dabei ging es nicht um die genaue Berechnung der aufgenommenen Alkoholmenge, sondern lediglich um einen Vergleichswert für die statistische Auswertung.

Eine deutliche Dosis-Wirkungsbeziehung zeigte sich auch bei einigen anderen Krebsarten wie Kehlkopf-, Rachen, Mundhöhlen- und Lippenkrebs. Schwächer, aber sichtbar war der Zusammenhang bei Magen-, Darm- und Leberkrebs sowie Brust- und Prostata-Krebs.

 

Wie hoch ist das Risiko konkret?

Glücklicherweise ist das Risiko, an Krebs zu erkranken, vor allem in jüngeren Jahren sehr gering. Speziell Speiseröhrenkrebs ist eine eher seltene Erkrankung. Etwa 10 von 100.000 Männern erkranken daran, bei den Frauen sind es deutlich weniger (2,4/100.000). Wer also in der Vergangenheit oder auch aktuell Alkohol konsumiert, muss sich allein deswegen keine konkreten Sorgen machen. Die Studie zeigt lediglich, dass der Verzehr von Alkohol auch dann Risiken birgt, wenn man dabei Maß hält. Diese Risiken gilt es verantwortungsvoll abzuwägen. Wer sich ein Glas Wein gönnt, bewertet das Verhältnis von (geringem) Risiko und Genuss möglicherweise anders als jemand, der einen Schnaps herunterkippt, weil “man das so macht”. Die lineare Abhängigkeit bedeutet auch: Selbst wer nicht abstinent lebt, aber seinen Konsum drosselt, reduziert sein Risiko. Ein guter Grund, das letzte Glas nicht auszutrinken - wenn man es eigentlich gar nicht mehr möchte.

Eine Schwäche der Studie (zumindest aus europäischer Sicht) soll nicht unerwähnt bleiben: Aufgrund einer genetischen Besonderheit sind einige Japaner möglicherweise empfindlicher für Alkoholschäden, weil ihnen ein Enzym fehlt, das beim Alkoholabbau mitwirkt. Der Anteil von Menschen mit dieser Genmutation wurde in der Studie jedoch nicht erfasst.