Stillen ist einer der liebevollsten Momente für Dich und Dein Kind. Zudem enthält die Muttermilch einen optimal abgestimmten Nährstoffmix. Weltweit versuchen Experten, der Zusammensetzung der Muttermilch auf die Spur zu kommen. Prof. Jon Genuneit von der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig ist einer von ihnen. Er forscht dazu, wie die Muttermilch beschaffen ist und wie sich die Inhaltstoffe auf die Gesundheit des Kindes auswirken. Wir stellen Dir die neusten Erkenntnisse vor.
Muttermilch: Nur wenige Inhaltsstoffe sind gut erforscht
Die Muttermilch ist die beste und einfachste Art und Weise, Dein Kind in den ersten Lebensmonaten zu ernähren. Doch obwohl Mamas seit Jahrtausenden ihre Kinder stillen, ist über die genaue Zusammensetzung der Muttermilch erstaunlich wenig bekannt. Für wenige Inhaltsstoffe sind zudem die Vorteile für die Gesundheit sicher belegt. Dazu zählen beispielsweise bestimmte Fettsäuren, genauer die sogenannten langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Sie sind unter anderem für die Entwicklung des Gehirns und der Sehfähigkeit des Säuglings von Bedeutung. Seit 2020 muss daher auch in jeder Säuglingsnahrung ein bestimmter Anteil dieser Fettsäuren enthalten sein.
Neuigkeiten aus der Muttermilch-Forschung
Prof. Jon Genuneit ist überzeugt, dass die Muttermilch einen wesentlichen Einfluss auf die gesunde Entwicklung von Kindern nimmt. Er forscht an der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig rund um das Thema Muttermilch. 2022 sind drei neue Studien herausgekommen, die uns das Wunder Muttermilch ein Stück weit besser verstehen lassen.
- Zusammen mit anderen Wissenschaftler:innen hat Prof. Genuneit 32 Studien zum Thema Muttermilch und Nahrungsmittelallergien gesichtet. Sie sind der Frage nachgegangen, ob Eiweiße aus der Nahrung in die Muttermilch übergehen und beim Säugling allergische Reaktionen hervorrufen können.
- Zudem haben die Wissenschaftler:innen aus Leipzig selbst Studien zum Thema Muttermilch durchgeführt. In zwei Studien untersuchten sie, ob es einen Zusammenhang zwischen Mehrfachzuckern aus der Muttermilch und Atemwegsinfektionen, Mittelohrentzündungen und kindlicher Neurodermitis gibt.
Allergische Reaktionen durch bestimmte Eiweiße – was ist dran?
Eiweiß steckt in vielen Lebensmitteln, sowohl tierischen als auch pflanzlichen. Dazu gehören etwa Milchprodukte, Eier, Erdnüsse und Weizen. Als stillende Mama nimmst Du diese Eiweiße über die Nahrung auf und gibst sie über die Muttermilch an Dein Kind weiter. Kinder können allergisch auf bestimmte Eiweiße reagieren. Daher haben einige stillende Mamas die Sorge, dass ihr Nachwuchs allergische Reaktionen zeigt, wenn sie die Eiweiße selbst essen und dann stillen. Um dem auf den Grund zu gehen, wertete das Team rund um Prof. Jon Genuneit Daten von 32 Studien aus.
Das Ergebnis: Auch wenn Dein Kind eine Nahrungsmittelallergie gegen bestimmte Eiweiße hat, ist das Risiko, dass Dein Nachwuchs allergische Reaktionen zeigt, wenn Du diese isst und dann Dein Kind stillst, eher gering.
Süße Muttermilch – ein Risiko für Atemwegsinfektionen beim Kind?
Muttermilch schmeckt leicht süß. Das liegt an dem recht hohen Gehalt an Mehrfachzuckern. Diese nennt man auch Oligosaccharide. Schon lange vermuten Wissenschaftler, dass diese Mehrfachzucker über verschiedene Mechanismen Einfluss auf das Immunsystem des Kindes und die Entstehung von Infektionserkrankungen haben können. Prof. Dr. Genuneit und Forscher:innen der Universität Ulm sowie dem Forschungsunternehmen Danone Nutricia Research wollten mehr darüber wissen. Sie untersuchten Muttermilch von mehreren hundert Müttern zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Im Fokus standen dabei unterschiedliche Varianten von Mehrfachzuckern. Zudem beobachteten sie die Gesundheit der gestillten Kinder in den ersten Lebensjahren.
Das Ergebnis: Die Wissenschaftler:innen konnten nicht belegen, dass die untersuchten Mehrfachzucker das Risiko für kindliche Atemwegsinfektionen, Mittelohrentzündungen und Neurodermitis erhöhen.
Stillen als Schutz vor Übergewicht und Diabetes Typ 2?
Und wie sieht es mit Übergewicht und Diabetes Typ 2 aus? Gibt es einen belegbaren Zusammenhang zwischen Stillen und diesen Erkrankungen? Ja! Es ist bewiesen, dass Kinder, die gestillt wurden, später seltener an Übergewicht und Diabetes Typ 2 leiden. Natürlich hängt das aber auch davon ab, wie Du Dein Kind nach dem Stillen ernährst. Welche Rolle die bereits angesprochenen Mehrfachzucker in der Muttermilch dabei spielen, lässt sich laut Prof. Jon Genuneit laut aktuellem Stand der Forschung aber noch nicht sagen.
Fazit:
Muttermilch ist ein Wunder der Natur. Die Wissenschaft versteht immer besser, welchen Einfluss die Bestandteile der Muttermilch auf die Gesundheit von Kindern haben können. Bisher konzentrierte sich die Forschung auf einzelne Inhaltstoffe, beispielsweise ganz bestimmte Fettsäuren. Prof. Jon Genuneit ist sich jedoch sicher, dass es die Summe an Inhaltsstoffen ist, die die Muttermilch so wertvoll macht. Hier steckt die Forschung aber noch in den Kinderschuhen.
Jede neue Erkenntnis zur Muttermilch ist jedoch besonders für Mamas, die nicht stillen können, ein Geschenk. Denn sie sorgt dafür, dass sich die Säuglingsnahrung in der Zusammensetzung immer mehr der Muttermilch annähert. Denn diese ist einfach die beste und gesündeste Art und Weise, ein Baby zu ernähren.
Tipps, die Dir das Stillen erleichtern
Die Zeit des Stillens ist für Dich und Dein Baby eine ganz besondere. Doch nicht immer klappt alles so, wie du es Dir vorstellst bzw. wünschst. Und auch Momente der Unsicherheit überkommen Dich vermutlich mal – gerade zu Beginn des Stillens. Auf folgenden Seiten haben wir Dir ein paar Tipps zusammengestellt, die Dir das Stillen erleichtern können: Tipps zum Stillen: Antworten auf häufige Fragen zur Stillzeit