Sehnen (lat. tendo) bilden ein Verbindungsstück zwischen Muskeln und Knochen. Sie ermöglichen uns Bewegung, indem sie, ähnlich wie die Fäden einer Marionette, die Kraft vom Muskel auf die Knochen übertragen. Dabei können sie teilweise unglaublichen Zugbelastungen von bis zu einer Tonne pro Quadratzentimeter standhalten. Doch auch wenn es sich so anhört, als wären Sehnen unverwüstlich, sind sie eigentlich einem erhöhten Risiko für Verletzungen, Entzündungen und Überlastungsschäden ausgesetzt.
Wie sind Sehnen aufgebaut?
Sehnen bestehen aus stabilen Kollagenfasern, dem kollagenen Bindegewebe. Die Kollagenfasern sind zu Bündeln vereinigt und von einer schützenden Sehnenhaut (Peritendineum), umgeben. Diese ermöglicht ein reibungsloses Gleiten der Sehne über den Knochen. Einige Sehnen sind zudem über mehr oder weniger weite Strecken von Sehnenscheiden umgeben. Sie schützen die Sehnen und dienen als Führungskanal z.B. am Handgelenk und an den Füßen.
Sehnen enthalten sehr wenige Blutgefäße, so dass ihr Stoffwechsel nur langsam abläuft. Im Vergleich zu Knochen und Muskeln regenerieren Sehnen daher auch schleppender und heilen nach einer Verletzung nur mühselig. Die stärkste und wohl bekannteste Sehne des menschlichen Körpers ist die Achillessehne. Sie verbindet die Wadenmuskulatur mit dem Fersenbein und ermöglicht es uns, auf Zehenspitzen zu stehen oder uns beim Laufen und Springen kraftvoll abzustoßen.
Ohne Sehne kein Waschbrettbauch
Es werden in der Anatomie verschiedene Sehnenarten unterschieden: Ursprungssehnen z.B. sind näher an der Körpermitte und an dem weniger beweglichen Skelettteil befestigt, während Ansatzsehnen vom selben Muskel ausgehend weiter vom Rumpf entfernt liegen. Darüber hinaus gibt es die Zwischensehnen und flächige Sehnenplatten (Aponeurosen). Zwischensehnen haben keinen Kontakt zum Knochen, sondern verbinden mehrere Muskelbäuche miteinander.
Dabei verlaufen sie quer zur Faserrichtung des Muskels und teilen diesen in Segmente. Auch der gerade Bauchmuskel wird durch mehrere Zwischensehnen unterteilt, d.h. ohne Sehne wäre der berühmte Waschbrettbauch gar nicht möglich. Die Sehnenplatten bestehen aus mehreren übereinander gelagerten Kollagenfaserschichten und verbinden mehrere Muskeln gleichzeitig. Dabei dienen sie nicht nur der Kraftübertragung, sondern auch der Stabilisierung und schützen z.B. Blutgefäße. Aponeurosen sind zum Beispiel in der Handfläche, im Kniegelenk, Fußgewölbe oder im Gaumen zu finden.
Überlastung und Verschleiß schädigen die Sehnen
Werden die Sehnen übermäßig gefordert, kann es zu Reizungen und Entzündungen der Sehne kommen, die mit eingeschränkter Beweglichkeit, Belastungsschmerzen und Schwellungen einhergehen. Auch die Sehnenscheiden werden häufig in Mitleidenschaft gezogen. Langes Arbeiten am PC führt zum Beispiel nicht selten zu einer Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis) im Handgelenk, dem sogenannte Mausarm. Aber auch das häufige Tippen auf dem Smartphone, ausgedehntes Üben eines Musikinstrumentes, einseitige handwerkliche Tätigkeiten oder monotone Bewegungsabläufe beim Sport (z.B. Tennis, Golf) können die Sehnen stark belasten.
Besonders betroffen sind die Sehnen im Bereich der Schulter, des Ellenbogens und des Handgelenks. Werden die gereizten Sehnen nicht entlastet, droht ein Teufelskreis, denn Entzündungen können aufgrund der eingeschränkten Regenerationsfähigkeit der Sehnen schnell chronisch werden.
Durch die Entzündung werden oftmals auch die Oberflächen von Sehne und Sehnenscheide verändert, wodurch ein fühl- und hörbares „Schneeballknirschen“ bei Bewegung entsteht. Darüber hinaus kann es zu einer knötchenartigen Verdickung der Sehne kommen, so dass sie nicht mehr frei gleiten kann und das Beugen und Strecken der Gliedmaßen eingeschränkt wird. Das ist zum Beispiel beim sogenannten „schnellenden Finger“, einer Sehnenscheidenentzündung der Fingersehne, der Fall.
Nehmt also erste Symptome einer Sehnenscheidenentzündung nicht auf die leichte Schulter, sondern sucht bei Beschwerden zügig einen Arzt auf. Nur so können eine schnelle Diagnose und Behandlung erfolgen.
Erst ein Knall, und dann geht nichts mehr
Neben dauernder Überlastung, setzen auch ruckartige, schnelle Bewegungen den Sehnen zu. Ist die Belastung zu groß, kann eine Sehne sogar reißen. Bei Sportarten wie Fußball, Handball oder Tennis ist vor allem die Achillessehne gefährdet. Ein lauter, peitschenähnlicher Knall kündigt dann den Riss unserer dicksten Sehne an. Schwellungen und Schmerzen folgen. Danach heißt es Geduld, denn die Regeneration nimmt einige Zeit in Anspruch.
Völlig intakte Achillessehnen reißen allerdings selten. Meist war das Gewebe schon vorher geschädigt. Verschiedene Medikamente, chronische Fehl- und Überbelastung, mangelnde Bewegung, Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus), Bindegewebsschwäche oder altersbedingte Verschleißerscheinungen können die Sehnen im Verlaufe der Zeit schwächen.
Überspannt den Bogen also nicht und passt also gut auf Eure Sehnen auf! Haltungsänderungen, regelmäßige Pausen, Stützbandagen und ergonomische Werkzeuge können Euch helfen, Sehnenreizungen vorzubeugen. Und…bewegt Euch! Regelmäßige körperliche Aktivität stärkt nicht nur die Muskulatur, sondern trainiert auch die Sehnen. Vergesst dabei aber nicht, Euch vorher gut aufzuwärmen.