Verstopfte Gefäße, die schlimmstenfalls bis zum Herzinfarkt führen – Arteriosklerose gilt als Volkskrankheit. Allerdings nur bei Menschen. Andere Säugetiere – selbst nahe Verwandte wie Menschenaffen – entwickeln nur in seltenen Sonderfällen atheriosklerotische Gefäßveränderungen, selbst wenn sie bekannten Risikofaktoren ausgesetzt sind, wie wenig Bewegung oder hohe Blutfettwerte. Was macht uns Menschen so anfällig für Arteriosklerose? Und handelt es sich tatsächlich um eine „Zivilisationskrankheit“? Forscher haben ein spezielles Gen in Verdacht.
Der Lebensstil ist entscheidend für die Wahrscheinlichkeit, gefährliche Gefäßveränderungen zu entwickeln. Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, starkes Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte, mangelnde Bewegung und Dauerstress gelten als Risikofaktoren für die Entstehung einer Arteriosklerose. Trotzdem fand man auch an südamerikanischen Mumien aus der Zeit um 2000 vor Christus verengte Gefäße. Diese Menschen lebten als Jäger und Sammler, zudem stammten die untersuchten Gewebeproben von jüngeren Menschen zwischen 18 und 60 Jahren. Offenbar sind Überernährung und Bewegungsmangel also nicht allein verantwortlich für die Bildung der gefährlichen Ablagerungen an den Gefäßinnenwänden.
Auch faule Affen bleiben verschont
Schimpansen entwickeln dagegen auch dann keine Arteriosklerose, wenn sie – beispielsweise im Zoo – relativ bewegungsarm leben und hohe Blutfettwerte aufweisen. Typische Versuchstiere wie Mäuse oder Kaninchen müssen genetisch verändert werden, um überhaupt als Forschungsobjekt in Sachen Arteriosklerose eingesetzt zu werden – spontan kommt es nämlich selbst bei sehr fettreichem Futter kaum zu den krankhaften Veränderungen.
Forscher aus Kalifornien sind der Aufklärung des Rätsels nun einen Schritt näher gekommen: Offenbar wurde im Zuge der Evolution des Menschen vor zwei bis drei Millionen Jahren ein bestimmtes Gen „ausgeschaltet“. Dadurch verbesserten sich Kraft und Ausdauer beim Laufen. Allerdings fehlt uns seitdem ein Genprodukt, welches offenbar verschiedene Aufgaben im Körper hatte. Unter anderem scheint es vor der „Verkalkung“ der Arterien zu schützen. Inaktiviert man in Versuchsmäusen das entsprechende Gen, förderte das die Entstehung von Arteriosklerose. Dieser Effekt ließ sich noch steigern, wenn die Tiere zusätzlich fettreiches Futter bekamen.
„Genreperatur“ als Therapie?
Aufgrund der gefunden Zusammenhänge könnte man meinen, die Reparatur des Gens beim Menschen sei eine gute Idee. An dieser Stelle ist aber Vorsicht geboten: Das Gen enthält die Bauanleitung für ein Enzym, welches in den Stoffwechsel besonderer Zucker eingreift und dazu sogenannte Sialinsäuren umwandelt. Diese stehen wiederum mit dem Immunsystem in Verbindung und haben vermutlich viele verschiedene Funktionen im Körper. Es ist also noch viel Grundlagenforschung nötig, bevor man abschätzen kann, welchen Effekt eine Genreparatur auf den gesamten Organismus hätte.
Bis dahin bleibt uns nur, die Risikofaktoren für eine Arteriosklerose zu vermindern. Das geht u.a. mit Bewegung, ausgewogener Ernährung und Strategien, um Dauerstress zu vermeiden.