In manchen Lebensphasen scheint es vernünftiger, den Kinderwunsch aufzuschieben. Manchmal machen medizinische Gründe, etwa die Behandlung mit Medikamenten oder eine Operation eine Schwangerschaft problematisch. So können einige Behandlungen im Bereich der Onkologie zu Unfruchtbarkeit führen.
In manchen Fällen lässt sich der Kinderwunsch dann durch die sogenannte Kryokonservierung oder auch Vitrifikation, also dem Einfrieren und Aufbewahren von Ei- und Samenzellen zu einem späteren Zeitpunkt realisieren.
Auch Paare, die aufgrund von Fruchtbarkeitsstörungen auf eine künstliche Befruchtung angewiesen sind, können von einer Kryokonservierung profitieren. Ist die Kinderwunschbehandlung beim ersten Versuch nicht erfolgreich, können eingefrorene Zellen für weitere Behandlungszyklen verwendet werden.
Was genau passiert bei einer Kryokonservierung und wann ist das Verfahren sinnvoll? Wie ist der Ablauf und gibt es Risiken, Nebenwirkungen oder andere Komplikationen? Auch die Kosten für das Verfahren und die Lagerung sind nicht zu unterschätzen, wenn sie nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Hier bekommst Du alle Informationen über das Einfrieren und Aufbewahren von Ei- und Samenzellen.
Was ist eine Kryokonservierung?
Die Kryokonservierung ist eine Reproduktionsmediziner:innen Eizellen und Spermien einfrieren und so über einen langen Zeitraum lagern können. Hierbei werden die Keimzellen in flüssigem Stickstoff bei –196° Celsius tiefgefroren und anschließend in einem Depot aufbewahrt. "Kryo" steht für Kälte, "konservieren" bedeutet so viel wie erhalten.
Beim Einfrieren sterben die Keimzellen nicht ab, sie stellen lediglich die Stoffwechselvorgänge ein. Nach dem Auftauen oder Erwärmen (z. B. bei dem Verfahren der Vitrifikation) verfügen sie wieder über ihre Vitalfunktionen. Es geht bei der Kryokonservierung somit um eine Erhaltung bzw. Verlängerung der
Seit Jahren hat sich das Verfahren im Bereich der Reproduktionsmedizin bewährt. Die erste erfolgreiche Geburt eines Kindes aus einer tiefgefrorenen Eizelle fand in den 1984 statt. Damit aus den eingefrorenen Samen- oder Eizellen eine Schwangerschaft hervorgeht, wird eine künstliche Befruchtung wie die In-vitro-Fertilisation (IVF) oder Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) notwendig.

Vitrifikation – die sicherste Form der Kryokonservierung
Bei einer Vitrifikation (Verglasung) handelt es sich um eine schonende, sichere und schnelle Variante der Kryokonservierung, die seit dem Jahr 2000 zum Einsatz kommt. Sie ist inzwischen die gängige Methode der Kryokonservierung. Die Keimzellen werden bei diesem Kälteverfahren sekundenschnell auf –196° Celsius schockgefrostet („Flash Freezing“), wodurch die Ei- oder Samenzellen eine glasartige Konsistenz, eine sogenannte Kälteverglasung, erhalten.
Die Schockfrostung per Vitrifikation hat den Vorteil, dass es zu keiner Kristallisierung der Keimzellen kommt, welche die empfindlichen Zellen zerstören könnte. Die Zellen bleiben mit diesem Verfahren über viele Jahre unbeschädigt, ohne einen Qualitätsverlust zu erleiden. Bei der Vitrifikation überleben 90 bis 95 Prozent der Eizellen beim Auftauen.
Bei der klassischen, langsamen Kryokonservierung („Slow Freezing“) hingegen muss den wasserhaltigen Eizellen das Wasser vorsichtig entzogen werden. Bei Temperaturen unter dem Nullpunkt bilden sich sonst schnell Eiskristalle, die die Zellstrukturen schädigen. Beim Auftauen sind dadurch nur noch etwa 50 Prozent der Zellen funktionstüchtig.
Weniger problematisch gestaltet sich das Einfrieren von Samenzellen, weil Spermien weniger Wasser enthalten als Eizellen.
Kryokonservierung: „Medical Freezing“ und „Social Freezing“
Ursprünglich war das Einfrieren von Eizellen für Menschen gedacht, bei denen aufgrund einer Krebserkrankung und der bevorstehenden Chemo- und/oder Strahlentherapie die Gefahr besteht, unfruchtbar zu werden. Bei dem sogenannten „Medical Freezing“ werden also Eizellen, Eierstockgewebe, Spermien bzw. Hodengewebe aus medizinischen Gründen eingefroren. Krebspatient:innen profitieren seit gut 15 Jahren von der Kryokonservierung. Das Einfrieren von Samenzellen hingegen wird in Deutschland bereits seit den 1980er-Jahren praktiziert.
Inzwischen nehmen Frauen und Männer auch aus sozialen Gründen eine vorsorgliche Kryokonservierung in Anspruch. Man spricht von „Social Freezing“. Hier liegen keine medizinischen, sondern „Lifestyle“-Gründe vor. Häufige soziale Gründe sind z. B. ein fehlender Partner oder eine fehlende Partnerin, die finanzielle Situation und die berufliche Karriere.

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Das Einfrieren von Zellen und Gewebe nimmt einen immer wichtigeren Stellenwert in der Kinderwunschbehandlung ein. Die Kryokonservierung von pflanzlichen, tierischen und menschlichen Zellen spielt aber nicht nur im Bereich der Reproduktionsmedizin eine wichtige Rolle, sondern wird außerdem für wissenschaftliche Zwecke genutzt. Folgende Zellen und Gewebe können für eine künstliche Befruchtung kryokonserviert werden:
- Unbefruchtete und befruchtete Eizellen
- Eierstockgewebe
- Samenzellen
- Hodengewebe
Einfrieren von unbefruchteten Eizellen
Die Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen kann für Frauen im Falle einer Krebserkrankung, Chemotherapie oder Bestrahlung eine Möglichkeit sein, die Fruchtbarkeit zu erhalten und im Anschluss an die keimschädigende Therapie die Chance auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.
Auch in Form einer vorsorglichen Fruchtbarkeitsreserve lassen junge, gesunde Frauen im gebärfähigen Alter unbefruchtete Eizellen einfrieren. Sie können dann selbstbestimmt entscheiden, wann die Zeit reif für eine Kinderwunschbehandlung ist.
Einfrieren von befruchteten Eizellen
Die Kryokonservierung von befruchteten Eizellen kommt am häufigsten im Rahmen einer künstlichen Befruchtung wie bei einer IVF oder ICSI zum Einsatz. Durch die hormonelle Stimulation zur Reifung von Eizellen in den Eierstöcken entstehen oft mehrere befruchtungsfähige Eizellen, die dann im Reagenzglas mit Spermien vereint und befruchtet werden. Daraus wiederum gehen häufig mehr befruchtete Eizellen hervor als benötigt. Pro Behandlung werden in der Regel zwei Zellen in die Gebärmutter eingesetzt (Embryotransfer).
Die übrig gebliebenen befruchteten Eizellen können auf Wunsch kryokonserviert werden, sollten die Familienplanung noch nicht abgeschlossen sein oder die IVF oder ICSI wiederholt werden.
Das Einfrieren von befruchteten Eizellen hat den großen Vorteil, dass bei einem weiteren Versuch einer Kinderwunschbehandlung keine hormonelle Stimulation, Follikelpunktion, IVF oder ICSI nötig wird. Die Eizellen müssen lediglich aufgetaut und per Embryotransfer in die Gebärmutter gesetzt werden.
Einfrieren von Eierstockgewebe
Zur Erfüllung des Kinderwunsches zu einem späteren Zeitpunkt kann auch Gewebe aus den Eierstöcken entnommen und eingefroren werden. Dieses Verfahren ist noch nicht standardisiert.
Einfrieren von Samenzellen
Nicht nur für Frauen besteht die Möglichkeit, die natürliche Fruchtbarkeit zu verlängern. Männer können ihre Spermien ebenfalls einfrieren lassen. Häufig geschieht das vor einer Chemotherapie oder Bestrahlung aufgrund einer Krebserkrankung.
Auch als Reserve für eine mögliche künstliche Befruchtung (IVF, ICSI) oder Insemination (Samenübertragung) können Männer vorsorglich aufbereitete Spermien einfrieren lassen.
Gängig ist die Kryokonservierung von Spermien auch in Samenbanken für Spendersamen. Seit 1986 ist die Samenspende eine legale Behandlungsmethode der künstlichen Befruchtung. So können Paare, bei denen der Mann unfruchtbar ist, und Singlefrauen mithilfe von Fremdsamen (heterologe Verwendung von Samen) auf ein Kind hoffen.
Einfrieren von Hodengewebe
Eine weitere Option für Männer ist die Kryokonservierung von Hodengewebe. Das ist dann indiziert, wenn sich keine befruchtungsfähigen Samenzellen im Ejakulat befinden – z. B. weil die Samenwege verschlossen oder verklebt sind oder eine Sterilisation durchgeführt wurde. Mithilfe eines operativen Verfahrens, der sogenannten Testikulären Spermienextraktion (TESE), können unter Umständen aus Gewebeproben des Hodens bewegliche Spermien gewonnen werden. Das bei dem Eingriff entnommene Hodengewebe kann dauerhaft eingefroren werden.
Kryokonservierung: Indikation
Wann aber ist das Einfrieren von Keimzellen sinnvoll? Eine Kryokonservierung kann im Rahmen von Krebserkrankungen und den damit einhergehenden keimschädigenden Therapien zum Einsatz kommen, genauso wie bei assistierten Reproduktionstechniken oder im Zuge von „Social Freezing“.
Generell wird Frauen empfohlen, nicht allzu lange mit der Kryokonservierung zu warten. Bis zum 35. Lebensjahr kann die Qualität der Eizellen noch ausreichend gut sein, mit zunehmenden Jahren nimmt die Qualität aber deutlich ab.
Kryokonservierung bei Krebserkrankungen
Etwa 9.000 Frauen und 6.000 Männer im Alter zwischen 18 und 39 Jahren erkranken in Deutschland jährlich an Krebs. Generell ist die Prognose für junge Menschen mit Krebs gut und die Heilungschancen liegen bei etwa 80 Prozent. Die mit der Krankheit oft einhergehenden keimschädigenden Behandlungen wie Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen führen neben vielen anderen Nebenwirkungen mitunter auch zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Unfruchtbarkeit.
Die Kryokonservierung ermöglicht Menschen, die durch ihre Krebserkrankung unfruchtbar werden können, das Einfrieren und die Lagerung von Eizellen, Eierstockgewebe, Spermien und Hodengewebe. So bleibt Betroffenen die Option, auch zu einem späteren Zeitpunkt ihren Kinderwunsch mit einer künstlichen Befruchtung zu erfüllen.
Kryokonservierung bei künstlicher Befruchtung
Das Einfrieren von Eizellen und Spermien ist inzwischen eine feste Komponente im Bereich der assistierten Reproduktion. Die Kryokonservierung kommt bei kinderlosen Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch hauptsächlich bei Verfahren wie der In-vitro-Fertilisation oder Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion zum Einsatz sowie bei einer assistierten Befruchtung in Form einer Übertragung von Spendersamen direkt in die Gebärmutter (Heterologe Intrauterine Insemination).
Kryokonservierung aus sozialen Gründen
„Social Freezing“ erweitert theoretisch das Zeitfenster für die Familienplanung. Seit vielen Jahren bekommen Paare zu einem immer späteren Zeitpunkt Kinder. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vielen Frauen ist es wichtig, zunächst beruflich und finanziell unabhängig zu sein, bevor sie schwanger werden. Manchmal haben sie auch einfach noch keinen passenden Partner gefunden, mit dem sie eine Familie gründen wollen.
Da Elternschaft nicht mit der Geburt endet, sollte die Entscheidung erst in der zweiten Lebenshälfte Kinder zu bekommen, sorgfältig abgewogen werden. Sich aus Lifestyle-Gründen auf eine späte künstliche Befruchtung zu verlassen, steigert außerdem die Gefahr ungewollter Kinderlosigkeit (siehe "Wie hoch ist die Schwangerschaftsrate).
Selbstbestimmt die Entscheidung für den richtigen Zeitpunkt zum Kinderkriegen zu treffen, mag für einen gewissen Moment „unbezahlbar“ sein. Mittelfristig sind die Kosten allerdings durchaus relevant: Im Gegensatz zum „Medical Freezing“ müssen die Kosten für das Verfahren und die eventuell jahrelange Lagerung der eingefrorenen Zellen in einer Samen- oder Eizellenbank selbst getragen werden.
Ein weiterer Aspekt, den es zu berücksichtigen gibt, ist das fortschreitende Lebensalter. Früher oder später führt das Alter bei Männern und Frauen zu einer schlechteren Qualität der Keimzellen und zur Unfruchtbarkeit (Sterilität). Können nur noch Zellen mit mangelhafter Qualität gewonnen werden, nützt auch eine Kryokonservierung nicht viel.

In manchen Lebensphasen scheint es vernünftiger, den Kinderwunsch aufzuschieben. Manchmal machen medizinische Gründe, etwa die Behandlung mit Medikamenten oder eine Operation eine Schwangerschaft problematisch. So können einige Behandlungen im Bereich der Onkologie zu Unfruchtbarkeit führen.
In manchen Fällen lässt sich der Kinderwunsch dann durch die sogenannte Kryokonservierung oder auch Vitrifikation, also dem Einfrieren und Aufbewahren von Ei- und Samenzellen zu einem späteren Zeitpunkt realisieren.
Auch Paare, die aufgrund von Fruchtbarkeitsstörungen auf eine künstliche Befruchtung angewiesen sind, können von einer Kryokonservierung profitieren. Ist die Kinderwunschbehandlung beim ersten Versuch nicht erfolgreich, können eingefrorene Zellen für weitere Behandlungszyklen verwendet werden.
Was genau passiert bei einer Kryokonservierung und wann ist das Verfahren sinnvoll? Wie ist der Ablauf und gibt es Risiken, Nebenwirkungen oder andere Komplikationen? Auch die Kosten für das Verfahren und die Lagerung sind nicht zu unterschätzen, wenn sie nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Hier bekommst Du alle Informationen über das Einfrieren und Aufbewahren von Ei- und Samenzellen.
Was ist eine Kryokonservierung?
Die Kryokonservierung ist eine Reproduktionsmediziner:innen Eizellen und Spermien einfrieren und so über einen langen Zeitraum lagern können. Hierbei werden die Keimzellen in flüssigem Stickstoff bei –196° Celsius tiefgefroren und anschließend in einem Depot aufbewahrt. "Kryo" steht für Kälte, "konservieren" bedeutet so viel wie erhalten.
Beim Einfrieren sterben die Keimzellen nicht ab, sie stellen lediglich die Stoffwechselvorgänge ein. Nach dem Auftauen oder Erwärmen (z. B. bei dem Verfahren der Vitrifikation) verfügen sie wieder über ihre Vitalfunktionen. Es geht bei der Kryokonservierung somit um eine Erhaltung bzw. Verlängerung der
Seit Jahren hat sich das Verfahren im Bereich der Reproduktionsmedizin bewährt. Die erste erfolgreiche Geburt eines Kindes aus einer tiefgefrorenen Eizelle fand in den 1984 statt. Damit aus den eingefrorenen Samen- oder Eizellen eine Schwangerschaft hervorgeht, wird eine künstliche Befruchtung wie die In-vitro-Fertilisation (IVF) oder Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) notwendig.
Vitrifikation – die sicherste Form der Kryokonservierung
Bei einer Vitrifikation (Verglasung) handelt es sich um eine schonende, sichere und schnelle Variante der Kryokonservierung, die seit dem Jahr 2000 zum Einsatz kommt. Sie ist inzwischen die gängige Methode der Kryokonservierung. Die Keimzellen werden bei diesem Kälteverfahren sekundenschnell auf –196° Celsius schockgefrostet („Flash Freezing“), wodurch die Ei- oder Samenzellen eine glasartige Konsistenz, eine sogenannte Kälteverglasung, erhalten.
Die Schockfrostung per Vitrifikation hat den Vorteil, dass es zu keiner Kristallisierung der Keimzellen kommt, welche die empfindlichen Zellen zerstören könnte. Die Zellen bleiben mit diesem Verfahren über viele Jahre unbeschädigt, ohne einen Qualitätsverlust zu erleiden. Bei der Vitrifikation überleben 90 bis 95 Prozent der Eizellen beim Auftauen.
Bei der klassischen, langsamen Kryokonservierung („Slow Freezing“) hingegen muss den wasserhaltigen Eizellen das Wasser vorsichtig entzogen werden. Bei Temperaturen unter dem Nullpunkt bilden sich sonst schnell Eiskristalle, die die Zellstrukturen schädigen. Beim Auftauen sind dadurch nur noch etwa 50 Prozent der Zellen funktionstüchtig.
Weniger problematisch gestaltet sich das Einfrieren von Samenzellen, weil Spermien weniger Wasser enthalten als Eizellen.
Kryokonservierung: „Medical Freezing“ und „Social Freezing“
Ursprünglich war das Einfrieren von Eizellen für Menschen gedacht, bei denen aufgrund einer Krebserkrankung und der bevorstehenden Chemo- und/oder Strahlentherapie die Gefahr besteht, unfruchtbar zu werden. Bei dem sogenannten „Medical Freezing“ werden also Eizellen, Eierstockgewebe, Spermien bzw. Hodengewebe aus medizinischen Gründen eingefroren. Krebspatient:innen profitieren seit gut 15 Jahren von der Kryokonservierung. Das Einfrieren von Samenzellen hingegen wird in Deutschland bereits seit den 1980er-Jahren praktiziert.
Inzwischen nehmen Frauen und Männer auch aus sozialen Gründen eine vorsorgliche Kryokonservierung in Anspruch. Man spricht von „Social Freezing“. Hier liegen keine medizinischen, sondern „Lifestyle“-Gründe vor. Häufige soziale Gründe sind z. B. ein fehlender Partner oder eine fehlende Partnerin, die finanzielle Situation und die berufliche Karriere.
Kryokonservierung: welche Zellen und Gewebe können eingefroren werden?
Das Einfrieren von Zellen und Gewebe nimmt einen immer wichtigeren Stellenwert in der Kinderwunschbehandlung ein. Die Kryokonservierung von pflanzlichen, tierischen und menschlichen Zellen spielt aber nicht nur im Bereich der Reproduktionsmedizin eine wichtige Rolle, sondern wird außerdem für wissenschaftliche Zwecke genutzt. Folgende Zellen und Gewebe können für eine künstliche Befruchtung kryokonserviert werden:
- Unbefruchtete und befruchtete Eizellen
- Eierstockgewebe
- Samenzellen
- Hodengewebe
Einfrieren von unbefruchteten Eizellen
Die Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen kann für Frauen im Falle einer Krebserkrankung, Chemotherapie oder Bestrahlung eine Möglichkeit sein, die Fruchtbarkeit zu erhalten und im Anschluss an die keimschädigende Therapie die Chance auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.
Auch in Form einer vorsorglichen Fruchtbarkeitsreserve lassen junge, gesunde Frauen im gebärfähigen Alter unbefruchtete Eizellen einfrieren. Sie können dann selbstbestimmt entscheiden, wann die Zeit reif für eine Kinderwunschbehandlung ist.
Einfrieren von befruchteten Eizellen
Die Kryokonservierung von befruchteten Eizellen kommt am häufigsten im Rahmen einer künstlichen Befruchtung wie bei einer IVF oder ICSI zum Einsatz. Durch die hormonelle Stimulation zur Reifung von Eizellen in den Eierstöcken entstehen oft mehrere befruchtungsfähige Eizellen, die dann im Reagenzglas mit Spermien vereint und befruchtet werden. Daraus wiederum gehen häufig mehr befruchtete Eizellen hervor als benötigt. Pro Behandlung werden in der Regel zwei Zellen in die Gebärmutter eingesetzt (Embryotransfer).
Die übrig gebliebenen befruchteten Eizellen können auf Wunsch kryokonserviert werden, sollten die Familienplanung noch nicht abgeschlossen sein oder die IVF oder ICSI wiederholt werden.
Das Einfrieren von befruchteten Eizellen hat den großen Vorteil, dass bei einem weiteren Versuch einer Kinderwunschbehandlung keine hormonelle Stimulation, Follikelpunktion, IVF oder ICSI nötig wird. Die Eizellen müssen lediglich aufgetaut und per Embryotransfer in die Gebärmutter gesetzt werden.
Einfrieren von Eierstockgewebe
Zur Erfüllung des Kinderwunsches zu einem späteren Zeitpunkt kann auch Gewebe aus den Eierstöcken entnommen und eingefroren werden. Dieses Verfahren ist noch nicht standardisiert.
Einfrieren von Samenzellen
Nicht nur für Frauen besteht die Möglichkeit, die natürliche Fruchtbarkeit zu verlängern. Männer können ihre Spermien ebenfalls einfrieren lassen. Häufig geschieht das vor einer Chemotherapie oder Bestrahlung aufgrund einer Krebserkrankung.
Auch als Reserve für eine mögliche künstliche Befruchtung (IVF, ICSI) oder Insemination (Samenübertragung) können Männer vorsorglich aufbereitete Spermien einfrieren lassen.
Gängig ist die Kryokonservierung von Spermien auch in Samenbanken für Spendersamen. Seit 1986 ist die Samenspende eine legale Behandlungsmethode der künstlichen Befruchtung. So können Paare, bei denen der Mann unfruchtbar ist, und Singlefrauen mithilfe von Fremdsamen (heterologe Verwendung von Samen) auf ein Kind hoffen.
Einfrieren von Hodengewebe
Eine weitere Option für Männer ist die Kryokonservierung von Hodengewebe. Das ist dann indiziert, wenn sich keine befruchtungsfähigen Samenzellen im Ejakulat befinden – z. B. weil die Samenwege verschlossen oder verklebt sind oder eine Sterilisation durchgeführt wurde. Mithilfe eines operativen Verfahrens, der sogenannten Testikulären Spermienextraktion (TESE), können unter Umständen aus Gewebeproben des Hodens bewegliche Spermien gewonnen werden. Das bei dem Eingriff entnommene Hodengewebe kann dauerhaft eingefroren werden.
Kryokonservierung: Indikation
Wann aber ist das Einfrieren von Keimzellen sinnvoll? Eine Kryokonservierung kann im Rahmen von Krebserkrankungen und den damit einhergehenden keimschädigenden Therapien zum Einsatz kommen, genauso wie bei assistierten Reproduktionstechniken oder im Zuge von „Social Freezing“.
Generell wird Frauen empfohlen, nicht allzu lange mit der Kryokonservierung zu warten. Bis zum 35. Lebensjahr kann die Qualität der Eizellen noch ausreichend gut sein, mit zunehmenden Jahren nimmt die Qualität aber deutlich ab.
Kryokonservierung bei Krebserkrankungen
Etwa 9.000 Frauen und 6.000 Männer im Alter zwischen 18 und 39 Jahren erkranken in Deutschland jährlich an Krebs. Generell ist die Prognose für junge Menschen mit Krebs gut und die Heilungschancen liegen bei etwa 80 Prozent. Die mit der Krankheit oft einhergehenden keimschädigenden Behandlungen wie Operationen, Chemotherapien und Bestrahlungen führen neben vielen anderen Nebenwirkungen mitunter auch zu einer vorübergehenden oder dauerhaften Unfruchtbarkeit.
Die Kryokonservierung ermöglicht Menschen, die durch ihre Krebserkrankung unfruchtbar werden können, das Einfrieren und die Lagerung von Eizellen, Eierstockgewebe, Spermien und Hodengewebe. So bleibt Betroffenen die Option, auch zu einem späteren Zeitpunkt ihren Kinderwunsch mit einer künstlichen Befruchtung zu erfüllen.
Kryokonservierung bei künstlicher Befruchtung
Das Einfrieren von Eizellen und Spermien ist inzwischen eine feste Komponente im Bereich der assistierten Reproduktion. Die Kryokonservierung kommt bei kinderlosen Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch hauptsächlich bei Verfahren wie der In-vitro-Fertilisation oder Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion zum Einsatz sowie bei einer assistierten Befruchtung in Form einer Übertragung von Spendersamen direkt in die Gebärmutter (Heterologe Intrauterine Insemination).
Kryokonservierung aus sozialen Gründen
„Social Freezing“ erweitert theoretisch das Zeitfenster für die Familienplanung. Seit vielen Jahren bekommen Paare zu einem immer späteren Zeitpunkt Kinder. Die Gründe dafür sind vielfältig. Vielen Frauen ist es wichtig, zunächst beruflich und finanziell unabhängig zu sein, bevor sie schwanger werden. Manchmal haben sie auch einfach noch keinen passenden Partner gefunden, mit dem sie eine Familie gründen wollen.
Da Elternschaft nicht mit der Geburt endet, sollte die Entscheidung erst in der zweiten Lebenshälfte Kinder zu bekommen, sorgfältig abgewogen werden. Sich aus Lifestyle-Gründen auf eine späte künstliche Befruchtung zu verlassen, steigert außerdem die Gefahr ungewollter Kinderlosigkeit (siehe "Wie hoch ist die Schwangerschaftsrate).
Selbstbestimmt die Entscheidung für den richtigen Zeitpunkt zum Kinderkriegen zu treffen, mag für einen gewissen Moment „unbezahlbar“ sein. Mittelfristig sind die Kosten allerdings durchaus relevant: Im Gegensatz zum „Medical Freezing“ müssen die Kosten für das Verfahren und die eventuell jahrelange Lagerung der eingefrorenen Zellen in einer Samen- oder Eizellenbank selbst getragen werden.
Ein weiterer Aspekt, den es zu berücksichtigen gibt, ist das fortschreitende Lebensalter. Früher oder später führt das Alter bei Männern und Frauen zu einer schlechteren Qualität der Keimzellen und zur Unfruchtbarkeit (Sterilität). Können nur noch Zellen mit mangelhafter Qualität gewonnen werden, nützt auch eine Kryokonservierung nicht viel.
Kryokonservierung: Risiken und Nebenwirkungen
Männer und Frauen, die das Einfrieren von Ei- und Samenzellen in Erwägung ziehen, möchten im Vorfeld natürlich wissen, ob durch das Verfahren ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen beim Baby besteht oder ob mit anderen Nebenwirkungen oder Komplikationen zu rechnen ist. Leider gibt es dazu nach wie vor noch keine ausgewerteten Langzeitstudien, da die Zahl der gezeugten Kinder durch kryokonservierte Eizellen noch zu gering sind.
Risiken während einer Schwangerschaft bestehen generell darin, wenn Frauen zu lange mit der Familiengründung warten. Je älter Frauen sind, desto höher ist das Risiko für Fehlgeburten.
Kryokonservierung: Wie hoch ist die Schwangerschaftsrate?
Wie stehen die Erfolgschancen auf eine Schwangerschaft mit eingefrorenen Ei- oder Samenzellen? Ca. 76 Prozent der aufgetauten Eizellen können mithilfe der ICSI befruchtet werden. Die durchschnittliche Chance für die Geburt eines Kindes pro Eizelle wird mit etwa acht Prozent angegeben.
Bei Frauen sinkt die Schwangerschaftsrate mit dem Alter. Eine künstliche Befruchtung ist bis zum 35. Lebensjahr am vielversprechendsten. Ab dem 45. Lebensjahr sinken die Chancen deutlich. Etwa zehn Prozent der Paare mit unerfülltem Kinderwunsch bleiben langfristig kinderlos.
Kryokonservierung: Kosten
Die Kosten für eine Kryokonservierung zum Erhalten der Fruchtbarkeit unterscheiden sich darin, ob Eizellen, Eierstockgewebe oder Spermien entnommen und eingefroren werden.
Hinzu kommen jährliche Kosten von rund 300 Euro für die Lagerung in einem Stickstofftank einer Samen- oder Eizellenbank.[10] Die Speicherung der Zellen in Stickstoff ermöglicht theoretisch eine unbegrenzte Haltbarkeit.
- Entnahme und Einfrieren von Eizellen: ca. 4.300 Euro
- Entnahme und Einfrieren von Eierstockgewebe: ca. 2.300 Euro
- Entnahme und Einfrieren von Spermien: ca. 500 Euro
Kryokonservierung: Kostenübernahme
Im Jahr 2020 hat der „Gemeinsame Bundesausschuss“, kurz G-BA, eine Richtlinie beschlossen, die die Kryokonservierung von Ei- und Samenzellen als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen (GVK) unter bestimmten Voraussetzungen anerkennt. Müssen z. B. nach wissenschaftlichen Erkenntnissen Behandlungen durchgeführt werden, die mit einer keimzellschädigenden Wirkung einhergehen, werden die Kosten übernommen. Dazu gehören folgende Therapien:
- Operative Entfernung der Keimdrüsen
- Strahlentherapie mit schädigender Wirkung auf die Keimdrüsen
- Potentiell fruchtbarkeitsschädigende Medikamente
Mit der Regelung sollen Menschen trotz keimzellschädigender Therapie die Möglichkeit bekommen, ihren Kinderwunsch durch eine künstliche Befruchtung zu einem späteren Zeitpunkt wahrwerden zu lassen.
Inwieweit eine Therapie als keimzellschädigend gilt und damit ein Leistungsanspruch bei den gesetzlichen Krankenkassen besteht, entscheidet die behandelnde Fachärztin oder der Facharzt. Einen Anspruch auf die Entnahme und Kryokonservierung von Ei- und Samenzellen ist bei Frauen bis zur Vollendung des 40. Lebensjahres, bei Männern bis zur Vollendung des 50. Lebensjahres gegeben.
Liegen keine medizinischen Gründe für die Kryokonservierung vor, müssen die Kosten selbst getragen werden.