Kurz-, Weit- oder Alterssichtigkeit, grauer Star (Katarakt) und grüner Star (Glaukom) sowie altersbedingte Makuladegeneration (AMD) – Sehstörungen und Augenkrankheiten sind heute keine Seltenheit. Wie wird das Sehvermögen beurteilt? Welche Sehstörungen gibt es? Was kann die Funktion der Augen beeinträchtigen? Was sind Anzeichen von Augenkrankheiten? Und wie kann man sich am besten davor schützen? Informiere Dich hier.
Sehvermögen: Sehstärke und Sehschwäche
Die Sehstärke gibt Aufkunft darüber, wie gut die Augen Konturen und Details wahrnehmen bzw. Dinge scharf sehen können. Beim Augenarzt wird diese durch den Sehtest ermittelt. Bei der Sehstärkenbestimmung werden Zahlen, Buchstaben oder Zeichen wie die sogenannten Landoltringe in Reihen mit unterschiedlicher Größe auf einem Bildschirm dargestellt. Je kleiner die Symbole, die man gerade noch erkennt, desto besser ist die Sehkraft oder Sehleistung.
Das Sehvermögen einer Person wird in Prozent angegeben. Medizinisch wird die Sehschärfe als Visus bezeichnet. Zur Erkennung einer Sehschwäche macht der Augenarzt eine Visuskontrolle. Ein Visus von 1,0 entspricht einem Sehvermögen von 100 % und bedeutet, dass man im Abstand von 5 Metern ein 1,5 mm großes Objekt erkennen kann. Eine Sehleistung unter 100 % kann in der Regel durch eine Sehhilfe (Brille oder Kontaktlinsen) ausgeglichen werden.
Der normale Visus ist abhängig vom Alter und liegt bei einem 20-jährigen Menschen bei etwa 1,0 – 1,6, bei einem 80-jährigen bei 0,6 – 1,0. Bei jungen Menschen ist eine Sehstärke von bis zu 200 % nicht ungewöhnlich. Mit zunehmendem Alter wird die Sehkraft jedoch immer schwächer. Bei solchen altersbedingten Sehveränderungen spricht man auch von Alterssichtigkeit oder medizinisch von Presbyopie.

Alterssichtigkeit: Wenn das Auge natürlich altert
Um Objekte in unterschiedlicher Entfernung scharf sehen zu können, besitzt das Auge die Fähigkeit, die Brechkraft der Augenlinse anzupassen. Dazu verändert es mit einem kleinen Muskel die Form der elastischen Linse, wodurch sich deren Krümmung verändert. Diese dynamische Anpassung wird Akkommodation genannt.
Ab dem Alter von 45 Jahren nimmt die Elastizität der Augenlinse – und damit auch die Akkomodationsfähigkeit – ab, was dazu führt, dass man schlechter auf den Nahbereich scharfstellen kann und häufig Probleme mit dem Lesen von Kleingedrucktem bekommt. Bei dieser nachlassenden Nahanpassungsfähigkeit der Augen handelt es sich um einen natürlichen Alterungsprozess. Mithilfe einer Lesebrille lässt sich die Altersweitsichtigkeit problemlos korrigieren. Allerdings solltest Du Dir bewusst sein, dass die Augen mit den Jahren trotz Brille immer schlechter werden können, da eine Brille das Sehproblem nicht ursächlich behebt.
Auch wenn es sich bei der Alterssichtigkeit um eine normale Begleiterscheinung des Alterns handelt, solltest Du eine Augenärztin oder einen Augenarzt aufsuchen, falls Du bemerkst, dass Du Sehprobleme hast. Denn die Ursache der Sehverschlechterung könnte auch eine Augenkrankheit sein – insb. wenn sich die Sehschwäche nur auf einem Auge bemerkbar macht. Dann gilt: Je früher erkannt, desto leichter gebannt.

Sehschwächen sind weit verbreitet: Jeder zweite Erwachsene braucht eine Brille
Wenn das Sehvermögen weniger als 100 % beträgt, wird dies als Sehschwäche oder Sehstörung bezeichnet. In Deutschland benötigt etwa jeder 2. Erwachsene eine Brille zum Ausgleich einer Sehschwäche. Dabei kann es sich um Kurz- oder Weitsichtigkeit oder um eine Hornhautverkrümmung handeln. Bei Kurzsichtigkeit werden Objekte in der Ferne unscharf gesehen, da der Augapfel zu lang ist. Dagegen ist der Augapfel bei weitsichtigen Menschen zu kurz. Dadurch ergeben sich Schwierigkeiten beim Lesen und Erkennen von Objekten im Nahbereich.
Das Ausmaß der Sehschwäche wird in Dioptrien (dpt) angegeben. Die Dioptrie ist eine Maßeinheit für die Brechkraft einer Linse. Der Wert gibt an, wie stark Brillengläser oder Kontaktlinsen sein müssen, um die Fehlsichtigkeit zu korrigieren und wieder scharf sehen zu können. Bei negativen Dioptrie-Werten (-) liegt eine Kurzsichtigkeit vor, bei positiven Dioptrie-Werten (+) eine Weitsichtigkeit.

Hornhautverkrümmung – eine häufige Sehstörung
Neben Kurz- und Weitsichtigkeit ist die Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) eine häufige Sehstörung, die meist angeboren ist. Die Hornhaut ist dabei unregelmäßig gekrümmt, so dass ein verzerrtes Bild entsteht. Ob Kurz-, Weitsichtigkeit oder Hornhautverkrümmung – Sehschwächen können durch Brille oder Kontaktlinsen ausgeglichen werden. Inzwischen ist auch eine dauerhafte Korrektur der Augenlinse mit Hilfe der sogenannten refraktiven Chirurgie möglich. Weiterführende Informationen zu diesem Thema findest Du hier: Refraktive Chirurgie.

Augenkrankheiten: Trüber Blick trotz Brille
Wenn älteren Menschen auffällt, dass sie schlecht sehen können, ist der erste Gedanke: „Ich brauche eine neue Brille“. Manchmal kann aber auch eine Augenerkrankung dahinterstecken, bei denen es mit einer stärkeren Brille nicht getan ist und die einer Behandlung bedürfen, um ein Fortschreiten der Krankheit möglichst zu verhindern. Daher ist eine regelmäßige jährliche augenärztliche Kontrolluntersuchung wichtig. Denn je früher eine Augenkrankheit erkannt wird, desto besser lässt sich diese behandeln.
Augenerkrankungen schränken das Sehvermögen in unterschiedlicher Weise ein. Neben nachlassender Sehleistung können verschiedene Symptome auftreten wie ein trüber Blick, ein verschwommenes oder verzerrtes Bild, ein eingeschränktes Sehfeld, dunkle Flecken im Gesichtsfeld oder auch eine erschwerte Anpassung an unterschiedliche Lichtverhältnisse. Zu den häufigen Augenerkrankungen im Alter zählen die altersbedingte Makuladegeneration (AMD), der graue Star (Katarakt) und der grüne Star (Glaukom).

Anzeichen der häufigsten Augenkrankheiten im Alter sind:
Altersabhängige Makuladegeneration (AMD)
Beim Lesen oder Erkennen von Bildern wird die Mitte des Sichtfeldes unscharf.
Grauer Star (Katarakt)
Die Sicht ist getrübt und verschleiert wie beim Blick durch eine Milchglasscheibe.

Grüner Star (Glaukom)
Blinde Flecken treten zunächst am Rand des Gesichtsfeldes auf – später auch in der Mitte.
Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist die Ursache jeder 2. Erblindung!
Der Gelbe Fleck, die sogenannte Makula, ist der Bereich der Netzhaut (Retina), der uns das scharfe Sehen ermöglicht. In diesem Areal sind die Sehsinneszellen am dichtesten gepackt. Ausgerechnet dieser nur wenige Millimeter große Fleck ist bei einer der Hauptursachen von Sehbehinderungen, der altersbedingten Makuladegeneration, betroffen. Denn dieses Leistungszentrum des Auges weist einen besonders regen Stoffwechsel auf. Dadurch entstehen ständig Abfallprodukte, die entsorgt werden müssen. Sobald die Entsorgung mit zunehmendem Alter nicht mehr optimal funktioniert, lagern sich Abbauprodukte, sogenannte Drusen, in der Netzhaut ab.
Im frühen Stadium verursachen diese Ablagerungen noch keine Sehprobleme. Im weiteren Verlauf der AMD kann die Sehfähigkeit im Bereich des schärfsten Sehens jedoch zunehmend verloren gehen. Objekte in der Mite des Sehfeldes erscheinen verschwommen oder verzerrt. Farben und Kontraste verblassen. Im späten Stadium zeigt sich ein grauer oder scharzer Fleck im Auge, der das Sehvermögen sichtlich beeinträchtigt. Die Stoffwechselstörung kann bis zur Erblindung führen. In Deutschland ist jeder fünfte ab 65 Jahren von einer Frühform der AMD betroffen und jede zweite Erblindung ist auf AMD zurückzuführen.

Sehprobleme: AMD durch Ernährung bremsen
In welchem Alter die Augenkrankheit beginnt und wie schnell sie voranschreitet, daran sind viele beeinflussbare Faktoren beteiligt. Neben regelmäßigen Kontrollen beim Augenarzt, kannst Du selber einiges tun, um die Sehkraft zu unterstützen. Denn die Forschung der letzten Jahre hat gezeigt, dass vor allem eine gesunde Ernährung und Mikronährstoffe für das Sehvermögen und den Erhalt des Augenlichtes eine zentrale Rolle spielen können. Nähere Tipps zur Augengesundheit findest Du hier: Vitamine für die Augen.

Ursache, Symptome & Verlauf von AMD
Erfahre hier mehr rund um die AMD und wie Du Deine Augen wirkungsvoll schützen kannst:

Jeder zweite ab 75 Jahren leidet am grauen Star (Katarakt)
Beim grauen Star, medizinisch als Katarakt bezeichnet, trübt sich die ursprünglich klare Augenlinse langsam ein. Dies ist darin begründet, dass bestimmte Stoffwechselprozesse, die für die Regeneration der Linse sorgen, im Alter nicht mehr ausreichend funktionieren. Die Betroffenen klagen über eine erhöhte Blendeempfindlichkeit und auch das Farbsehen und die benötigte Brillenstärke können sich verändern. Ab dem Alter von 75 Jahren sind etwa 40 % der Männer und 50 % der Frauen von einem Katarakt betroffen. Ohne Behandlung schreitet dabei die Trübung der Linse immer weiter voran bis zur völligen Blindheit.

Klare Sicht bei einem Katarakt - Dank Kunststofflinse
Die Behandlungsmöglichkeit des Kataraktes ist die Operation. Dabei handelt es sich um einen Routine-Eingriff, der allein in Deutschland 700.000-mal jährlich erfolgt und damit zu den häufigsten Operationen überhaupt gehört. Der ambulante Eingriff dauert in der Regel nur etwa 15-20 Minuten. Dabei wird das Auge durch einen kleinen Schnitt geöffnet und die trübe Linse durch eine künstliche Linse aus Kunststoff ersetzt. Bereits am Tag nach der Operation tritt eine Verbesserung der Sicht ein. Allerdings dauert es etwa 6 Wochen, bis das Auge die endgültige Sehstärke erreicht. Dabei kann es sogar sein, dass dann nur noch eine Lesebrille für den Nahbereich notwendig ist.

Beim grünen Star (Glaukom) ist der Sehnerv betroffen
Es gibt mehrere unterschiedliche Formen des Glaukoms, der umgangssprachlich auch als grüner Star bezeichnet wird. Allen Formen gemeinsam ist, dass der Sehnerv nach und nach unwiederbringlich geschädigt wird. Dadurch kommt es zum fortschreitenden Verlust des Augenlichts bis hin zur vollständigen Erblindung. Das Glaukom ist nach der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) die zweithäufigste Ursache für eine Erblindung in Deutschland. Die Früherkennung des Glaukoms ist im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen besonders wichtig. In Deutschland sind etwa 1 Millionen Menschen von einem Glaukom betroffen. Die Häufigkeit des Glaukoms steigt mit dem Alter an. Von den Menschen über 75 Jahren haben etwa 8 % ein Glaukom.

Das Auge gerät unter Druck
Als wichtigste Ursache des Glaukoms gilt ein zu hoher Augeninnendruck. Der hohe Druck allein verursacht jedoch keine Beschwerden und kann daher nur im Rahmen einer Vorsorge-Untersuchung beim Augenarzt festgestellt werden. Ähnlich wie ein hoher Blutdruck allein nicht immer zum Schlaganfall führt, so entsteht nicht immer ein Glaukom aus einem erhöhten Augeninnendruck, aber das Risiko wird deutlich erhöht. Insbesondere wenn zusätzliche Risikofaktoren vorliegen, sind Vorsorgeuntersuchungen beim Augenarzt wichtig.

Glaukom - Sechs Risikofaktoren
Neben einem erhöhten Augeninnendruck gibt es u.a. folgende weitere Risikofaktoren:
- Familienangehörige mit Glaukom
- Hohes Alter
- Diabetes
- Starke Kurzsichtigkeit (mehr als 5 Dioptrien)
- Einnahme bestimmter Medikamente
- Missbildungen oder Operationen am Auge

Glaukom-Früherkennung beim Augenarzt ist wichtig!
Das Gehirn gleicht das eingeschränkte Sichtfeld beim Glaukom zunächst durch das jeweils gesunde Auge aus, so dass die Betroffenen lange Zeit weder Beschwerden noch Schmerzen bemerken. Wenn der Patient das Glaukom selbst bemerkt, indem sich blinde Flecke im Sichtfeld immer weiter ausbreiten, ist die Krankheit in der Regel schon weit fortgeschritten. Daher ist die Früherkennung durch den Augenarzt beim Glaukom wichtig. Denn einmal aufgetretene Schäden sind nicht umkehrbar, aber durch eine Therapie kann das Fortschreiten des Glaukoms gebremst werden. Der Verband der Augenärzte empfiehlt daher ab dem 40. Lebensjahr alle 2 Jahre eine ärztliche Vorsorge zur Glaukom-Früherkennung.

Früherkennung von Augenerkrankungen: Was wird da untersucht?
Regelmäßige augenärztliche Vorsorgeuntersuchungen sind wichtig, um Krankheiten frühzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln. Im Rahmen der Früherkennung von Augenerkrankungen kann der:die Augenärzt:in folgende Untersuchungen vornehmen:
- Prüfung der Sehschärfe (Visus-Bestimmung)
- Gesichtsfeldmessung
- Messung des Augeninnendrucks (Tonometrie)
- Augenspiegelung (Ophthalmoskopie)
- Beurteilung des Sehnervs
- Untersuchung des vorderen Augenabschnitts
- Amsler-Gitter-Test
