Stillen ist die natürlichste Ernährung für ein Baby. Trotzdem kann es im Verlauf der Stillzeit Herausforderungen oder“ Stillprobleme” geben. Manchmal produziert der Körper der Mutter zu wenig Milch. Dadurch geraten viele junge Mütter in Sorge, dass sie ihr Baby nicht ausreichend ernähren können. Wir haben hilfreiche Tipps für Dich, wie Du die Milchbildung anregen und den Milchfluss in der Stillzeit verbessern kannst, – damit Dein Baby alles bekommt, was es zum Wachsen braucht.
Wie kommt es zur Milchbildung?
Bereits in der Schwangerschaft stellt sich der weibliche Körper auf die Milchproduktion nach der Geburt ein. Das für die Milchbildung entscheidende Hormon Prolaktin wird in der Schwangerschaft gebildet. Allerdings reichen die Mengen nicht aus, um die Milchbildung in Gang zu setzen. Die Hormone Östrogen und Progesteron arbeiten dagegen an. Erst wenn diese nach der Geburt abnehmen, entfaltet das Prolaktin seine Wirkung. Für den Milchausstoß beim Stillen ist das „Kuschelhormon“ Oxytocin entscheidend. Es sorgt dafür, dass sich die Milchgänge verengen, sodass die Milch austreten kann.

Medizinische Ursachen für eine geringe Milchmenge
Eine geringe Milchbildung hat meistens keine bedrohlichen Gründe. Ein Gespräch mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt hilft, seltene medizinische Gründe auszuschließen. Dazu gehören etwa Stoffwechselerkrankungen der Mutter wie Diabetes mellitus oder eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), die dazu führen können, dass zu wenig Muttermilch gebildet wird. Zudem können ein Nährstoffmangel der Mutter, ein Polyzystisches Ovarsyndrom (PCOS) oder eine Erkrankung der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) Auslöser für eine reduzierte Milchproduktion sein. Ebenso ist es möglich, dass ein hoher Blutverlust unter der Geburt für die verringerte Milchmenge infrage kommt.
Stillfehler als Grund für zu wenig Muttermilch
Meistens muss sich lediglich die Zusammenarbeit von Mutter und Kind etwas einspielen, damit der Milchfluss in Gang kommt. Stellschrauben sind beispielsweise:
- die Haltung beim Anlegen des Kindes an die Brust.
- zu große Stillabstände.
- fehlendes Stillen in der Nacht.
- eine zusätzliche Versorgung mit Tee, Wasser oder Säuglingsnahrung.
- eine längere Trennung von Mutter und Baby.
- eine “Saugverwirrung” beim Kind durch Schnuller, Stillhütchen, Babyflasche und ein dadurch unzureichendes Saugverhalten.
Milchmenge steigern mit dem richtigen Stillverhalten
Wenn Du die Milchbildung steigern möchtest,efrage Deine Hebamme, deine:n Gynäkolog:in oder den Kinderarzt/ die Kinderärztin. . Sie können Dich dazu umfassend beraten. Die folgenden Tipps helfen Dir dabei, dass es mit dem Stillen gut klappt:
- Lege Dein Baby sofort nach der Geburt an.
- Lasse Dir die richtige Anlegetechnik von Deiner Hebamme zeigen.
- Falls nötig, lass Dir die Technik zum Abpumpen zeigen. Lasse Dein Baby so oft trinken, wie es möchte. Lege Dein Baby stets an beide Brüste an.
- Lasse Dein Baby lange trinken.
- Vermeide - gerade am Anfang - eine Saugverwirrung durch das Anbieten verschiedener Sauger neben der Brust.
- Kuschele viel mit Deinem Baby, denn das regt die Hormone, die den Milchfluss steuern, an.
Milchbildung anregen nach Geburt: häufig Stillen
Durch häufiges Anlegen Deines Babys kannst Du zu geringe Milchmengen steigern. Denn nur wenn Dein Baby regelmäßig an Deiner Brust saugen kann, wird die Brust auch entleert und die Milchproduktion angekurbelt. Auch kann sich so neues Brustdrüsengewebe bilden, um mehr Muttermilch zu produzieren. Daher wird empfohlen, Dein Baby alle zwei bis drei Stunden oder noch häufiger zu stillen – auch nachts. Wenn Dein Kind aber mal vier oder fünf Stunden schläft, ohne trinken zu wollen, ist auch dies völlig in Ordnung.
Milchbildung fördern durch Kuscheln
Unglaublich, aber wahr: Auch durch häufiges gemeinsames Kuscheln mit Deinem Kind kannst Du die Milchmenge steigern. Vor allem ist dies der Fall, wenn Du dabei viel Hautkontakt zulässt. Auf die Art regst Du die Bildung von Oxytocin an. Infolgedessen wird der Milchfluss verbessert und so die Milchproduktion gesteigert. Also: Nimm Dein Baby häufig mit auf Deine täglichen Wege, etwa in einem Tragetuch oder einer Babytrage. Oder kuschelt Euch beide nackt unter eine Bettdecke.
Milchbildung anregen: Massage
Massagen sind ein guter Weg, um die Milchproduktion anzukurbeln, wenn sie einmal ins Stocken geraten ist. Sie wirken aber auch bei einem Milchstau und können den Milchfluss bei den ersten Stillversuchen in die Gänge bringen. Wichtig: Führe die Massagen sanft, mit gewaschenen Händen und geschnittenen Fingernägeln durch. Um eine geringe Milchbildung anzukurbeln oder den Milchfluss anzuregen, stehen Müttern folgende Massagetechniken zur Verfügung:
- die Massage zur Oxytocinausschüttung
- die Brustkompression
- die Reverse Pressure Softening Massage (RPS)
Die Massage zur Oxytocinausschüttung
Mit einer sanften Berührung Deiner Brüste und einer speziellen Brustmassage kannst Du die Oxytocinbildung fördern. Diese Massage kannst Du direkt vor dem Stillen durchführen, um Deinem Baby ausreichend Milch zur Verfügung zu stellen. Und so funktioniert die Massage:
Positioniere Deine vollständig aufgelegten Hände auf Deiner Brust. Die eine Hand liegt oben, die andere unten auf. Massiere nun mit beiden Händen Deine Brust, ohne die Handflächen auf der Haut zu verschieben. Die milchbildende Wirkung kommt dadurch zustande, dass Du die Brustdrüsen stimulierst. Lege Deine Hände danach auf eine andere Stelle der Brust auf, sodass Du die Brust am Ende an etwa drei verschiedenen Stellen massiert hast.
Du kannst alternativ auch die Massage nach Marmet zur Förderung der Oxytocinbildung anwenden. Hier massierst Du Deine Brust vom Brustansatz ausgehend mit zwei oder drei Fingern, indem Du kleine kreisende Bewegungen in Richtung Brustwarze ausführst.
Tipp: Achte auch hier darauf, dass Du bei der Massage nicht mit den Fingern über die Haut gleitest, sondern sie immer wieder neu an einer anderen Stelle aufsetzt. Diese Technik ist übrigens auch prima dazu geeignet, um bei Milchstau den Milchfluss anzuregen und verhärtete Areale aufzuweichen. Viele Mütter wenden diese Massage intuitiv an, um zu pralles Brustgewebe zu entlasten.

Die Brustkompression
Eine weitere Massagetechnik, die für einen verbesserten Milchfluss und ein gutes Entleeren der Brust sorgen kann, ist die Brustkompression. Zudem lässt sich mit dieser Methode der Fettgehalt der Milch steigern. Die Brustkompression führst Du während des Stillens folgendermaßen durch:
Nimm Deine Brust in den „C-Griff“, indem Du den Daumen oberhalb der Brust und den Mittelfinger unterhalb auflegst. Setze möglichst nahe am Brustansatz an. Übe nun Druck auf das Brustdrüsengewebe aus, indem Du die Finger leicht zusammendrückst und etwas zum Brustkorb hinziehst. Halte diesen Druck für einige Sekunden aufrecht. Wähle für Deine Finger danach eine andere Stelle und gehe wieder genauso vor. Dies machst Du so lange, bis Du Deine Brust einmal umfahren hast.
Reverse Pressure Softening Massage (RPS)
Die „Reverse Pressure Softening Massage“ (RPS) kannst Du direkt vor dem Anlegen bzw. Abpumpen anwenden. Diese Methode dient dazu, wunde Brustwarzen zu vermeiden und dem Baby ein gutes Saugverhalten zu ermöglichen. Denn vor allem beim Milcheinschuss können sich Wassereinlagerungen im Bereich der Brustwarzen bilden, die zu abgeflachten Brustwarzen führen. Dadurch kann das Baby die Brust nicht so gut fassen und so auch die Brust nicht optimal entleeren. Mit der RPS-Methode lassen sich diese Wassereinlagerungen um die Brustwarze herum reduzieren, wodurch das Baby besser saugen und die Brust entleeren kann. Tipp: Halte für diese Massagetechnik Deine Fingernägel kurz. Und so funktioniert sie:
Setze die Fingerkuppen Deiner Hände links- und rechtsseitig Deiner Brustwarze auf. Übe nun für etwa eine bis drei Minuten mit den Fingern sanften Druck in Richtung Brustkorb aus. Setze Deine Finger anschließend an eine andere Stelle auf und wiederhole die Massage.
Milchfluss anregen durch Entspannung
Wichtig für einen guten Milchfluss und eine ausreichende Milchmenge ist auch, dass Du vor dem Stillen weitestgehend entspannt bist. Stress kann dazu führen, dass der durch jede Hautstimulation ausgelöste Milchspendereflex zum Stillen ausbleibt und der Milchfluss dann auch. Ziehe Dich zum Stillen an einen Ort zurück, an dem Du Dich wohlfühlst und lehne Dich entspannt zurück.
Milchbildung anregen durch Wärme
Wärme sorgt nicht nur dafür, dass die Milch besser fließt, sondern auch, dass mehr Fett vom Drüsengewebe in die Milch gelangt. Dies gilt auch, wenn Du Muttermilch abpumpst. Legst Du vor dem Abpumpen oder während des Stillens zum Beispiel warme Kompressen auf Deine Brust, kann Dein Baby die Brust besser entleeren. Achte auch bei der Brustmassage darauf, dass Deine Hände warm sind. Denn so optimierst Du den Milchfluss und sorgst dafür, dass wieder genügend Milch nachgebildet wird.
Milchbildung anregen: Lebensmittel
Auch mit der Ernährung kannst Du die Milchmenge positiv beeinflussen. Dabei gibt es nicht das eine spezielle Lebensmittel, mit dem Deine Milch besser fließt, wie Du es Dir eigentlich wünschen würdest. Vielmehr ist es wichtig, dass Du allgemein eine gesunde Ernährung pflegst. Denn so stellst Du Deinem Baby über die Milch alle Vitamine, Mineralien und Spurenelemente zur Verfügung. Greife also beispielsweise zu:
- viel frischem Obst und Gemüse
- Milchprodukten (Joghurt, Buttermilch, Käse)
- gegartem Fisch
- magerem Fleisch (zwei- bis dreimal die Woche)
- Vollkornprodukten (da sie viel Vitamin B enthalten)
- Nüssen und Samen
- nativen pflanzlichen Ölen (ungesättigte Fettsäuren)
Dazu solltest Du etwa zwei bis drei Liter Flüssigkeit pro Tag zu Dir nehmen, am besten in Form von Wasser oder Tees. Denn in der Stillzeit hast Du aufgrund der Milchproduktion einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf.
Milchbildung anregen: Hausmittel
Hebammen empfehlen in der Stillzeit oft Stilltee, wenn die Mütter zu wenig Milch haben. Darin sind Kräuter wie Anis, Kreuzkümmel oder Fenchel enthalten, die die Milchbildung anregen sollen. Belegt ist diese Wirkung aber bislang nicht. Vorsicht ist in der Stillzeit bei Pfefferminz- und Salbeitee geboten. Denn diese Kräuter können die Milchbildung herabsetzen.
Milchbildung anregen: Abpumpen
Wenn Du Dein Kind mal nicht stillen kannst, ist das Abpumpen von Milch eine gute Lösung. Durch das Entleeren beider Brüste mithilfe einer Milchpumpe signalisierst Du Deinem Körper, dass er die Milchproduktion weiterhin aufrechterhalten soll. Auch wenn Dein Kind beim Stillen die Brüste nur unzureichend entleert hat, kannst Du den Rest im Anschluss noch abpumpen. So regst Du die Milchbildung erneut an.
Milchbildung anregen nach Kaiserschnitt
Bei einem Kaiserschnitt kannst Du Dein Baby genauso stillen wie bei einer gewöhnlichen Geburt. Denn Dein Körper hat sich während der Schwangerschaft ebenfalls auf das Stillen vorbereitet. Deine Geburt hast Du mit einer regionalen Betäubung (Periduralanästhesie (PDA)) oder einer Teilnarkose (Regionalanästhesie) bewusst miterlebt? Dann kannst Du schon frühzeitig anfangen zu stillen, in der Regel schon kurze Zeit nach dem Kaiserschnitt. Erfolgte die Geburt unter Narkose, ist etwas mehr Geduld gefragt. Schließlich musst Du erst wieder aufwachen.
Bei einem Kaiserschnitt kann der Milcheinschuss etwas später eintreten als bei einer vaginalen Geburt. Dies ist in der Regel nach drei Tagen der Fall. Doch keine Sorge: Bis es soweit ist, reicht Deinem Neugeborenen die Vormilch aus, die in Deiner Brust vor der eigentlichen Muttermilch gebildet wird. Braucht Dein Baby zunächst noch medizinische Versorgung, ist es hilfreich, die Milch abzupumpen und sie ihm zukommen zu lassen.