Gegen den Frühstückskaffee ist aus gesundheitlicher Sicht nichts einzuwenden – am besten schwarz und ungesüßt. Jetzt gibt es Hinweise, dass ein Schuss Milch vielleicht mehr nützt als schadet – vor allem der Immunabwehr.
Wirkt Milchkaffee entzündungshemmend?
Kaffee ist eines der wenigen Genussmittel, deren maßvoller Konsum der Gesundheit nützt. Das liegt vor allem an einer Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe mit ausgeprägter antioxidativer Wirkung: den Polyphenolen. In Beobachtungsstudien zeigen sich regelmäßig positive Effekte eines moderaten Kaffeegenusses (ca 3 Tassen/Tag). So scheint Kaffee die zelluläre Selbstreinigung des Körpers (Autophagie) anzukurbeln und setzt beispielsweise das Risiko für Diabetes Typ 2 und bestimmte Krebsarten herab. Häufig wird allerdings explizit davon abgeraten, Kaffee mit Milch zu verfeinern, weil die Polyphenole durch die Milchbestandteile gehemmt werden könnten. Diese Theorie scheint eine neue Untersuchung aus Dänemark zu widerlegen.
Verbindung nützt Immunzellen
Für ihr Experiment hatten die Forscher:innen in bestimmten Immunzellen (Makrophagen) künstlich Entzündungen provoziert und diese dann mit Polyphenolen zusammengebracht, wie sie in Kaffee vorkommen. Polyphenole gelten als gesundheitsfördernd, weil sie antientzündliche Wirkungen haben. Eine zweite Zellgruppe wurde mit Polyphenolen "behandelt", die zusätzlich mit Proteinen verbunden waren. Die Protein-Polypheno -Kombination war doppelt so effektiv bei der Bekämpfung der Entzündungsreaktion. "In der Studie zeigen wir, dass die entzündungshemmende Wirkung eines Polyphenols auf Immunzellen verstärkt wird, wenn es mit einer Aminosäure reagiert. Es ist also durchaus vorstellbar, dass dieser Cocktail auch beim Menschen eine günstige Wirkung auf Entzündungen haben könnte. Wir werden nun weitere Untersuchungen durchführen, zunächst im Tierversuch. Danach hoffen wir, Forschungsgelder zu erhalten, die es uns ermöglichen, die Wirkung beim Menschen zu untersuchen", sagt Professor Marianne Nissen Lund vom Fachbereich Lebensmittelwissenschaften, die die Studie leitete.
Verstärkt Milch die Kraft der Antioxidanzien?
Die besonders wirksame Verbindung aus antioxidativen Polyphenolen und Proteinen entsteht auch ganz natürlich, wenn Polyphenole mit anderen Nahrungsbestandteilen in Kontakt kommen, etwa wenn wir Milch in Kaffee gießen: "Unser Ergebnis zeigt, dass die Reaktion zwischen Polyphenolen und Proteinen auch in einigen der von uns untersuchten Kaffeegetränke mit Milch stattfindet. Die Reaktion erfolgt sogar so schnell, dass sie in keinem der bisher untersuchten Lebensmittel zu vermeiden war", sagt Marianne Nissen Lund. Sie geht daher davon aus, dass auch ein Polyphenol-reicher Smoothie (etwa Blaubeeren mit Joghurt) und ähnliche Kombinationen besondere antientzündliche Kraft entfalten könnten.
Darf‘s ein Schuss Milch sein?
Noch handelt es sich um sogenannte „In-vivo“-Experimente, also Versuche an Zellen im Labor. Für generelle Empfehlungen sollte man abwarten, bis entsprechende Ergebnisse auch im menschlichen Körper gezeigt werden können. Wer allerdings die Milch im Kaffee vermisst, darf hoffen – und vor dem Hintergrund der neuen Erkenntnisse weniger dogmatisch an die Entscheidung für oder gegen die Kaffeemilch herangehen.